Film
«Der Riss ist vor allem eine Chance»
Am Sonntag stellte Maya Lalive im «Seedamm Plaza» in Pfäffikon den Film «Nah am Riss» vor. Sie sprach über das Klettern im Bergell, über Kunst und gewährte intime Einsichten in ihre Erlebniswelt.
«Die grösste Künstlerin ist die Natur. Was wir machen können, ist, mit ihr zu kommunizieren», sagte die Protagonistin der Matinée im «Seedamm Plaza» in Pfäffikon, Maya Lalive, im Interview mit Heier Lämmler, Public Relations Agent aus Horgen. Bevor der Film «Nah am Riss» gezeigt wurde, beantwortete Lalive Fragen zu ihrer Person als Künstlerin, Bergsteigerin und Autorin.Zum Beispiel jene,was sie von all dem am meisten sei. Sie sagte, ihr Wesen sei es, mehrere Seelen in einer Brust zu verspüren, was sich auch in den Tätigkeiten zeige. Die ehemalige Schwyzer Nationalrätin hatte zuvor schon in Wirtschaft, Militär und Politik Karriere gemacht, um sich nach den nicht erfolgreichen Erneuerungswahlen 2003 neu zu orientieren. «Ich hatte die bildende Kunst schon immer latent in mir», verrät die 61-Jährige. Zum Klettern sei sie jedoch eher durch Zufall gekommen.
Film über Natur und Kunst
In der südbündnerischen Talschaft des Bergell nahm sie ein Bergführer mit zum Wandern in die Region Albigna. Als sie dort waren, habe er einfach ein Seil und Klettermaterial ausgepackt und gesagt, jetzt könnten sie etwas klettern. «Ich ging dann am Seil diese drei Seillängen mit, danach habe ich gestrahlt wie nie», sagte die Bächerin. Seither stieg sie immer wieder in die Wand, eine Leidenschaft entwickelte sich. Eine Symbiose entstand: Beim Klettern geschossene Fotos dienten als Kunstvorlagen, und bei der Kunstintervention «Der Riss» an der Albignastaumauer konnte sie ihr Kletterkönnen einsetzen. Lalive, die mit vollem Namen Maya Lalive d’Epinay heisst, begann die Risse in ihrem Leben, Brüche, Klüfte und Veränderungen zu verarbeiten und künstlerisch umzusetzen. Ihr bisher grösstes Projekt war diese Installation eines 140 Meter langen und zehn Meter breiten Textils mit einem Rissmotiv in der Mitte der Albigna-Staumauer. Von der Bergsteigerin und Künstlerin Lalive handelt der Film «Nah am Riss»; sie führt mit Rolf Frey Regie und spricht selbst als Kommentatorin.
Zwei neue Bücher
Der Film verschafft einen individuellen Zugang zu den schroffen Bergen des Bergells. Neben der Kunstintervention sieht man Lalive auch einen Riss klettern. Das Echo aus dem 60 Personen umfassenden Publikum zeigte sich durchwegs positiv, viele waren beeindruckt. Quasi als Nebenprodukt von Bergsteigen und Kunst hat Lalive kürzlich zwei Bücher auf den Markt gebracht: «Soulscapes and Landmarks», ein in Inhalt dem Film ähnliches Kunstbuch, und «Mental stark am Berg» im SAC-Verlag, ein Ratgeber, wie man seine Psyche am Berg (und im Tal) stärken kann. Damit hat die Künstlerin ihre drei Standbeine komplettiert. In der Publikumsrunde wurde gefragt, ob denn der Riss nicht etwas Negatives, vom Zerfall Geprägtes sei. Lalive: «Eigentlich ist der Riss neutral, er birgt sowohl Risiko wie Chance. Ich sehe vor allem die Chance.»
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Urs Attinger
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