Gallus (Markus Volpert, Bass) bei einem seiner Rezitative. Bilder Lilo Etter
Gallus (Markus Volpert, Bass) bei einem seiner Rezitative. Bilder Lilo Etter

Musik

Oratorium mit aktuellem Bezug

Mit lang anhaltendem, stehendem Applaus bekundete das Publikum am Samstagabend in der Pfarrkirche Tuggen seine Begeisterung für die Aufführung des Oratoriums «Der heilige Gallus» von Carl Greith mit Theaterszenen aus der Gegenwart von Robert Schneider.

Die feierliche Musik von Carl Greith (1828-1887), dargeboten vom Collegium Musicum St. Gallen und dem Kammerchor Oberthurgau unter der Leitung von Mario Schwarz wurde eingeleitet von Trommelschlägen des Benediktinermönchs Strabo (Hajo Förster), der dazu gemessen durch die Kirche schritt. Im ersten Teil von Greiths Oratorium vollbrachte Gallus das Wunder, die sterbenskranke Tochter Friedburga des heidnischen Feldherrn Gunzo gesund zu machen. Aus Heiden zu Beginn des Werks wurden Christen, die sich am Schluss mit mächtigem Klang zu Gott bekannten und mit freudigem Amen endeten. Auch alle vier Solisten sangen hier mit Chor und Orchester, Markus Volpert, Gallus (Bass), Sarah Maeder, Friedburga (Sopran), Marcus Ullmann, Oberpriester (Tenor) und Marcus Niedermeyr, Gunzo (Bariton).

Obdachloser Banker

Eingestreut ins Oratorium waren Szenen von Robert Schneider, der bei der Aufführung anwesend war, verlegt in die Gegenwart. Zu sehen waren Gallus (David Kieber) als mittelloser Fremder mit Teddybär, der als Papierloser von Stadtpolizist Scherrer (Jürg Adlassnigg) aufgegriffen wurde. Gunzo (Thomas Hassler) wurde zum spekulierenden Banker und seine Tochter Friedburga (Alexandra Gächter) zur verwöhnten Göre, die von Gallus geheilt werden sollte. In der dritten Szene fanden sich Stadtpolizist und Banker als Obdachlose. Zuletzt wollte Friedburga mit Gallus unter anderem gegen Tierversuche kämpfen, doch hatte er keine Kraft mehr. Die grosse Leere der Herzen, von der in den Szenen mitunter die Rede war, hatte in der Musik keine Entsprechung. In grosser Intensität griff sie manchmal weit aus, konnte aber in einem Rezitativ von Gallus im zweiten Teil überraschend leicht und filigran viel Wärme verbreiten.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.09.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/f9syLp