Kunst & Design
Wenn die Muse vielfach küsst …
Als gelungene Momentaufnahme der Schwyzer Kunstszene erweist sich die 11. Ausstellung des Vereins Kunst Schwyz. Sie dokumentiert eindrücklich das hohe Niveau des künstlerischen Schaffens in unserem Kanton.
Am Samstag hat in Siebnen die Vernissage der 11. Jahresausstellung des Vereins Kunst Schwyz stattgefunden. 28 Künstlerinnen und Künstler zeigen in der Werkhalle 30A bis am 19. November ihre Werke. Gina Graber Die alte Fabrikhalle an der Zürcherstrasse in Siebnen ist für Kunstausstellungen wie geschaffen – ein Glücksfall für die Künstlerinnen und Künstler aus dem Kanton Schwyz. Die zu neuem Leben erweckte, schöne Werkhalle war am Samstagabend erfüllt von den angeregten Gesprächen und dem Lachen der zahlreich erschienenen Vernissagengäste – und mit vielgestaltiger Kunst. Die Jahresausstellung findet heuer zum ersten Mal in Siebnen statt, nachdem sie zuvor in Brunnen und Rothenthurm realisiert worden war.
Unwiederbringliche Momente
Sara Jäger, Präsidentin des organisierenden Vereins Kunst Schwyz, betonte in ihrer Eröffnungsrede die Einmaligkeit dieser Ausstellung. Die gezeigten Bilder, Skulpturen, Fotografien und Objekte sind in der aktuell gezeigten Konstellation eine unwiederbringliche Momentaufnahme. Sara Jäger verglich die Jahresausstellung mit einem Mobile, einem an Fäden hängenden Objekt, das sich bei jedem Luftzug bewegt und verändert, das zwischen Ruhe, Zufall, Chaos und Ordnung wechselnde Blickwinkel offenbart und Neues entstehen lässt. Der Nagel, der das Mobile an der Decke festhält, ist die Metapher für den Verein Kunst Schwyz, ein sicherer Wert, der den Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, die Resultate ihres kreativen Schaffens öffentlich zu zeigen. Der Nagel scheint in der Tat fest verankert zu sein: Die Auswahl der gezeigten Kunstwerke ergibt ein faszinierendes und harmonisches Ganzes, die Gestaltung der Ausstellung ist aus einem Guss und lädt zum Schlendern, Verweilen und Betrachten ein. Saxofonist Pius Baumgartner vervollständigte die gelungene Vernissage mit seinen geschmeidigen Jazzstandards.
Einsiedler Kunstschaffende
Unter den 28 Ausstellenden sind auch Kunstschaffende aus der Region Einsiedeln vertreten. Olivera Kälin hat für die Ausstellung zwei Baumbilder aus ihrem Werk ausgewählt, ein Meer von Obstblüten, mit leichter Hand intuitiv gemalt und intensiv leuchtend im Ausdruck. Auch Simone de Tomasi hat sich für florale Objekte entschieden. Ein Wechsel, nachdem sie sich zuvor gerne von alten Fabrikhallen und Hafenanlagen für ihre Bilder inspirieren liess. Und doch sind ihre stacheligen Wiesenblüten aus der Perspektive eines Feldhasen weit entfernt von blumiger Glückseligkeit. Toni Ochsner ist bekannt für markante Farben und Formen. Für die Ausstellung in Siebnen hat er sich für den Werkstoff Holz entschieden. Seine zwei Wandobjekte «One Way» aus monochrom bemalten und skurril geschmückten Paletten sind augenzwinkernde Interpretationen von Stillleben. Das Gemeinschaftswerk «Herzjesuherz » von Zeno Schneider (Einsiedeln) und Koni Reichmuth (Goldau) zieht seine Betrachter in Bann. Das grosse, kitschige Herz- Jesu-Bild mit goldglänzendem Heiligenschein wird von hinten mit einer Videoanimation ergänzt, die das Herz zuerst brennen, dann anatomisch pulsieren und pochen lässt – eine Kunstinstallation, die nicht zuletzt auch zu theologischen Interpretationen animieren dürfte. Umfassend und aussergewöhnlich Von den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern aus dem restlichen Kantonsgebiet sei Jakob Waldesbühl (Goldau) erwähnt, dessen Torsi aus patiniertem Steinzeugton Kupfer und Bronze vortäuschen und doch sehr zerbrechlich sind. Oder Alessandra Beelers (Laufen BL; aufgewachsen im Kanton Schwyz) energiegeladene Sommerbilder, abstrakt und kraftvoll leuchtend. Jana Jaun (Pfäffikon SZ) zeigt Bilder an Rollen hängend, die an die Tradition alter, fernöstlicher Kunst erinnern. Jauns Malweise mit Tusche, Aquarell und Acryl gemahnen ebenfalls an chinesische und japanische Maltechniken, ganz im Gegensatz zu ihren skizzenhaft dargestellten Szenen von Gewalt und Zwang. Die Gegensätze auf Leinwand ergänzen sich an der Jahresausstellung: Transluzid zarte Gestalten von Erika Probst (Goldau), die fotorealistisch surreale Darstellung eines jungen Mannes von Oliver Kempf (Pfäffikon SZ) oder die reliefartige, abstrakte Mischtechnik von Margrit Weber-Joho (Küssnacht) seien nur als kleine Auswahl der Jahresausstellung 2017 des Vereins Kunst Schwyz hervorgehoben. Alle an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstler tragen ihren Teil zu der umfassenden und aussergewöhnlichen Ausstellung bei.
Einsiedler Anzeiger / Gina Graber
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Einsiedler Anzeiger
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