Film
Syra Marty: «Syra isch min Starname»
Roger Bürglers Film über Syra Marty, heute 88, einst eine «Sexbombe», ist ein eineinhalbstündiges Kinovergnügen. «Syra Marty – Dächli-Leni goes to Hollywood» wurde an der Weltpremiere vom Freitag im Kino Arth begeistert aufgenommen.
Ziemlich am Anfang des Films hört man Syra Martys Stimme aus dem Off. In breitem Dialekt, durchsetzt mit amerikanischen Ausdrücken, erzählt die Frau mit Jahrgang 1921, wie sie als junges Mädchen jede Woche von ihrem Zuhause, dem Rigi-Dächli, ins Klösterli ging, keinenTanz ausliess und keinen Rappen brauchte. Josefina Magdalena Marty, wie sie mit richtigem Namen heisst, ging dann nach Zürich, als erste Striptease-Tänzerin der Schweiz. Der künstlerische Start war mässig. Aber Leni war «schön zum Aluege». «Wow», würde man heute sagen. Das Kinopublikum darf sie bewundern, die Aktfotos von einst, Syras perfekten, kurvigen Körper. Das Glamourgirl war in Goldau zur damaligen Zeit ein heisses Thema. Nur hinter vorgehaltener Hand sprach man darüber. «Wysel, zeig mal d Fotene vo de Schwöschter», sagten Kollegen im Ausgang zu Syra Martys Bruder, der im Film neben anderen Zeitzeugen zu Wort kommt.
Happy mit der Arbeit
Etwas später im Dokumentarfilm sieht man erstmals auch Syra Marty in ihrem Zuhause in Florida, umrahmt von den Starfotos von einst. Noch mit faltigen 88 Jahren sieht man ihr die Tänzerin an. Die Haltung ist gerade, das Kleid eng, das Gesicht hat etwas Jugendliches, nur das Haar ist schütter. Schallend, mit frivolem Unterton, lacht sie ihre bodenständigen Sprüche weg, die auch das Kinopublikum lachen lassen. Vermutlich hat sie ihr Leben lang so gelacht in angenehmen und in schwierigen Situationen, die ungenierte Frau: «Ich habe gerne meinen Körper gezeigt. Das gefällt den Leuten. Und ich habe guten Applaus gehabt», nickt Syra Marty stolz. Sie sei happy mit ihrer Arbeit gewesen und die Männer immer gut zu ihr. Sie habe mehr Spass in den Nachtclubs gehabt als im Film.
Monroe sah sie als Konkurrenz
1947 wanderte Syra Marty – «Syra isch min Starname» – mit ihrem Mann, dem Handstandartisten Billy Frick, nach Amerika aus. Sie begegnete vielen Stars und an einem Anlass auch Marilyn Monroe. «Get that girl away» habe Marilyn gesagt, als sie Syra Marty in der Menschenmenge sah. Die blondierte Nebenbuhlerin sollte weg. Für Syra war klar: «Ich war Konkurrenz, sonst hätte sie das nicht gesagt.» Syra Marty hielt sich erstaunlich lange jung. Mit 43 Jahren hatte die Tänzerin in Deutschland nochmals einen enormen Erfolg. Was aber machte eine alternde Tänzerin? Auch Syra Marty und ihr Mann, der auch ihr Manager und Beschützer war, verleitete die Altersgrenze zum Schummeln. Billy Frick machte Syra 20 Jahre jünger und fälschte ihren Pass. Nur entsprach die Realität nicht mehr den Fotos. Eine Karriere ohne Altersvorsorge ging zu Ende. Seit dem Tod ihres Mannes lebt Syra Marty bescheiden und ziemlich einsam in ihrem Häuschen in Florida. «Ich habe das Leben genossen», sagt sie. Zum Schluss des Films sieht man, wie die rüstige Seniorin mit hohem Hut zum Strand geht. Hohe Hüte hat sie schon als junge Frau in Zürich getragen, um grösser zu wirken und aufzufallen. Sie trotzt allen Widrigkeiten des Lebens, die kleine Überlebenskünstlerin vom Goldauer Berg, die auch etwas abbekam vom Glamour Hollywoods. Und sie sagt: «Ich bin immer noch jung beim Tanzen, wenn ich träume.»
Dokumentarfilm verschlang 194 000 Franken
Regisseur Roger Bürgler bezeichnete es an der Premiere in Arth als «Riesenzufall», dass er die Bilder von Syra Marty entdeckt hatte. Erst wollte er eine spannende, vergessen gegangene Lebensgeschichte erzählen. Daraus ist nun ein eineinhalbstündiger Dokumentarfilm geworden, der mit einem Budget von 194 000 Franken realisiert worden war. Finanziert wurde der Film mit dem Eigenkapital von Roger Bürglers Produktionsfirma Kulturwerk.ch GmbH mit Sitz in Gersau. Unterstützung gab es von Privaten, Sponsoren aus der Privatwirtschaft und regionaler und nationaler Kulturund Filmförderung sowie Stiftungen. Filmemacher Stefan Prohinig erklärte an der Premiere die Herangehensweise an den Film als unüblich: «Es war ein Schuss ins Blaue. Wir flogen nach Amerika und wussten nicht, was uns erwartet.» Syra Marty überraschte die Filmcrew positiv. Doch war e
Autor
Bote der Urschweiz
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