Literatur
Seine Comic-Helden sind Heilige
Ein Dorfpfarrer aus dem Kanton Schwyz ist Verleger von katholischen Comics. An diesen hat sogar der Papst seine helle Freude.
Was für ein herrlicher Moment, wenn Erwachsene ein Gespräch beginnen, das fast ausschliesslich aus Zitaten von Asterix-Comics besteht. So geschehen kürzlich im Pfarrhaus im schwyzerischen Alpthal bei Dorfpfarrer René Sager. «Was haben wir gelacht», würde der Chef der Normannen aus dem gleichnamigen Asterix-Band dazu sagen. Doch noch mehr als für gallische Helden interessiert sich der 38-jährige René Sager für Heilige. Seine Helden heissen Jesus, Papst Johannes Paul II., Benedikt, Charles de Foucauld oder Bernadette von Lourdes.
Junge zum Glauben führen
Sager ist Verleger von katholischen Comics. Damit will er jungen Leuten die «Schönheiten des katholischen Glaubens vermitteln. Wichtig ist, den Kindern die Botschaft zu überbringen, dass da ein Schöpfer ist, der sie liebt und einen wunderschönen Plan mit ihnen hat», so Sager. Von Religion im Sinne einer echten Überzeugung wolle man heute an den Schulen oft nichts mehr wissen. Das sei schade, denn gerade hier werde es richtig spannend. Er suchte lange nach attraktiven Mitteln und Wegen, Kindern das katholische Glaubenswissen wieder neu zu vermitteln. «Ich recherchierte und suchte nach zeitgemässem Material. Denn die letzte Generation hat es im deutschsprachigen Raum verpasst, so etwas zu entwickeln.» Auf einer Pilgerreise habe er dann gefunden, wonach er suchte. «In Lourdes entdeckte ich einen Comic über die heilige Bernadette von Lourdes. Das hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe.»
Hilfe von deutschem Industriellen
Wieder zu Hause, kontaktierte der Pfarrer einen Kollegen, der sich im Buchdruck auskannte. «Wir besprachen die Möglichkeiten, so einen Comic zu übersetzen, zu drucken und zu verkaufen. Dabei wurde uns klar, dass wir das Projekt aus Kostengründen auf Eis legen mussten.» Zum Thema wurde es erst wieder, als Sagers Bruder mit einem Kollegen nach Medjugorie, einem Wallfahrtsort in Bosnien, reiste und dort auf den deutschen Industriellen Hansi Eckert stiess. «Der Mann hatte an dem Ort beim Beichten eine Offenbarung und wollte aus Dankbarkeit unbedingt etwas unterstützen, womit der katholische Glaube weitervermittelt werden kann», erklärt Sager. So habe sein Bruder dem Deutschen vom Comic-Projekt erzählt, und bald reisten die drei Männer nach Frankreich zu dem Comic-Verlag, der «Bernadette» herausgibt. Wenig später hatten sie den Vertrag in der Tasche, der ihnen erlaubte, Bernadette und inzwischen weitere 18 Comics ins Deutsche zu übersetzen und im deutschsprachigen Raum zu vertreiben. «Alles ging völlig unkompliziert über die Bühne, ganz zu unserem Erstaunen. Noch in der Metro in Paris legten wir die weiteren Arbeitsschritte fest. Es galt, Grafiker und Übersetzer für die Comics zu finden», so Sager. Eine junge Frau habe in der Metro ihrem Gespräch gelauscht und sich ohne Umschweife als in Paris lebende freischaffende Grafikerin aus Österreich vorgestellt. Die Frau habe ihnen ihre Visitenkarte gegeben, und am folgenden Tag hätten sie bereits per Mail Kontakt aufgenommen. «Wenn der Himmel offen steht, ist alles möglich», schwärmt der Pfarrer. Seither arbeiten die vier so unterschiedlichen Leute zusammen. Inzwischen ist auch ein eigener Verlag, die Canisi-Edition mit Sitz in Gonten AI, gegründet. Insgesamt wurden bisher 15 000 Bände verkauft. Die Produktionskosten betrugen 150 000 Euro, die Eckert sponserte.
Läuterung für Pubertierende
Mit den Comics hat Pfarrer Sager gute Erfahrungen gemacht. Er erzählt die Geschichte von einem befreundeten Vater, dem seine zwei pubertierenden Knaben Sorgen bereiteten. «Der Mann war in einer schwierigen Situation. Eines Tages gab er den Jungs Charles de Foucauld zu lesen. Der war ein Trinker und Partylöwe, der später eine Bekehrung erlebte. Die Geschichte hat den Buben gefallen, sie haben sie verschlungen », schildert Sager. Nicht nur Kinder finden Gefallen an den Geschichten. Der Pfarrer hatte Gelegenheit, seine Comics Papst Benedikt anlässlich einer öffentlichen Audienz den Papst zu erleben. Er ist eine milde und liebevolle Person
Autor
Bote der Urschweiz
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