Musik
«Casting-Shows sind besseres Karaoke»
Das Open Air Hoch-Ybrig präsentiert von Freitag bis Sonntag Urgesteine, Stars und Perlen der Schweizer Musikszene, darunter Polo Hofer. Die Berner Legende spricht über seine Karriere, den Kanton Schwyz und die Fussball-WM.
Mit Polo Hofer sprach Irene Lustenberger
Polo Hofer, Sie sind im März 65 Jahre alt geworden, sind nun also im Pensionsalter. Wann setzen Sie sich zur Ruhe?
Das weiss ich selbst nicht, das wissen nur die Götter (lacht).
Trotzdem treten Sie nicht mehr so oft auf wie früher ...
Ich mache nicht mehr so viel wie früher, weil ich die bessere Gage habe.
Sie haben mehrfach Gold und Platin gewonnen, mit «Alperose » den grössten Schweizer Hit aller Zeiten gelandet, mehrere Prix Walo gewonnen, und in Interlaken gibt es sogar einen Amman-Hofer-Platz. Was macht den Reiz aus, trotzdem weiterhin auf der Bühne zu stehen?
Seit Anfang Juni gibt es in Bern in einem Restaurant ausserdem ein «Fumoir à Polo». Ich habe einen guten Job. Ich kann Dampf ablassen, mit Emotionen arbeiten, den Leuten Freude bereiten und bin mit interessanten Typen zusammen. Und man ist gut bezahlt.
Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?
Überzeugung, Leidenschaft, Freundlichkeit, Kommunikationstalent, überdurchschnittlicher IQ und intelligente Unterhaltung.
Welche Auszeichnung bedeutet Ihnen persönlich am meisten?
Keine. Die Prix Walos habe ich zugunsten der Schweizer Berghilfe versteigert, und die goldenen Schallplatten habe ich an die CD-Börse gebracht.
Welches waren die Tiefpunkte Ihrer Karriere?
Am ersten Gurtenfestival 1977 bin ich mit Rumpelstilz aufgetreten. Ich habe die Gage in der Garderobe an alle Beteiligten ausbezahlt. Ich selbst hatte am Schluss 5000 Franken. Als ich zu Hause angekommen bin, habe ich gemerkt, dass ich das Geld nicht mehr habe. Ich ging zurück und suchte es, habe es aber nicht mehr gefunden. Das heisst, dass ich an diesem Abend alle anderen ausbezahlt habe, ich selbst habe aber gratis gespielt. Und das war bis dato die beste Gage, die ich bekommen habe. Ich weiss noch genau, was der Security-Mann gesagt hat: «Also Polo, i luege, wie wenn‘s dini eigete Ouge wäre.» (lacht)
Wir haben es erwähnt: «Alperose » ist der grösste Schweizer Hit aller Zeiten. Wie ist er überhaupt entstanden?
Von 1973 bis 1978 habe ich zusammen mit Hanery Amman die meisten Lieder von Rumpelstilz geschrieben. Danach haben wir uns getrennt, und beide haben eine eigene Band gegründet. Er hat begonnen, Demos zu machen, unter anderem 1981 das Lied «All alone and proud». 1984 habe ich dann Hanerys Organisten in meine Schmetterband aufgenommen, und dieser gab mir eine Aufnahme dieses – unveröffentlichten – Liedes. Ich hörte mir das Lied an und wusste sofort, dass das ein Hit wird. Hanery hatte es auf Englisch gesungen, und es hatte einen anderen Inhalt. Irgendwann ist mir das Wort «Alperose » in den Sinn gekommen, das Synonym für die Swissness generell. Der Rest ist mir dann sozusagen aus der Hand geflossen. Das war 1985, und noch heute wird das Lied in der Schule gesungen. Soll ich Ihnen mal erzählen, was ich damit so erlebt habe?
Ja natürlich, erzählen Sie.
Ich wohne ja direkt am Thunersee, und wenn ich nach Bern oder Thun möchte, benütze ich manchmal das Schiff. Einmal waren dort 120 Soldaten in Uniform. Der Korporal kam zu mir und fragte: «Ihr sit doch dr Hofer?». Ich bejahte, und der Korporal schrie: «Alle Mann daher, WK-Signal los!», und aus 120 Soldaten-Handys tönte «Alperose ...» als Klingelton. Solche Dinge passieren einem wegen einem Lied, das schon 25 Jahre alt ist (lacht).
Wie hat sich das Publikum in all den Jahren verändert?
Ich bin heute eine Art Familien unterhalter. Früher kam meine Generation zu den Konzerten. Heute ist das Publikum generationenübergreifend, und die Grossmütter kommen mit ihren Enkelkindern.
Was würde Polo Hofer heute machen, wenn er mit seiner Musik keinen Erfolg gehabt hätte?
Dann wäre ich ein berühmter Journalist. Oder Kunstmaler.
Wenn Sie die Zeit zurück drehen könnten, was würden Sie anders machen?
Ich würde lernen, Klavier zu spielen. In der siebten Klasse habe ich zwar Klavierunterricht genommen. Aber ich musste immer am Mittwochnachmittag um 15 Uhr in den Unterricht. Ich schaute aus dem Fenster, sah meine Kollegen F
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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- Musik
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