Ludovic Van Hellemont an der Ondes Martenot.
Ludovic Van Hellemont an der Ondes Martenot.
Estelle Costanzo an der Harfe. Bilder zvg
Estelle Costanzo an der Harfe. Bilder zvg

Musik

Sirene mit Fischschwanz

Am Sonntag brachten die Estelle Costanzo (Harfe) und Ludovic Van Hellemont (Ondes Martenot) Ulrich von Hutten auf der Ufenau ein Ständchen dar.

Der Humanist und Kirchenkritiker Ulrich von Hutten war eine faszinierende Gestalt – widersprüchlich wie seine Zeit, die ähnlich wie die Sagengestalt der Sirene mit ihrem hässlichen Fischschwanz die Gegensätze zwischen dem Bezaubernden höchsten Grades und dem abgründigen Elend, purer Hässlichkeit, versinnbildlicht. Wie neuere genetische Forschungen der ETH und der Universität Zürich belegen, war Ulrich zudem aller Wahrscheinlichkeit nach gar kein Mann, wie der künstlerische Leiter des «Musiksommers am Zürichsee » Manuel Bärtsch in seiner Einführung erzählte. Dementsprechend vielseitig gestaltete sich auch das bestechende Programm, das Estelle Costanzo und Ludovic Van Hellemont für die Kirche St. Peter und Paul zusammengestellt haben: Tanzmusik und adaptierte Lieder aus Huttens Zeit in einem neuen instrumentalen Gewand, stimmungsvolle Trouvaillen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und die Uraufführung der Auftragskomposition «Trockene Blumen» der lettischen Komponistin Asia Ahmetjanova.

Hervorragende Akustik im Kirchenraum

Die Ondes Martenot, ein in den 1920er-Jahre entwickeltes frühes elektronisches Instrument, bieten, wie Hellemont bei der Vorstellung seines Geräts ausführte, sechs bis sieben sehr unterschiedliche Timbres. Was er damit meinte, wurde im Konzert schnell deutlich. Im zauberhaften Stück von Asia Ahmetjanova, das der Transformation lebendiger Blumen in einen noch nach ihrem Verblühen präsenten Duft nachhorcht, füllten stets wechselnde Kombinationen aus den Klangarsenalen der beiden Instrumente den akustisch hervorragenden Kirchenraum – die Harfe bisweilen mit Tonbändern traktiert oder Bogen gestrichen.

Bei der Adaption der Stücke aus der Renaissance näherten sich die Ondes mal verblüffend den Timbres der Flöte, einem Streichinstrument oder der menschlichen Stimme an. Das Stück «Minotaure» der zeitgenössischen Komponistin Hélène Breschand für Harfe solo bildete einen bisweilen heftig ausbrechenden, zum Teil unheimlichen Höhepunkt, und Joseph Jongen, Charles Koechlin und Benjamin Britten lieferten stimmungsvolle Miniaturen. Das ideal aufeinander abgestimmte Duo kam mit der statischen «Oraison» von Olivier Messiaen, die die Ewigkeit symbolisiert und ans oftmals verklärte Ende Ulrich von Huttens auf der Ufenau denken liess, zum Abschluss des eigentlichen Programms. Nach einer Version von Camille Saint-Saëns’ Evergreen «Le Cygne» («Der Schwan») als Zugabe und langanhaltendem Applaus wurden die Gäste wieder in die Klangkulisse der Insel zu den weniger theatralischen Schwänen entlassen.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

09.07.2024

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