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Zwei Ausserschwyzer Fotografen gehören zu den Auserwählten
Der 17-jährige Patrick Seemann-Ricard aus Wollerau und der 46-jährige Patrick Lambertz aus Lachen gehören zu den auserwählten Ausstellern für die Werkschau photoSCHWEIZ 19 in Zürich. Sie zählt zu den grössten Publikumsveranstaltungen für Fotografie in Europa.
Für mich bedeutet dies ein extrem grosser Schritt vorwärts », sagt der 17-Jährige Patrick Seemann-Ricard auf Englisch. «Es ist das erste Mal, dass meine Arbeit ausgestellt wird.Zu den auserwählten Ausstellern an einem so grossen Event zu gehören, ist auch eine grosse Ermutigung, die Fotografie weiterzuverfolgen und es zu mehr als einem Hobby zu machen. » Der Deutsch-Kanadier zog mit seinen Eltern vor fünf Jahren aus Belgien in die Schweiz,seit etwas mehr als einem Jahr wohnt er in Wollerau.
Im letzten Jahr ausgezeichnet
Patrick hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Der Jugendliche jagt gerne verlassene Gebäude – das können Schlösser, Wohnhäuser oder sogar Gefängnisse sein, zum Beispiel das ehemalige Gefängnis Berlin-Köpenick in Deutschland, das Schauplatz des SA-Terrors war. «Diese Gebäude zu fotografieren, ist für mich eine Art der Dokumentation dieser Zeitgeschehnisse, die Hunderte, wenn nicht Tausende von Leben für immer verändert haben.» Am meisten Spass hat Patrick aber an jenen Gebäuden,die scheinbar über Nacht verlassen wurden, wo Betten noch mit Überzug, ein Sofa oder ein Fernseher zurückgelassen wurden und verstaubten. Es sind solche Räume, die er auch an der photoSCHWEIZ 19 zeigen wird. Vier seiner Fotografien darf er dort ab heute bis zum 14.Januar ausstellen, gestern fand die Vernissage statt. Thema seiner Werke ist die Depression. Die Krankheit beschäftigt ihn: «Viele, die mir nahe stehen, litten darunter. Die Verfallsspuren an den Wänden der leerstehenden Gebäude symbolisieren ihren geistigen Verfall, der mit der Zeit immer weiter fortschreitet.» Es sind genau solche Werke – leidenschaftliche und mutige Arbeiten mit Tiefgang und Empathie –, die photoSCHWEIZ jährlich sucht. Im Mai 2018 erhielt Patrick Seemann-Ricard den Daniel Floersheimer Photo Scholarship,seine bisher höchste Auszeichnung. Der Jugendliche wirkt mit seinen 17 Jahren schon ziemlich erwachsen, er weiss, was er will und hat sich bereits für mehrere Universitäten beworben, darunter die ECAL in Lausanne und die Montreal’s Concordia University in Kanada.
Von Film zu Fotografie
Zum ersten Mal mit dabei ist auch Patrick Lambertz aus Lachen. Der 46-Jährige arbeitete zehn Jahre lang beim Sportartikelhersteller seines Vaters X-Bionic im Marketing und zuletzt als COO. Dabei realisierte er unter anderem Fotoshootings und Editorials für Magazine und Kataloge. Zurzeit konzentriert er sich auf die Veröffentlichung seiner Arbeiten. Lambertz hat Film in Berlin studiert und 13 Jahre lang in der Filmindustrie gearbeitet, unter anderem zusammen mit Fotografen und Regisseuren wie Wim Wenders und Rosa von Praunheim. 2009 kam er aus Deutschland in die Schweiz. Ein Deutscher befasst sich mit Schweizer Klischees Seide Leidenschaft für die Fotografie entdeckte Lambertz bereits mit 16 Jahren, als er von seinem Vater seine erste Spiegelreflexkamera geschenkt bekam. «Mit 18 habe ich begonnen,an Ausstellungen teilzunehmen und erhielt verschiedene Auszeichnungen», erzählt Lambertz. «Die Fotografie ist für mich ein Mittel, um mich mit meiner Umgebung zu befassen. Dabei beschäftige ich mich mit Motiven, Orten, Licht und Personen, die ich fotografisch festhalte, um dem Bild die Stimmung zu verleihen, die mich dazu inspiriert hat, eine Aufnahme zu machen.» Obwohl Lambertz seine Bilder erst nach Anmeldeschluss einreichte, schaffte er es in die Auswahl. «Ich freue mich sehr,dass die Arbeiten trotz der Verspätung überzeugen konnten.» Thema seiner Fotografien: Stereotypen. «Ich wollte mich einer Schweiz abseits ihrer Klischees nähern und ihr eine Bühne geben.» Den Titel «Châlets of Switzerland» hat Lambertz dabei bewusst gesetzt, um den Kontrast hervorzuheben: «Das Wort bedeutet in seiner ursprünglichen Bedeutung Baracke oder Hütte – ganz im Gegensatz zu dem, was man heute darunter versteht», erklärt er. Die Serie, an der er insgesamt vier Jahre arbeitete, umfasst 30 Motive, zwei davon wird der 46-Jährige an der Ausstellung zeigen.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Anouk Arbenz
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