Dies & Das
Highlights aus 12’000 Jahren Geschichte
Eine neue Ausstellung im Bundesbriefmuseum in Schwyz präsentiert markante Objekte aus der kantonalen Geschichte.
Der Ansatz zu dieser Ausstellung war nicht leicht. Eine Zeitspanne von 12’000 Jahren Geschehen auf dem Gebiet des heutigen Kantons Schwyz derart zu komprimieren, dass dies in einem kleinen Ausstellungsraum von der Grösse eines komfortablen Wohnzimmers Platz hat, das war eine echte Herausforderung. Und zudem 13 ganz besondere Ausstellungsstücke aus vielleicht 2000 Objekten im Fundus des Schwyzer Staatsarchivs als repräsentativ auszuwählen, das war vielleicht noch schwieriger. Aber das Wagnis hat sich gelohnt. Die gewählten Epochen und Ereignisse sind didaktisch sehr gut gewählt, historisch solide dokumentiert und werden mit wirklichen Trouvaillen präsentiert. Darunter befinden sich Objekte, die noch gar nie öffentlich gezeigt worden sind. Bildungsdirektor Michael Stähli nannte sie «erstrangig».
Monstranz voller Edelsteine aus dem Kloster Einsiedeln
Je nach Interesse faszinieren diese Ausstellungsobjekte den Besucher unerwartet stark. Da steht man vor dem Relikt eines Hirschgeweihs, das vor geschätzt 10’000 Jahren von einem Menschen im Muotatal bearbeitet worden ist. Oder da sind eine römische Münze, das von Symbolik aufgeladene Schwert des Schwyzer Landammanns oder eine aus der Zeit der Reformation überreich mit Rubinen, Diamanten, Elfenbein und Perlen verzierte Monstranz aus dem Kloster Einsiedeln zu finden. Der damit beauftragte Goldschmied aus Uri soll zwanzig Jahre daran gearbeitet haben. Die Ausstellung ist publikumswirksam angelegt und wahrt die nötige Distanz zu einem überernsten Geschichtsverständnis oder zur Verklärung. So wird der Grasbogenhut von Alois Reding gezeigt, der an der Schindellegi Napoleons Truppen wenigstens temporär geschlagen hat. Es ist so ein Hut, wie Napoleon einen trug. Weiter wird aus der Zeit des Historismus das Modell für ein wuchtiges Nationaldenkmal gezeigt, das in Schwyz hätte gebaut werden sollen. Gott sei Dank ist es nicht dazu gekommen. Oder mit leicht verschmitzter Absicht wird das Medaillon des «Kantons Schwyz äusseres Land» gezeigt, das pikanterweise noch heute bei offiziellen Anlässen vom Landweibel des Bezirks March getragen wird. Zudem ist das letzte Protokoll des alten Schwyzer Kantonsrats aus dem Jahr 1848 zu sehen und wie die Signatur von Kanzleidirektor Ambros Eberle offenbar von einem Gegner der neuen Ordnung, erzürnt ob der neuen Ordnung, wieder durchgestrichen worden ist.
Nur wenige Generationen entfernt
In der Laudatio stellte Regierungsrat Michael Stähli die rhetorische Frage, ob man aus der Geschichte lernen könne. Aus der Geschichte nicht, aber von der Erfahrung oder aus ähnlichen Mustern, meinte er. Stähli rechnete auch vor, dass Geschichte gar nicht so weit weg ist, wie man immer meine. Der Bundesbrief sei erst vor etwa 25 Generationen geschrieben worden, die Franzosenzeit liege acht Generationen zurück und der Sonderbund sechs Generationen. Das waren unsere direkten Vorfahren. Spannend ist in der kleinen Ausstellung die letzte Tafel. Sie bleibt frei, um von den Besuchern beschriftet zu werden: Welches Objekt aus dem gegenwärtigen Leben würde man zeigen, wenn man als Historiker in hundert Jahren unsere Epoche dokumentieren müsste?
Ausstellung «Schwyz – Geschichte eines Kantons»
im Bundesbriefmuseum Schwyz. Dauer bis am 4. November 2024 mit folgenden Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von jeweils 10 bis 17 Uhr.
Einsiedler Anzeiger / Josias Clavadetscher
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