Bühne
Musik
Alvin Scheiwiller auf der grossen Opernbühne
Das knapp 13-jährige Violin-Talent aus Siebnen wirkt in der grotesk-schockierenden Oper «Leben mit einem Idioten» mit, die derzeit am Opernhaus in Zürich gespielt wird.
Sie ist surreal, schockierend und keinesfalls jugendfrei: die Oper «Leben mit einem Idioten » mit einem Libretto des russischen Schriftstellers Viktor Jerofejew nach dessen gleichnamiger Erzählung. Die Musik stammt vom deutsch-russischen Komponisten Alfred Schnittke (1934–1998). Das Werk wird derzeit am Opernhaus Zürich aufgeführt, unter der Regie von Kirill Serebrennikov. Mitten drin: das mehrfach preisgekrönte Violin-Talent Alvin Scheiwiller aus Siebnen.
Tango-Solo auf der Violine
Doch wie kommt ein knapp 13-Jähriger zu einer Rolle in ausgerechnet diesem Stück? Um es vorwegzunehmen: Der junge Mann ist nur in einer Szene auf der Bühne zu sehen. Er spielt die jugendliche Version des «Ich» genannten Protagonisten in dessen Kindheitserinnerung und dessen Sohn in einer Zukunftsvision – und spielt dabei einen Tango auf seiner Violine. «Es ist vermutlich das einzige normale Musik- Stück in dieser Oper», erzählt Alvin Scheiwiller im Gespräch und schmunzelt. Denn Schnittkes Musik ist geprägt von einer Mischung von Stilen aus den unterschiedlichsten Epochen. Sie ist so modern und absurd wie die Handlung der Oper.
Fern vom Bühnengeschehen
Vom mitunter blutrünstigen und obszönen Geschehen auf der Bühne wird Alvin Scheiwiller ferngehalten, soweit es geht. Der Plot bereite ihm keine schlaflosen Nächte. Mit den Darstellerinnen und Darstellern sei er mittlerweile bekannt. «Alle sind sehr nett.» Und das ganze Geschehen sei ja nicht echt, reine Fiktion. Wie in einem Film.
Sich im Casting durchgesetzt
Auf die Idee, sich auf ein Casting für diese Oper zu bewerben, brachte ihn Heidi-Maria Makkonen, seine Lehrerin für Barockvioline. «Sie spielt manchmal in der Philharmonia Zürich, dem Orchester des Opernhauses, und dachte, das sei etwas für mich», erzählt Scheiwiller. Sie hatte sich nicht geirrt. Er bewarb sich, trat zum Vorspielen an – und hatte die Rolle. Mit der Philharmonia Zürich spielen zu dürfen sei ein unbeschreibliches Gefühl. «Es ist, wie wenn man sich auf etwas freut und es dann unverhofft passiert», versucht er es in Worte zu fassen.
Musikalität als Herausforderung
Das Herausfordernde an seinem Tango-Solo sei der Klang, die Musikalität des Stücks. Er müsse sehr klangvoll, fliessend und doch sauber spielen. Jeder Ton solle hörbar sein, dennoch dürfe er nicht zu langsam werden. Und noch eine Herausforderung wartet auf ihn: «Ich muss mich mitten in meinem Auftritt umziehen.» Knapp drei Minuten stünden ihm zur Verfügung, um sich vom jungen «Ich» in «Ichs» imaginierten Sohn zu verwandeln. Der Weg zum grossen Auftritt am Zürcher Opernhaus war natürlich geprägt von viel Fleiss, Disziplin und natürlich Talent. Wann er das erste Mal zur Violine griff, daran kann sich Alvin Scheiwiller nicht mehr erinnern. «Schon als ich ganz klein war, wollte ich das unbedingt», erzählt er.
Erste Schritte
Mit vier Jahren unternahm er die ersten Schritte in Richtung Unterricht – mit einem «Heftli», wie er es nennt. Dies habe aber nicht besonders gut funktioniert – seine Mutter Susanne Brenner Scheiwiller, Organistin und Chorleiterin, verschaffte ihm die ersten richtigen Violinstunden. Danach besucht er eine Zeit lang die Musikschule Zürcher Oberland. An einem Meisterkurs in Interlaken lernte er dann seinen aktuellen Geigenlehrer kennen: Christian Barenius, der auch in Zürich unterrichtet. Scheiwillers Ziel: dereinst Musik zu studieren, am liebsten an der Musik-Akademie Basel. Vielleicht ergänzt mit Sprachwissenschaften – denn neben der Musik sind auch Sprachen seine Passion. Aber bis es so weit ist, besucht er das Gymnasium, derzeit die erste Klasse an der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) in Nuolen. In eine Talent-Klasse der KSA Pfäffikon will er vorerst nicht – die Baustelle schreckt ihn ab und er geniesst die Ruhe am See.
Musik liegt in der Familie
Neben dem täglich rund zweistündigen Üben an der Violine komponiert er auch und nimmt an Wettbewerben teil (siehe Kasten). Und Violine ist mittlerweile nicht seine einzige musikalische Leidenschaft: «Auch Bratsche oder Englischhorn mag ich sehr.» Unterstützt wird er von seiner Familie. Denn nicht nur seine Mutter ist Berufsmusikerin. Sein Vater Simon Scheiwiller arbeitet als Hornist, Dirigent, Komponist und Arrangeur. Und zwei seiner drei Brüder spielen ebenfalls Instrumente. «Mein jüngster Bruder ist mit zwei Jahren wohl noch zu jung», erklärt Alvin Scheiwiller und zeigt sich zuversichtlich, dass auch ihn das Musik-Fieber packen wird.
Triumph an Zürcher Musikwettbewerb
Seit gut zwei Jahren bildet Alvin Scheiwiller mit der zehnjährigen Blockflötistin Emina Tabakovic das Duo Pavone. Vergangene Woche spielte er mit ihr für den Förderpreis der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) vor – die beiden räumten prompt im Finale am Samstag den ersten Preis am Zürcher Musikwettbewerb ab – mit der Maximalpunktzahl.
Hinweis
«Leben mit einem Idioten», Opernhaus Zürich, nächste Vorstellungen: 14. / 16. / 22. November. Derniere: 1. Dezember. Mit Alvin Scheiwiller: 22. November / 1. Dezember. Beginn: 19 Uhr
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler
Autor
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