Monica Vögele: «Wir machen keine Kunstausstellungen, sondern Kulturausstellungen.» Bild Hans-Ruedi Rüegsegger
Monica Vögele: «Wir machen keine Kunstausstellungen, sondern Kulturausstellungen.» Bild Hans-Ruedi Rüegsegger

Dies & Das

«Auch mal politisch unkorrekt sein»

Das Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon feiert am Sonntag sein 40-jähriges Bestehen. Stiftungsratspräsidentin Monica Vögele spricht über ihr Verhältnis zur Kunst, wie sich das neue Konzept bewährt und wie sie mit ihrem Team eine Ausstellung konzipiert.

Mit Monica Vögele sprach Hans-Ruedi Rüegsegger

Hans-Ruedi Rüegsegger:40 Jahre Vögele Kultur Zentrum – Sie wollten das Jubiläum zuerst gar nicht feiern. Warum?

Monica Vögele: Ja, stimmt. Ich finde, Jubiläen sind nur für den Jubilar selbst von Bedeutung, sonst für niemanden, ausser man erhält etwas gratis. Jubiläen finde ich eine Selbstbeweihräucherung.

Warum haben Sie sich umstimmen lassen?

Meine Mitarbeiter sagten: Uns gibt es schon seit 40 Jahren, das ist eine Leistung. Und ich musste sagen: Das stimmt eigentlich. Wir haben einen Weg gemacht, wir haben uns konzeptionell verändert. Und wir dürfen darüber reden.

Die Jubiläumsveranstaltung am 27. November ist ja kein Riesen-Brimborium …

Nein, ich hoffe nicht. Sie gewährt den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen. Was passiert, wenn ein Werk angeliefert wird, wie ist der Weg, bis das Werk von der Kiste an der Wand ist, ein Rückblick mit meiner Mutter und den Wegbegleitern Fritz Billeter und Erich Wessner. Es soll persönlich sein. Wir wollen durch den Inhalt überzeugen.

Erinnern Sie sich an die Eröffnung des Kulturzentrums am 4. November 1976?

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich erinnere mich an den Eröffnungstag. Ich war damals 16 und in Fribourg an der Schule. Ich erinnere mich aber an die Gespräche in den Jahren vorher, wie das Projekt aufgegleist wurde, und was es brauchte, bis es stand.

Ihr Vater Charles Vögele sammelte Kunst. Was bedeutet Ihnen Kunst?

Aufgrund der Liebe zur Ästhetik, die ich von zu Hause mitbekommen habe, habe ich Kunstgeschichte studiert. Ich habe heute aber eine kritischere Haltung der Kunst gegenüber. Wenn Kunst zu einer Währung wird, dann stimmt für mich etwas nicht mehr. Und das ist heute leider so. Wenn Kunst etwas ist, das den Betrachter berührt, bewegt und wenn er angestossen wird,aus der Schubladisierung auszubrechen, ist sie etwas vom Wunderbarsten.

Sammeln Sie auch?

Sammeln? Wo fängt sammeln an? Doch, ich sammle Fotografien aus den 20er-, 30er- und 40er-Jahren, das ist meine Leidenschaft. Aber es gibt so vieles in der Kunst, das mich berührt, dass ich mich nicht entscheiden kann, und so habe ich eine Nische gefunden. Aber ich sammle klar nach dem Aspekt: Was berührt mich – vom Inhalt her, aber auch von der Technik.

Wie hat sich das Vögele Kultur Zentrum in den 40 Jahren verändert?

Ein Meilenstein war sicher die Konzeptänderung, dass wir nun gesellschaftsrelevante Themen ausstellen und nicht mehr die klassischen monografischen Ausstellungen machen.

Was führte dazu, das Konzept zu ändern?

Der Markt ist überflutet. Es gibt unzählige Museen, Galerien, Ausstellungen, und da ist in mir das Bedürfnis gewachsen, mehr mitzugeben als nur das Betrachten von etwas Schönem. Wir möchten die Besucher – auch die Jungen – anregen, auf andere Art über wichtige Themen nachzudenken und auch Kunst anders zu betrachten.

Inwiefern hat der Diebstahl der beiden Picasso-Bilder den Entscheid beeinflusst?

Überhaupt nicht, der Entscheid zur Konzeptänderung war vorher gefallen. Er hat uns aber darin bestärkt, dass wir den richtigen Weg gewählt haben. Die Versicherungen sind so hoch, als private Institution kann man es sich fast nicht mehr leisten, grosse Meister zu zeigen.

Das Vögele Kultur Zentrum grenzt sich also klar von anderen Kunstmuseen ab …

Ich betone immer: Wir machen keine Kunstausstellungen, sondern Kulturausstellungen. Unsere Themen haben einen soziokulturellen Hintergrund – also, was beschäftigt die Gesellschaft? Und die Kunst ist nur eines der Hilfsmittel, die wir nützen, um die verschiedenen Aspekte eines Themas zu beleuchten. Wir zeigen mediale Beiträge, wir stellen wissenschaftliche Exponate aus, wir haben Musik, Theater, Literatur.

Können Sie das Publikum umschreiben?

Wir haben ein ganz breites Publikum. Zum einen die Jungen, die Schulen, die wir auch explizit holen wollen. Es sind an der heutigen Zeit interessierte Besucher, die wissen wollen, was läuft. Ein Publikum, das an Kultur interessiert ist, aber nicht unbedingt an

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

22.11.2016

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