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Vater und Sohn mit dem «Goldenen Kräh» gewürdigt
In diesem Jahr durften mit Franz Kälin senior, «Foti Fränzel», und seinem Sohn Franz Kälin junior gleich zwei Generationen den begehrten Kulturpreis des Bezirks Einsiedeln entgegennehmen. Es war ein Abend voller Musik, Erinnerungen, Anekdoten und Dankbarkeit.
Für einmal wurde er fotografiert und für einmal war er der Gast im Kino: Franz Kälin senior, besser bekannt als «Foti Fränzel» und sein Sohn Franz Kälin junior, Besitzer der Cineboxx, durften letzten Samstag den Kulturpreis des Bezirks Einsiedeln entgegennehmen, welcher alle zwei Jahre von der Kulturkommission verliehen wird. Den würdigen Einklang in die Preisverleihung machte das Artra-Trio mit den Profimusikern Jacqueline Wachter, Thise Meyer und Laurent Girard. Zwischen den Ansprachen verwöhnten die Musiker das Publikum mit einem vielfältigen und hochstehenden Musikprogramm. Die Begeisterung beim Publikum war gross und die Lobesworte zur musikalischen Umrahmung häuften sich beim anschliessenden Apéro.
Vierter Kulturpreis
Die Präsidentin der Kulturkommission, Bezirksrätin Leta Bolli, eröffnete die Preisverleihung und begrüsste die Gäste, die Kulturpreisträger, die Mitglieder der Kulturkommission sowie Bezirksammann Hanspeter Egli und Landammann Michael Stähli. Leta Bolli informierte sogleich über den Kulturpreis, welcher vor sechs Jahren von der Kulturkommission des Bezirks Einsiedeln ins Leben gerufen wurde und nun zum vierten Mal verliehen wurde. Der Kulturpreis wird für ausserordentliche Verdienste am kulturellen Leben in Einsiedeln verliehen. Den Preis gestaltet hat der Künstler Toni Ochsner – den Goldenen Kräh. Als nächstes stand Bezirksammann Hanspeter Egli am Rednerpult. Es sei für ihn eine grosse Ehre, ein kleiner Teil dieses Nachmittags sein zu dürfen. Er dankte den beiden Preisträgern. Sie seien grosse Pioniere und ein Glücksfall für unser Dorf Einsiedeln «Unser schönes Dorf wäre nicht das, was es heute ist, wenn ihr beide nicht über Jahrzehnte hinweg die schönen und wichtigen Momente eingefangen hättet. Was Vater Franz mit der Fotokamera begann, hat Sohn Franz mit der Filmkamera weitergeführt.» Mit dem Kino habe Franz Kälin junior der Region einen Ort der Begegnung und der Kultur geschenkt. Der diesjährige Kulturpreis sei für ihn daher keine Überraschung, sondern eine logische Anerkennung ihres Lebenswerks. «Ein solch grosser Fundus ist für unseren Bezirk von grosser Bedeutung», unterstrich er seine Wertschätzung an die Kulturpreisträger. Nach den Grussworten des Bezirksammanns fiel Susanna Bingisser die Ehre zu, die beiden Preisträger in ihrer Laudatio zu würdigen (siehe unten).
Bilder sortieren und beschriften
Nach den ausführlichen Rückblicken auf die Lebenswerke der beiden Preisträger folgten zwei Filme, die sich den aktuellen Projekten und Alltag von Franz Kälin senior und junior widmeten: Besonders berührend war die Filmeinspielung über Foti Fränzel, die ihn beim Sortieren seines gigantischen Archivs zeigte. «‹Das isch ja wahnsinnig. Da habe ich etwa 30’000 Bilder, die angeschrieben und sortiert sind», erzählte er. «Am Anfang war es schwierig, da war alles ‹Chrut und Chabis›». Humorvoll erzählte er, dass man alte Bilder, von denen man nicht weiss, wer oder was darauf abgebildet ist, gleich in den Kübel schmeissen könne. Der zweite Film zeigte das neuste Projekt von Franz Kälin junior, zusammen mit Roland Ochsner: Ein Film über die Einsiedler Fasnacht mit vielen persönlichen Eindrücken. «Bodä Ärdä Lustig» wird im November 2026 in den Kinos laufen.
