Musik

Fulminante Jodel-Reprise mit dem Duo Räss-Gabriel im Chärnehus

Das Duo Räss-Gabriel mit Nadja Räss und Rita Gabriel Schaub feierten im Chärnehus ihr musikalisches Wiedersehn. Sie begeisterten mit Charme, Leidenschaft und Professionalität.

15 Jahre sind es her, seit das Frauen-Duo zum letzten Mal zusammen aufgetreten ist, wie die Sängerin Nadja Räss vor Konzertbeginn erklärte. Doch dem Publikum erschien es, als hätte es nie einen Unterbruch gegeben – so vereint und eng vertraut trat die Formation auf. Bereits zwischen 1999 und 2010 waren die beiden Profi-Volksmusikerinnen (Gesang und Akkordeon) gemeinsam aufgetreten. Seit zwei Jahren probten sie wieder miteinander und hätten dabei ihrem Programm ein «Facelifting» verpasst, so erzählte Räss. «Ich wett ich chönti singe» – mit diesem Wunsch als Lied begann das Programm. «Darf I zum Tanz mit dem Franz?», so hiess der nächste Titel, zum dem Nadja Räss augenzwinkernd anmerkte, dass solche Mutter-Tochter-Gespräche wohl heute nicht mehr aktuell seien.

 

Tiefgang und Poesie

In diesem Sinn wurden viele der Stücke, die teilweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts komponiert wurden, musikalisch angepasst. Statt ungetrübter Harmonie und Eintracht, wurden Moll-Passagen und Dissonanzen eingeflochten, die den Liedern mehr Tiefgang und Poesie verliehen. Gleichzeitig verloren die Stücke niemals ihre Ursprünglichkeit und Authenzität. Der Charme der teils naiven Sprache und die Schönheit des Dialekts blieben erhalten. Stets hatte man das Gefühl, sich zu einem gemeinsamen, vergnügten Liederabend in der Bauernstube getroffen zu haben. Das Gemeinschaftsgefühl erreichte seinen Höhepunkt als Nadja Räss einen «Naturjodel-Crash-Kurs» für den ganzen Saal im Chärnehus durchführte. Während das Publikum das «summende» Fundament bildeten, legte sie dirigierend einen herzhaften Naturjodel hin. «Händ er änand, wänd er änand, händs mitenand schön» – in diesem Liedtitel war die ganze Atmosphäre beschrieben.

 

Zirkusreife Einlage

Dass Nadja Räss gesanglich wie rhetorisch nicht auf den Mund gefallen ist, war allen klar, hingegen agierte ihre Begleiterin Rita Gabriel Schaub im Hintergrund. Wie gut die beiden aufeinander eingespielt sind, zeigte sich jedoch in jenem Moment, als Räss einen kurzen Husten-Aussetzer hatte und die Akkordeonistin praktisch nahtlos den Gesangspart übernahm. Diese zirkusreife Einlage war sicher nicht eingeplant, sorgte jedoch für Furo-re und lenkte das Scheinwerferlicht für einen Moment auf die «stille» Musikerin. Höchst virtuos, mit stets aufmerksamem Blick stellte sie sich auf ihr jodelndes und juchzendes Gegenüber ein. Einfallsreich und dezent beteiligte sich Räss mal am Glockenspiel, mal an der Zither instrumental. Einfallsreich und lustig war auch das Lied mit dem Titel «Puschlavlos, das Räss während einer schlaflosen Nacht im Puschlav komponierte. Immer wieder zeigten sich die beiden Interpretinnen auf sympathische Weise von ihrer persönlichen Seite, so auch im Hochzeitslied, das Räss zur Heirat ihrer Kollegin komponiert hatte. Das stündige Konzert war rasch vorbei, der Publikum applaudierte begeistert, und in der Seele hall-te das frohe Jodeln und Jutzen lange nach.

 

Einsiedler Anzeiger / Eugen von Arb

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

21.01.2025

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