Wird bei einem Text nur die obere Hälfte der Buchstaben gezeigt, bleibt er lesbar. Wird nur die untere Hälfte gezeigt, wird es schwierig. Eines der Beispiele der Typografin und Dozentin Christine Gertsch an ihrem Vortrag über Schriften. Bild Hans Ueli Kühni
Wird bei einem Text nur die obere Hälfte der Buchstaben gezeigt, bleibt er lesbar. Wird nur die untere Hälfte gezeigt, wird es schwierig. Eines der Beispiele der Typografin und Dozentin Christine Gertsch an ihrem Vortrag über Schriften. Bild Hans Ueli Kühni

Dies & Das

Wie eine Schrift entsteht

In der Vortragsreihe «art ufnau 2024 | Dem Wort auf der Spur» referierte die Schriftendesignerin Christine Gertsch im Vögele Kultur Zentrum.

Schrift begleitet uns auf Schritt und Tritt, man nimmt sie bewusst oder unbewusst wahr. Bewusst, wenn man etwas liest, etwa im Buch, in einer Zeitschrift, auf einem Strassenschild, auf dem Computer oder dem Handy. Unbewusst etwa auf Logos oder Plakaten, die man en passant aufnimmt. Doch welche Anforderungen an Schriften gibt es? Was macht es aus, dass wir manche Texte mit Leichtigkeit lesen und bei anderen schnell ermüden? Weshalb werden neue Schriften überhaupt entwickelt, wo es doch schon Hunderte gibt. Auf diese und andere Fragen fand die Typografin und Dozentin an der ZHdK, Christine Gertsch, eine Antwort und stellte gleich noch die von ihr entwickelte Schrift «Push» vor.

 

Wie Schrift wahrgenommen wird

Lesen sei ein vielschichtiger Prozess, erklärte die Referentin. Anhand von Beispielen zeigte sie auf, wie eine Folge von Buchstaben auch als Begriff wahrgenommen wird. Doch damit das so ist, müssen das Schriftbild klar lesbar sein und natürlich das Licht stimmen. Schriften auf farbigem oder unruhigem Hintergrund sind schlechter les-bar, wie die gezeigten Bilder klar bewiesen. Dass oft «unmögliche» Schriften verwendet werden, zeigte Gertsch anhand von Fussballer-T-Shirts einer vergangenen WM, wo man Buchstaben R und A kaum unterscheiden konnte. So zeigte die Referentin beispielsweise auch einen Text, in dem die Buchstaben in jedem Wort vertauscht waren. Solange der erste und der letzte Buchstabe richtig sind, bleibt der Text flüssig lesbar. Ein anderes Beispiel zeigte einen Text, bei dem jeweils die untere Hälfte der Buchstaben abgeschnitten wurde. Dieser Text blieb gut lesbar, während im umgekehrten Fall, also die obere Hälfte der Zeile abgeschnitten, der Text kaum noch entziffert werden konnte.

 

Eigene Schriftfamilie entwickelt

Im letzten Teil des Vortrages zeigte die Referentin dann den Entstehungsweg einer Schrift auf, die sie für ein Projekt entwickelte. Es sind unglaublich subtile Feinheiten in den Buchstaben, die einen Text lesbar machen. Gerade für längere Texte sind die Anforderungen an das Schriftbild extrem hoch, damit das Auge nicht ermüdet. Ihre eigene Schrift namens «Push» ist eher für kurze Texte wie Plakate oder Titelzeilen gedacht. Sie enthält zudem alle Sonderzeichen für 312 Sprachen mit lateinischem Alphabet und 56 Schnitte in sieben Weiten. Ein Werk, das mehr als drei Jahre in Anspruch genommen hat. Im Anschluss an das spannende Referat hatten die Besucher noch Fragen. Werden Schriften heute am Computer entworfen? Es gibt so viele Schriften, läuft man beim Entwerfen nicht Gefahr, dass man in eine Plagiats-Klage läuft? Die Gestalterin wusste auf diese und andere Fragen kompetent Antwort.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Hans Ueli Kühni

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

24.06.2024

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www.schwyzkultur.ch/ACYyDj