Am Dienstagabend ging die Eröffnungsfeier des Welttheaters im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln mit gegen 200 geladenen Gästen über die Bühne. Fotos: Magnus Leibundgut
Am Dienstagabend ging die Eröffnungsfeier des Welttheaters im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln mit gegen 200 geladenen Gästen über die Bühne. Fotos: Magnus Leibundgut
Das Einsiedler Trio «Tree!ouh» begleitet die Feier musikalisch: Beat Zehnder, Laura Zehnder und Noel Zehnder spielen auf (von links).
Das Einsiedler Trio «Tree!ouh» begleitet die Feier musikalisch: Beat Zehnder, Laura Zehnder und Noel Zehnder spielen auf (von links).
Hanspeter James Kälin, Präsident der Welttehatergesesellschaft
Hanspeter James Kälin, Präsident der Welttehatergesesellschaft
Livio Andreina, Regisseur
Livio Andreina, Regisseur
Abt Urban Federer
Abt Urban Federer
Lukas Bärfuss, Autor
Lukas Bärfuss, Autor

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«Was für ein Freudentag!»

Am Dienstagabend ging die Eröffnungsfeier des Welttheaters im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln mit gegen 200 geladenen Gästen über die Bühne. Hanspeter James Kälin, Präsident der Welttheatergesellschaft Einsiedeln, begrüsste die Gäste. Autor Lukas Bärfuss und Regisseur Livio Andreina führten in das Stück ein. Abt Urban Federer und Landesstatthalter Michael Stähli sprachen Grussworte.

Zu Beginn der Feier begrüsste Hanspeter James Kälin, Präsident der Welttheatergesellschaft, die illustre Gästeschar, unter der sich unter anderem der Apostolische Nuntius der Schweiz, Martin Krebs, Ständerätin Petra Gössi, die ehemaligen Bundesratsmitglieder Doris Leuthard, Christoph Blocher, Moritz Leuenberger und Ueli Maurer sowie Emil Steinberger und Anatole Taubman befanden. «Nach elf Jahren seit der letzten Spielperiode ist es nun wieder so weit», sagte Kälin: «Wir feiern heute die 17. Premie-re des Welttheaters.» Der Vorstand habe in den 90er-Jahren entschieden, auf der Basis des Stückes von Calderon, das in seiner Grundthematik aktueller denn je sei, einen zeitgenössischen Autor zu beauftragen, basierend auf dieser Grundthematik, ein Stück zu schreiben. «Das war ein grosses Wagnis und mutiger Schritt», führte Kälin aus: Die Geschichte zeige, dass sich das Welttheater immer wieder neu positioniert habe und somit die Tradition erhalten blieb.

 

«Ungebrochen ist die riesige Begeisterung für das Theater»

«Im 17. Jahrhundert entwickelte sich ein barockes Volkstheater grossen Stils», sagte Landesstatthalter Michael Stähli: Diese Aufführungen hätten oft mehrere Tage gedauert und boten dem Publikum ganze Seeschlachten, echten Geschützdonner, Musik, Feuer und zum Schluss eine Apotheose der Himmelskönigin. «Keine Angst, ganz so wild wird es heute Abend bei der Premie-re der 17. Welttheater-Spielperiode nicht zu- und hergehen», schilderte Stähli: «Ungebrochen ist aber die riesige Begeisterung fürs Theater, wie man sie in die-ser überbordenden Potenz sonst kaum anderswo antrifft und die Einsiedeln als magischen Ort fürs grosse Freilichttheater herausstechen lässt.» Seit seiner Gründung vor nunmehr Hundert Jahren bewege es sich zwischen Tradition und Moderne, zwischen spirituellen Ansprüchen und jenem, die Lebenswelt und das Lebensgefühl der Zeitgenossen zu berühren. «In den Anfangsjahren noch stark von einer religiös-spirituellen, ja göttlichen Sphäre geprägt, emanzipierte es sich zur Jahrtausendwende mit Thomas Hürlimann und Volker Hesse von den Traditionen des geistlichen Spiels», konstatierte der Regierungsrat: «Trotz allem bleiben die Einsiedler Inszenierungen, was sie von Beginn an waren: Ein Wechselspiel zwischen Klosterpforte und Welt – und ein Barometer ihrer Zeit.»

 

«Das Klosterdorf lädt die ganze Welt ein zum Fest»

Heute werde das Welttheater, bei dem es um nichts weniger als die grössten und letzten Fragen der Menschen gehe, mit jeder Spielperiode neu interpretiert, in die aktuelle Zeit und in veränderte gesellschaftliche Realität übersetzt. Livio Andreina, Regisseur des Welttheaters, sprach vom hohen Kulturgut der Gastfreundschaft, die in Einsiedeln gelebt werde: «Das Klosterdorf lädt die ganze Welt ein zum Fest.» Das Stück werde den Kindern gewidmet, zu denen es Sorge zu tragen gelte. «Wir haben den Tod geübt», schilderte Andreina: Und am nächsten Tag sei Bruno Amstad, der die Musik für das Welttheater 2024 komponiert hat, verstorben. «Wir haben gekämpft», sag-te Lukas Bärfuss, Autor des Welttheaters: «Im März 2020 sind wir aufgrund der Pandemie zum Abbruch gezwungen worden. » Aber nichtsdestotrotz hätten die Leute dieses Theater gewollt, gewünscht: «Das Welttheater bringt die Menschen dazu, sich über alle Grenzen hinweg zu treffen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.»

 

«Einisch gwünnt d’Muus, einisch dä Kater»

Denn viele würden alleine bleiben in diesen Zeiten, die Einsamkeit sei eine Geissel unserer Gesellschaft. Dabei müsste ein Welttheater nicht nur in Einsiedeln stattfinden: Vielmehr könnte es mittels Franchising als friedsames Modell für die Welt Bedeutung erlangen. «Einisch gwünnt d’Muus, einisch dä Kater», sagte Bärfuss: «Einisch bisch chli und einisch gross.» Abt Urban Federer, Gastgeber der Eröffnungsfeier, liess Chat-GPT mittels Prompt (Eingabeauftrag) eine Ansprache in den Worten von Calderon kreieren: Mit dem Resultat, dass daraus eine schwülstige, pseudobarocke Rede mit Worthülsen ohne jeglichen Inhalt und Sinn geworden sei, die nichts aussage. «Kann künstliche Intelligenz Identität geben?», fragte Abt Urban: Wir seien schliesslich alle homines ludentes, spielende Menschen, die ohne Druck der Zeit den Raum ergründen. «Der volle Mond geht auf», sagte Abt Urban: «Herzlichen Dank, dass Sie mitspielen.»

 

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

14.06.2024

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