Musik
Klassik, die auch in der Bar funktioniert
Accento & Friends luden über die Pfingsttage zu vier Konzerten auf dem Hof Rüteli in Nuolen ein. Die Formationen Accento musicale, DiVent und Kulturschock zogen alle Register. Es gab Klassiker, eine Kurzversion von Mozarts «Don Giovanni» und Barock mit Jazz gespickt zu hören. Urs Bamert zog als Initiant, Organisator und Musiker alle Register und spannte den Bogen über den ganzen Kanton.
Musikalisch gab es Romantik in grosser Besetzung am Samstag, Joachim Raff und Amerikanisches sowie «Don Giovanni» am Sonntag und gestern Montag zum Abschluss Kulturschock, das kultige Kammermusikensemble aus dem Schwyzer Talkessel. Als Gastgeber stellten Brigitte Bamert und Fredi Clerc ihren Hof Rüteli zur Verfügung und sie luden im Anschluss an die Konzerte jeweils zum Apéro. Die prächtige Aussicht fand vor und nach den Konzerten Beachtung. Da Petrus nicht ganz mitspielte, wurden die Konzerte in der Remise aufgeführt. Sehr erfreulich waren die Besucherzahlen von 60 und mehr Personen pro Konzert.
Bläser und Streicher
Je ein Werk aus der frühen und aus der späteren Romantik spielte das Accento musicale in grosser Besetzung am Samstag. «Franz Berwalds Septett in B-Dur für Klarinette, Fagott, Horn und Streicher knüpft in vielen Details an Werke von Beethoven an», erklärte Urs Bamert. Als Orchesterversion bekannt ist die Serenade Nr. 1 in D-Dur, Op. 11 von Johannes Brahms. In Kleinbesetzung führten acht Musiker und Heike Schäfer am Kontrabass die Rekonstruktion der verloren gegangenen Originalbesetzung für Nonett von Jorge Rotter auf. Präzise, virtuos und mit viel Ausdruck gespielt, fand das Werk mit sechs Sätzen grosse Aufmerksamkeit und viel Beifall.
Raff, Williams und Gershwin
In diesem Jahr darf natürlich Joachim Raff nicht fehlen. «Raff ist ein Muss», sagte denn auch Urs Bamert an der Sonntagsmatinee. Dass das «Klaviertrio Nr 2 G-Dur» – mal romantisch ruhig, mal rasch, forsch oder belebt – aber nicht Pflichtaufgabe war, war der Pianistin Eleonora Em und den beiden Streichern Donat Nussbaumer und Severin Suter anzusehen. Auch wenn Urs Bamert augenzwinkernd bemerkte, Raff habe oft das Ende nicht gefunden – nach dem fulminanten Schluss folgte ein eigentlicher Kontrapunkt. Nicht nur geografisch. Der US-Amerikaner John Williams ist vor allem als Komponist von Filmmusik wie «Harry Potter» oder «Jurassic Parc» bekannt, hat aber auch «ernsthafte» Musik komponiert. Das Ensemble spielte «Air and Simple Gifts», das er zur Amtseinführung von Barack Obama komponiert hatte. Zum Schluss der Matinee folgte der Hammer: George Gershwins «Amerikaner in Paris». In diesem Werk gibt der US-amerikanische Komponist Eindrücke wieder, die ein amerikanischer Reisender im Paris der 20er-Jahre aufnimmt, wenn er durch die Strassen schlendert. Ein Werk für Orchester – am Sonntag gespielt mit Violoncelle, Klarinette und Klavier: Absolut cool.
Frauenheld und Wüstling
Ein Genuss der besonderen Art war das Konzert am Sonntagabend. Es wurde als «Don Giovanni, Taschenoper in 90 Minuten» angekündigt. Das Bläserensemble DiVent in der Besetzung mit je zwei Klarinetten, Oboen, Fagotte und Hörner liess das Publikum eintauchen in die bekannte Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper «Don Giovanni ». Mit der Erklärung: «Don Giovanni war Frauenheld und Wüstling», eröffnete Sebastian Rauchenstein die Texte zu den 19 Sätzen des Werks. Mal filigran, mal imposant gespielt faszinierten die Szenen des Don-Juan-Themas aus dem Jahr 1787 die Zuhörer.
Kulturschock am Montag
Als Gastformation hatte Urs Bamert eine Formation aus dem Schwyzer Talkessel für das Konzert vom Pfingstmontag eingeladen. Kulturschock hat als klassisches Streichquartett begonnen und ist inzwischen eines der innovativsten Kammermusikensembles im Kanton Schwyz. Gabriel Miranda und Stéphanie Scalbert (Violine), Lydia Opilik (Violine und Gesang), Cyrill Greter (Bratsche) und Severin Suter (Cello) brachten barocke Perlen, eine Mozartarie und Eigenkompositionen mit jazzigen und rockigen Einflüssen mit. Sie bewiesen, dass Kammermusik auch in einer Bar gespielt werden kann.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Frieda Suter
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