Preisverleihung
Nun kam es zum Höhepunkt der Veranstaltung, der Übergabe des Goldenen Kräh und des «Checks» über 5000 Franken von der Kulturkommission des Bezirks Einsiedeln an Franz Kälin senior und Franz Kälin junior. Foti Fränzel liess es sich nicht nehmen, am Mikrofon witzige Anekdoten zu erzählen und mit seinem Humor alle zum Lachen zu bringen. «Danke, dass ihr gekommen seid. Ich bin eigentlich am Ende der Stange, bin aber froh, dass ich es erlebt habe. Ich wusste bis vor Kurzem gar nicht, dass es einen Kulturpreis gibt», sagte Foti Fränzel in seiner charmanten Art und Weise. Ebenso erwähnte er, dass auch ein Jahrgänger von ihm im Publikum sässe, Sepp Kälin. Der darauf folgende Witz über einen Mann, der schon seit vier Jahren alleine an seiner Jahrgangstagung teilnimmt, brachte Foti Fränzel wieder viele Lacher ein. Seine muntere und ehrliche Art kam wie eh und je bestens rüber und man vergass, dass Foti Fränzel schon 92 Jahre alt ist. Franz Kälin junior erwähnte in seinen Dankesworten, dass der Zusammenhalt hier in Einsiedeln etwas ganz Spezielles sei. Alle seien immer mit Freude dabei, wenn er an einem neuen Projekt arbeitet. Dafür bedankte er sich bei allen herzlich. Den Abschluss machte Leta Bolli, in dem sie sich nochmals für die fantastische musikalische Umrahmung beim Artra-Trio bedankte und zum Schluss erwähnte, dass die Preisverleihungen normalerweise nicht bei den Preisträgern «zu Hause » stattfände, es sich aber in diesem Rahmen bestens anbot. Sie sprach ihren grossen Dank an alle aus, die sich für das kulturelle Lebein in Einsiedeln einsetzen. Die Vielfalt sei einzigartig und zeichne Einsiedeln aus.
Einsiedler Anzeiger / Lukas Schumacher
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Laudatio Franz Kälin senior
lsc. Ein besonderes Highlight der Preisverleihung war die Laudatio von Susanna Bingisser, Präsidentin des Kulturvereins Chärnehus. Sie blickte auf die fotografische Karriere von Franz Kälin senior zurück, der mit 16 Jahren, am 1. Mai 1948, seine Lehre im Einsiedler Fotogeschäft Stella Photo begann. Der Start in die Lehre sei jedoch nicht so reibungslos gewesen, denn es sei nicht so klar gewesen, wo Franz Kälin als Fotograf in die Berufsschule gehen sollte. So begann er die Berufsschule in Einsiedeln zusammen mit den Berufsgattungen Hufschmied und Schlosser. Erst nach einem Jahr stellte sich heraus, dass er nach Zürich in die Kunstgewerbeschule gehen sollte. Nach einer Anstellung in Tavannes in einer Papeterie mit Fotoabteilung und in Zürich bei einer Firma, die Ansichtskarten machte, wagte Franz Kälin senior 1959 den Schritt in die Selbstständigkeit zusammen mit seiner Frau Hermine. So eröffnete er in Einsiedeln an der Schmiedenstrasse sein Fotogeschäft. Franz Kälin senior fotografierte aber nicht nur beruflich, sondern auch oft und gerne in seiner Freizeit. Er war schneller als die Feuerwehr, dokumentierte Brände, Unfälle, Quartierveränderungen, Pilgerströme, Theater und Konzerte. 1961 schaffte er es sogar auf die Titelseite des Blicks – nicht als Person, wie Susanna Bingisser humorvoll anmerkte, sondern mit einem Bild des Einsturzes einer Baugrube beim Kaufhaus Waldstatt. Seit dem Panoramabrand hat Franz Kälin senior dem Einsiedler Anzeiger Fotografien geliefert. Der langjährige Redaktor Victor Kälin erinnerte sich, dass er an manchen Wochenenden nicht selten bis zu acht Veranstaltungen fotografierte. Es gab kaum eine Ausgabe des EAs ohne seine Bilder. Obwohl er nicht offiziell Teil der Redaktion war, gehörte er dazu – sein unaufgefordertes Mitdenken wurde immer sehr geschätzt. Bei hohen Würdenträgern versteckte Kälin senior seinen Schalk nicht. Bingisser erinnerte etwa an die Bischofskonferenz, als er die Geistlichen aufforderte: «Schauen Sie mir bitte auf die Haare!» Als diese seine Glatze erblickten, konnte er die erns-ten Minen für ein Foto auflockern. Das umfangreiche Fotoarchiv von Franz Kälin senior, das er selbst auf etwa 30’000 Bilder schätzt, sei für den Bezirk ein Kulturschatz sondergleichen.
