Literatur
Erste Gesamtschau über die Korporationen
Der Verband der Schwyzer Korporationen (VSZK) hat eine Informationsschrift über diese altrechtlichen Körperschaften herausgegeben, die Einblick in eine vielfältige 1000-jährige Geschichte gibt.
Die Hülle und der Titel «Die Schwyzer Korporationen im Wandel der Zeit» kommen unspektakulär daher. Doch der Inhalt verdichtet die Essenz von 1000 Jahren und einer unglaublichen Datenfülle auf 35 Seiten. Denn die altrechtlichen Korporationen und Genossamen, um die es hier geht, gehen zum Teil bis auf die alemannische Besiedlung zurück, wo der Gemeinschaftsgedanke – die Allmeind – zur gerechten Aufteilung der Ressourcen im Vordergrund stand. Der Autor Toni Dettling ist prädestiniert für diese Gesamtschau. Sein Familienname gehörte der ältesten, grössten und ehemals staatstragenden Körperschaft, der Oberallmeindkorporation, schon zu Zeiten des Morgartenkrieges an. Er war von der Gründung des «Verbandes der Schwyzer Korporationen» 2007 bis 2015 deren Geschäftsführer, berät diese Körperschaften seit über 30 Jahren in rechtlichen Dingen und verfügt über ein grosses Hintergrundwissen.
«Die Öffnung für Frauen war notwendig und wichtig»
Dettlings Werk sei die erste «ganzheitliche Analyse und Würdigung des Schwyzer Korporationswesens», sagte der heutige Verbandspräsident Viktor Kälin gestern an der Präsentation der Broschüre in Schwyz. Toni Dettling zeigt darin die grosse Vielfalt dieser Körperschaften des öffentlichen Rechts auf. Er unterlegte ihre heutige politische und wirtschaftliche Bedeutung mit Zahlen: Die 81 altrechtlichen Korporationen und Genossamen im Kanton Schwyz – wovon die 45 wichtigsten im Verband organisiert sind – haben 30000 Mitglieder und repräsentieren damit fast ein Drittel des Stimmvolks im Kanton. Ihre Betätigungsfelder reichen von der Wald-, Alp- und Energiewirtschaft bis zum Immobilienwesen. Der Autor unterstrich das «riesige Ressourcenpotenzial an Boden, Wiesen, Holz und Wasser»: Die Korporationen verfügen über 44 Prozent der Fläche des Kantons Schwyz, wovon drei bis fünf Prozent eingezontes oder potenzielles Bauland sind. Ihr derzeit verwalteter Verkehrswert geht in die Milliarden. Die Broschüre ist jedoch nicht einfach eine heroische Geschichte über die Korporationen, sondern würdigt deren Bedeutung kritisch und zeigt erfolgreiche Strategien auf. «Es war eine faszinierende Arbeit, während der ich selber sehr viel dazulernen konnte», kommentierte Dettling seine Erfahrung. Er sei zur Einsicht gelangt, dass die Öffnung der Korporationen für die Frauen «notwendig und wichtig» war. Sie seien gut aufgestellt für die Zukunft, seien innovativ, zeigten unternehmerisches Engagement und Verantwortung für das Gesamtwohl. Die Informationsschrift wurde in einer Auflage von 6500 Exemplaren gedruckt. Einzelne Korporationen verschicken sie ihren Mitgliedern. Interessenten können sie bei ihren Korporationen holen oder auf dem Sekretariat des Verbandes (vszk.ch) bestellen.
Bote der Urschweiz / Franz Steinegger
Autor
Bote der Urschweiz
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