Annina Michels Vortrag über die Entwicklung des Kantons Schwyz war interessant und lehrreich. Bild Verena Blattmann
Annina Michels Vortrag über die Entwicklung des Kantons Schwyz war interessant und lehrreich. Bild Verena Blattmann

Dies & Das

Schwyz – vom Armenhaus der Schweiz zum erfolgreichen Kanton

Am Mittwochabend lud der Marchring – die Kulturhistorische Gesellschaft der March – zu einem spannenden Vortrag über die Entwicklung des Kantons Schwyz ein. Historikerin Annina Michel erklärte, wie der Kanton Schwyz so wohlhabend wurde.

Präsident Adrian Oberlin sowie Vorstandsmitglied Franz-Xaver Risi freuten sich, dass so viele Interessierte am Mittwochabend der Einladung zum Vortrag «Vom Familienbetrieb zum Kanton – zur Entwicklung des Standes Schwyz» ins Hotel Bären in Lachen folgten. Das mag an der kompetenten Referentin Annina Michel, Historikerin und Leiterin des Bundesbriefmuseums Schwyz, sowie am spannenden Thema gelegen haben. Der Vortrag gehört zum Programm von «Hallo Kultur!», wie Risi ausführte. Die Frage, was denn der Kanton Schwyz sei – Kanton, Bezirk, Steuerparadies, Nein-Sager-Kanton, Wohnsitz von Bauern und Bonzen – diese Frage wäre in allen Zeiten unterschiedlich beantwortet worden, ist sich Annina Michel sicher.

 

Vom Spätmittelalter bis zur heutigen Zeit

Das Spätmittelalter etwa sei nicht mit dem Heute zu vergleichen, als eine Vielzahl von geistlichen und weltlichen Herren das Sagen hatten wie das Kloster Pfäfers, St. Gallen, Rapperswil oder im inneren Teil das Kloster Einsiedeln und die Habsburger. Annina Michel führte die Zuhörer mit ihrem Referat durch einen spannenden Streifzug der Geschichte des Kantons Schwyz – vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Ende des 15. Jahrhunderts etwa gabs zwei politische Gremien. Einerseits den Rat von Schwyz, der mit wenigen, einflussreichen Häupter-Familien besetzt war, die meistens grosse Besitztümer besassen. Durch sie entwickelte sich Schwyz zur Oligarchie. Auf der anderen Seite war die Landsgemeinde in Hinter-Ibach, bei der viele Geschäfte abgewickelt wurden und an der nur Landleute (Landbesitzer) zugelassen waren.

 

Staat dient eigenen Interessen

Der 1512 geborene Dietrich In der Halden war eine prägende Figur, er war insgesamt fünf Mal Landammann, an ihm kam niemand vorbei. 1554 wurde er von König Heinrich zum Ritter geschlagen. In dieser Zeit spielte das Söldnergeschäft eine grosse Rolle und generierte im Jahr 1620 genau 37 Prozent der Einnahmen. Das Land kümmerte sich dennoch nur um das Allernötigste, der soziale Bereich liess zu wünschen übrig, Bettler schickte man einfach weg. Die Erwartung an den Staat galt dem persönlichen Vorteil. Die politische Elite sah den Staat als Familienbesitz. Die Folge: Die Obrigkeit musste ständig mit dem Unmut der Bevölkerung rechnen. Mit einer aggressiven Aussenpolitik versuchte Schwyz, sein Territorium zu vergrössern.

 

Zweiter Villmerger Krieg schränkt Schwyz massiv ein

Die grösste Krise entstand 1712, anlässlich des zweiten Villmerger Kriegs. Schwyz muss wirtschaftlich und rechtliche Einschränkungen hinnehmen und verliert die starke Position. 1798 kam es zur Helvetischen Republik, Einsiedeln, March, Höfe und Küssnacht wurden Schwyz gleichgestellt. 1802 endete die Helvetische Republik und die Kantone wurden wiederhergestellt, Untertanenland wurde zu Bezirken, wobei Schwyz immer noch versuchte, über diese Gebiete zu bestimmen. 1833 entsteht eine liberale Verfassung, unterteilt in Legislative, Exekutive und Judikative. Liberale und konservative Kräfte stritten sich, 1838 kam es zur «Prügel-Landsgemeinde». Schon bei der Wahl der Stimmenzähler brach ein Tumult aus. Im Sonderbund wollte man «die gesunden Kräfte von den vergifteten protestantischen schützen». Im November 1847 unterlag der Sonderbund und musste die Rekapitulation unterzeichnen.

 

Ablehnung der Bundesverfassung von 1848

Die Bundesverfassung, die 1848 in Kraft trat, lehnten 75 Prozent der Schwyzer ab, sie war ihnen suspekt. 1848 kam es auch zu einer neuen Kantonsverfassung, die Vorherrschaft von Schwyz wurde endgültig abgeschafft. Schwyz galt zu dieser Zeit als Armenhaus der Schweiz, die Staatskanzlei umfasste lediglich fünf Personen. Das Misstrauen dem Staat gegenüber war immer noch vorhanden. Heute zeigt sich der Kanton Schwyz als einer der erfolgreichsten und finanzkräftigsten Kantone. Eine Rolle spielte dabei der Anschluss an das Nationalstrassen-Netz mit der A3 und die tiefen Steuern. Die Schwyzer identifizieren sich eher mit dem Bezirk und der Gemeinde und sind dem Kanton gegenüber nach wie vor eher kritisch eingestellt.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Verena Blattmann

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

24.05.2024

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