Laudatio Franz Kälin junior
lsc. Dass der Bilderschatz seines Vaters etwas Spezielles ist und eine Hommage verdient hat, war Franz Kälin Junior schon vor zehn Jahren bewusst, als er den Kino-film «Foti Fränzel» über seinen Vater machte. Halb Einsiedeln pilgerte in die Cineboxx, um den bekannten Fotografen auf der Kinoleinwand zu sehen. Schon als «Büebel» hat Franz Kälin junior zu Hause den Geschwistern und Nachbarskindern Filme gezeigt und den Operateur gemimt, wie Bingisser in ihrer Laudation weiter ausführt. Er mach-te 1978 die Lehre zum Fotografen in Einsiedeln und in Zürich. Nach der Lehre widmete er sich mehr und mehr dem Film. Die Filmschule wollte er nicht besuchen, denn er sei kein Theoretiker, sondern ein Macher, er sagte sich: «Film mache chamä am bestä lejrä, wämä Film macht». Sein erster Film «Warum gerade ich» machte er mit 21 Jahren über einen Leukämiekranken. Als der Film im Kasten war, konnte Franz Kälin junior das Kino Etzel mit etwa 300 Sitzplätzen mieten. Als am Premiere-Abend aber ungefähr 800 Leute kamen, verkündete Franz Kälin junior den Gästen, die bis hinaus auf die Ochsnerstrasse anstanden, dass der Film nochmals gezeigt werde, obwohl der Kinobesitzer Albin Kälin von all dem noch gar nichts wusste. Der legendärste Film sei für Susanna Bingisser «Rampass» gewesen und der Satz «D’Roblosä-Strecki entscheidet», hat sich ihr eingeprägt. Nicht selten übernahm Franz Kälin junior für seine Filmprojekte die Regie, das Drehbuch, die Kamera, den Schnitt und den Ton selbst. Weil sich die Filmwelt jedoch nicht vorstellen könne, dass einer alleine einen guten Film machen kann, ersetze Franz Kälin junior ab und zu seinen Namen durch ein Pseudonym, wie Susanna Bingisser an der Preisverleihung durchblicken liess. Wie auch sein Vater stelle Franz Kälin junior das Interesse in den Vordergrund und nicht die finanziellen Aspekte. So machte er es möglich, dass Einsiedler Vereine ohne grosses Budget zu Profi-Filmaufnahmen und Abendfüllende Kinofilmformate kommen, wie zum Beispiel die Filme «Die Einsiedler Genossamen», «Hei wili hei. Ein Jodel-Video» oder «Die Bürgerwehr und ihr Pagat». Seit 17 Jahren schon betreibt Franz Kälin junior die Cineboxx und bereichert so die Region Einsiedeln mit seinem vielfältigen Filmangebot.
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Einsiedler Anzeiger
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