Die Dustyboots haben während ihrem 27-jährigen Schaffen weit über 20 000 Tonträger verkauft. «Auf diese Zahl sind wir ein wenig stolz, zumal es sich um CDs handelt, die vorwiegend Eigenkompositionen enthalten und ohne Zutun von grossen Plattenlabels vermarktet wurden», sagt die Band mit Patrick Gwerder, Erich Strasser, Alex Gwerder, Jim Bows und Marcel Hertner. Bild: PD
Die Dustyboots haben während ihrem 27-jährigen Schaffen weit über 20 000 Tonträger verkauft. «Auf diese Zahl sind wir ein wenig stolz, zumal es sich um CDs handelt, die vorwiegend Eigenkompositionen enthalten und ohne Zutun von grossen Plattenlabels vermarktet wurden», sagt die Band mit Patrick Gwerder, Erich Strasser, Alex Gwerder, Jim Bows und Marcel Hertner. Bild: PD

Musik

«Es herrschte ein wenig Torschlusspanik»

Die legendäre Roadmusicband Dustyboots aus Muotathal spielt am Samstag ihr allerletztes Konzert. Der Mitgründer und Bandleader Alex Gwerder wird sich in Zukunft in seinen «Little Room» zurückziehen, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Mit Alex Gwerder sprach Nicole Auf der Maur


Nicole Auf der Maur: 27 Jahre haben die Dustyboots auf dem Buckel. Jetzt landen die staubigen Stiefel in einer Ecke?


Alex Gwerder: Sinnbildlich trifft das zu. Die Dustyboots sind ab dem nächstem Wochenende Geschichte.


Sie haben bereits im vergangenen September das Karrierenende angekündigt. Kamen die Fans für die restlichen Konzerte nochmals in Scharen?


Ja, wir haben realisiert, dass unsere Anhänger etwas geschockt waren über unseren Rücktritt und bei den verbleibenden Konzerten unbedingt nochmals dabei sein wollten. Unsere Auftritte, beispielsweise in den renommierten Musikclubs Stadtkeller in Luzern oder im Gaswerk in Seewen in diesem Frühjahr, waren schon Tage zuvor restlos ausverkauft. Das zeigt wohl eindeutig, dass da ein wenig Torschlusspanik herrschte.


Wie war es, mit dem Wissen aufzutreten, dass es die Dustyboots bald nicht mehr gibt?


Es gab emotionale Momente, etwa bei besonderen Locations wie dem berühmten «Rattlesnake Saloon» in München oder bei unserem allerletzten Konzert in Muotathal, das im «Bastards Place» über die Bühne ging. Da habe ich realisiert: «He, hier werde ich niemals mehr mit den Dustyboots auftreten!» Da kam bei mir sogar die Frage auf, ob der Entschluss, die Ära Dustyboots zu beenden, wirklich richtig war.


Sie sagten allerdings, dass es nie zum einem Comeback mit den Dustyboots kommen wird.


Ich bin ein Mensch, der lange und intensiv über solche Entscheidungen nachdenkt. Wenn diese mal getroffen sind, ist das für mich definitiv und endgültig. Ich bin absolut kein Fan von sogenannten Rückziehern.


Welches war das eindrücklichste Erlebnis in den 27 Jahren?


Das war nicht auf einer Bühne, sondern an einer Beerdigung. Ein Festivalveranstalter aus dem Kanton Bern ist nach langer Krankheit viel zu jung verstorben. Als ich am Schluss der Abdankung in der voll besetzten Halle unter 500 Leuten sass und der Pfarrer verkündete, dass es der letzte Wunsch des Verstorbenen war, dass ein Dustyboots-Song ab CD gespielt wird, fingen meine Beine an zu zittern. Als dann mein eigener Song «Feeling Good» erklang, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Das eindrücklichste Erlebnis aus musikalischer Sicht sind eindeutig die CD-Aufnahmen im Jahre 2010 in Memphis, USA.


Haben Sie auch Idole getroffen?


Idole möchte ich nicht unbedingt sagen, aber sicher zu erwähnen sind die Begegnungen mit dem leider auch schon verstorbenen Polo Hofer. Und ganz speziell für mich war ein Auftritt gemeinsam mit den beiden Topmusikern Krüger Brothers.


Wie werden Sie in Ihrem Zuhause die Dustyboots in Erinnerung behalten?


Da gibt es hinsichtlich meines Musikerlebens bei mir zu Hause einen wichtigen Raum: «The Little Room». In diesem zu einer gemütlichen kleinen Bar umfunktionierten Zimmer sind zahlreiche Songs entstanden, und es hängen viele Erinnerungen in Form von Bildern und Presseberichten an den Wänden. Wenn in Zukunft Momente kommen, bei denen ich das Musikerleben mit meinen Bandkollegen vermisse, werde ich mich in den «Little Room» zurückziehen und mich mit guter Musik, einem «Biärli und Zigärettli» in alte Musikerzeiten zurückversetzen.


Über 800 Konzerte waren es in Ihrer Karriere. Geht da einem auch mal was auf die Nerven?


Da gibt es wenig. Aber wenn man nach einem vierstündigen Konzert müde und abgekämpft noch die Instrumente und die ganzen technischen Anlagen abbauen und in den Bandbus hieven muss, währenddessen ein DJ uns und den Konzertbesuchern irgendwelche unpassende Songs in einem höllisch-hohen Dezibelpegel um die Ohren haut, kann das die Nerven schon strapazieren.


Lief auf der Bühne auch mal richtig was schief?


Einmal hat es ein Veranstalter zu gut mit dem Stromanschluss gemeint. Auf einmal quillte Rauch aus unseren elektronischen Geräten, und die ganze technische Anlage war innert kurzer Zeit defekt. Wir konnten unser Konzert erst mit grosser Verspätung starten. Das Ganze endete in einem mühsamen Versicherungsfall.


Werden Sie weiterhin Musik machen?


Ich persönlich werde die Gitarre und die Mundharmonika sicher nicht zu weit weglegen. Ich habe auch nie gesagt, dass ich nie mehr Musik machen werde.


Was werden Sie den Fans zum Abschluss auftischen?


Wir halten ein grosses Zelt mit passender Dekoration bereit, die ein richtiges Roadmusicfeeling verströmt. Wir werden drei ausladende Sets à 60 Minuten zum Besten geben. Wir galten ja stets als spielfreudige Band. Die allerletzte Dustyboots «Live-Note» dürfte etwa um 0.30 Uhr aus den Boxen erklingen.


Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.06.2018

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