Balz Ettmüller (links) und Projektleiter Niklaus Lenherr (rechts) besprachen mit Ivan Marty (Mitte), dem Programmverantwortlichen der Ital-Reding-Stiftung, den Verlauf des mobilen Lyrikweges. Bild: Melanie Schnider
Balz Ettmüller (links) und Projektleiter Niklaus Lenherr (rechts) besprachen mit Ivan Marty (Mitte), dem Programmverantwortlichen der Ital-Reding-Stiftung, den Verlauf des mobilen Lyrikweges. Bild: Melanie Schnider
Literatur soll verbreitet werden - 1

Literatur

Literatur soll verbreitet werden

Gestern wurde der mobile Lyrikweg in Schwyz anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Nobelpreises von Carl Spitteler aufgebaut.

Bei morgendlicher Kälte schlugen Balz Ettmüller und Niklaus Lenherr Holzpflöcke in die Wiese neben dem Ital-Reding- Haus in Schwyz und schraubten weisse Platten mit abgedruckten Gedichten daran fest. Ihre Mission war der Aufbau des mobilen, temporären Lyrikweges «1919 meets 2019» und damit die Verbreitung von sprachlichen Kunstwerken. «Mit dem Lyrikweg möchte ich Poesie überall in der Schweiz aufstellen und sie jederzeit für jeden zugänglich machen», erklärte der Projektleiter und Initiant Niklaus Lenherr mit einem Lächeln. Seit gestern und noch bis zum 8. Januar lädt der Lyrikweg neben dem Herrenhaus und der Ital Reding-Hofstatt zu einem kleinen, inspirierenden Rundgang ein. Das «Literatur mobil-Projekt » entstand in Kooperation mit dem Verein Carl Spitteler.

76 Autoren und Autorinnen wirkten mit


«Der mobile Lyrikweg ist Carl Spitteler gewidmet, der vor 100 Jahren den Literaturnobelpreis gewonnen hat», betonte Lenherr und erläuterte: «Carl Spitteler ist bis heute der einzige gebürtige Schweizer, der einen Nobelpreis in der Sparte Literatur entgegennehmen durfte.» Um diese Meisterleistung zu ehren und ihr zu gedenken, schrieb Lenherr bekannte Autoren und Autorinnen aus der ganzen Schweiz an mit der Bitte, Gedichte zu verfassen, die an Carl Spitteler selbst oder an sein Werk erinnern. Zehn weisse Tafeln des Lyrikweges zeigen nun eine erlesene Auswahl dieser entstandenen Gedichte. Diese illustrieren magische Momente und subjektive Empfindungen zeugen von emotionaler Ästhetik und spitzfindiger Sprachspielereien. Beispielsweise erschuf Beat Sterchi eine Hommage an den Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler aus reinen Fragen. Die Laute seines «Spoken Word»-Gedichts bewirken eine wahrhaftige Spannung beim lauten Vorlesen und lassen Spitteler dadurch erneut zum Leben erwecken. Jessica Zuan dichtete «Die ersten Regentropfen» und übersetzte ihr Gedicht sogleich auf Rätoromanisch und Französisch, um zwei weitere Schweizer Sprachregionen zum Zug kommen zu lassen. Auch Schweizer Dialekt ist in den Gedichten vertreten. Franz Hohler verfasste sein Gedicht «S Läbe» in breitestem Schweizerdeutsch.

Seit acht Jahren im Engagement der Literaturverbreitung


Gemeinsam mit seinem pensionierten Freund und Helfer Balz Ettmüller ruft Niklaus Lenherr ortswechselnde Literaturprojekte ins Leben. «Ohne Literatur kann ich nicht leben, ohne sie bin ich nicht glücklich», gestand Lenherr. «Für mich wirkt Lyrik wie eine homöopathische Dosis. Oft reicht schon ein Gedicht, um meinen Durst nach Literatur zu stillen.» Natürlich bestehe immer die Gefahr, dass jemand randaliert und beispielsweise die Tafeln aus dem Boden reisst. «Bis jetzt ist uns dies erst bei einem unserer Literaturprojekte passiert. Das war in Luzern», erzählte Lenherr nachdenklich.

Bote der Urschweiz / Melanie Schnider

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

20.11.2019

Webcode

www.schwyzkultur.ch/9UNZ47