Dies & Das
Sich über das eigene Verhalten im Netz Gedanken machen
Die Ausstellung «i.ch _ wie online leben uns verändert» im Vögele Kultur Zentrum fragt nach den Folgen der digitalisierten Welt für Individuum und Gesellschaft und macht auf Chancen und Herausforderungen aufmerksam.
Smartphones und soziale Netzwerke haben längst einen festen Platz in unserem Alltag eingenommen. Kommunikation findet zunehmend online statt. Fast pausenlos werden persönliche Informationen und Fotos ins Netz gestellt. Es wird gesurft, gelikt, gechattet und verlinkt. Doch wo steht der Mensch in dieser Entwicklung? Wie geht er mit der ständigen Erreichbarkeit um? Was bedeutet Freundschaft in der digitalen Gesellschaft? Was bleibt vom Ich in den sozialen Medien? Schützt man seine privaten Daten im Internet? Diesen und vielen anderen Fragen geht die am Sonntag beginnende neue Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon nach.
Keine digitale Konferenz
Es freut mich, dass so viele persönlich gekommen sind, wir hätten die Pressekonferenz ja auch digital abhalten können», sagte Monica Vögele, Stiftungsratspräsidentin des Vögele Kultur Zentrums gestern bei der Begrüssung lachend. Sie selbst sei ein «digital immigrant», also jemand, der die digitalen Technologien erst im Erwachsenenalter kennengelernt hat. Die beiden Kuratorinnen, Tanja Schlager und Simone Kobler, stellen in der Ausstellung «i.ch _ wie online leben uns verändert» weniger die technischen Möglichkeiten, sondern den Menschen in den Mittelpunkt der Ausstellung und laden die Besucher ein, sich über das eigene Verhalten im Netz Gedanken zu machen.
Sechs Schwerpunkte
Dafür haben sie die Ausstellung in sechs thematische Schwerpunkte gegliedert, denen sie jeweils eine Frage voranstellen. Die Ausstellung führt zuerst in den Bereich «Sprache und Emotion», mit der einleitenden Frage: «Wie sagen Sie online auf die kürzeste Art, dass Sie eine Person mögen?» Im Internet kommunizieren die Menschen mittels Kurznachrichten miteinander. Dabei werden Akronyme wie HDL (Hab dich lieb), GN8 (Gute Nacht) oder LOL (laughing out loud – laut lachen) wie selbstverständlich integriert. «Und Emotionen werden mit Smileys ausgedrückt», so Kobler. Die Installation «Murmur Study» von Christopher Baker druckt Twitter-Nachrichten, die Variationen von emotionalen Ausdrücken wie «oooh», «arg» oder «grrr» enthalten. Die monumentale Form der Installation versinnbildlicht die eigentlich unsichtbare Flut der Nachrichten. Der endlos scheinende Wasserfall aus gedrucktem Text auf Papier, der sich im Verlauf der Ausstellung auf den Boden ergiessen wird, verbindet die digitale mit der realen Welt.
Ich und das Netz
Im nächsten Bereich beleuchtet die Ausstellung die eigene Identität im Netz: «Erkennt Ihr Freund Sie in Ihrem Online-Ich?» «Ich bin der Manager meiner Identität», erklärt Schlager. Jeder User kann selbst bestimmen, welche Facette seiner Persönlichkeit er mit seinen Freunden teilt. Die Antwort ist meist ein nach oben aufgerichteter Daumen, der «gefällt mir» ausdrückt. Ob die Web-Persönlichkeit und das wahre Ich übereinstimmen, bleibt offen.
Tag ohne Smartphone
Beim Thema Kommunikation stellen die Kuratorinnen die Frage: «Wie würde Ihr Tag ohne Smartphone aussehen?» Mittelpunkt ist die Figurengruppe «Soziales Netzwerk» von Peter Picciani. Sie stellt eine Momentaufnahme dar, die dem Betrachter ein Schmunzeln entlockt. Picciani spielt mit der «verdrehten Wirklichkeit»: Die Jugendlichen kommunizieren zwar über das Mobiltelefon und interagieren, die einzelnen Figuren scheinen jedoch isoliert.
Datentransparenz und Privatsphäre
Einen weiteren Fokus legen Schlager und Kobler auf die Datentransparenz und fragen: «Wissen Sie, welche Daten von Ihnen gespeichert» werden? «Mit jedem Klick hinterlässt der User im Internet eine Datenspur.Neben der bewussten Kommunikation verraten wir unbewusst Informationen über uns», hält Schlager fest. Es entstehe eine Art Nutzerpsychogramm, das vor allem Unternehmen dient,die mit Daten handeln. «Diese verkaufen ihr Wissen über uns weiter. Es entsteht der gläserne Mensch», fügt Kobler an. Beschäftigt man sich mit dem Thema Daten, setzt man sich auch mit der Privatsphäre auseinander. «Die Privatsphäre zeigt den Unterschied zwischen ‹digital immigrants› und ‹digital nativ
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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