Literatur
«Es macht mehr Spass, über Dramen zu schreiben»
Der Altendörfler Autor Peter U. Arbenz schliesst mit «Ein schwarzer Freitag» seine Arbenz-Trilogie ab. Der Roman spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Parallelen zur heutigen Zeit finden sich aber zuhauf.
Er ist ein angesehener Mann, Gemeindepräsident von Andelfingen, Kassier der örtlichen Ersparniskasse, Hauptmann einer Kavallerie- Kompanie und Besitzer der Lindenmühle, die seit elf Generationen in Familienbesitz ist. Müller ist Jakob Arbenz aber nur halbherzig. Eigentlich zieht er Zahlenakrobatik dem Mehlstaub vor. Nach dem plötzlichen Tod seines jüngeren Bruders, der die Mühle vom Vater hätte übernehmen sollen, sieht sich Jakob Arbenz, der eine kaumännische Lehre absolvieren durfte, der Familientradition verpflichtet. Schweren Herzens gibt er nach dem Ableben seines Vaters seine Arbeit im Baumwollhandel auf. Die Finanzwelt lässt Jakob Arbenz aber nicht los, er spekuliert an der Börse – recht erfolgreich. So wird der angesehene Familienvater, der früh Witwer geworden ist, im Weinländer Dorf immer wieder um Ratschläge gefragt, wie «man Geld machen könne, ohne zu arbeiten».
Sturz in den Abgrund
Ist es Gier oder Leichtsinn? Obwohl sich Jakob Arbenz der Risiken hätte bewusst sein müssen, nimmt er Kredite auf, um seine Börsengeschäfte zu finanzieren, und setzt alles auf Gold. Am «Black Friday», dem 24. September 1869, führen Manipulationen zum freien Fall des Goldpreises und Jakob Arbenz stürzt in den Abgrund. Mit einem Griff in die Schatulle der Ersparniskasse versucht er, die Kredite zurückzuzahlen und sich so aus der Schlinge zu ziehen. Was letztlich auffliegt. Im Nachwort entschuldigt sich der Autor Peter U. Arbenz beim Arbenz Familienverein, dass er ein weiteres Mal ein «schwarzes Schaf» der Familie als Protagonisten seines Romans ausgesucht hat. «Es macht mehr Spass, über Dramen zu schreiben», sagt der Altendörfler, der den Familienverein präsidiert. «Und nur über rosa Seiten möchte man gar nicht lesen.»
Historische Fakten – fiktiver Charakter
Jakob Arbenz wird hart bestraft: Für sechs Jahre muss er ins Gefängnis, sein Besitz – darunter die Lindenmühle – wird eingezogen. Nachdem der alleinerziehende Vater von drei Kindern aus der Haft entlassen wird, ist er in seinem Dorf ein geächteter Mann und wandert in die Vereinigten Staaten aus, wo er ein neues Leben beginnt. «Wie er als junger Mann mit der Berufsfrage und der Erwartungshaltung ihm gegenüber umgegangen ist, fasziniert mich», sagt der Autor über seinen Protagonisten. «Dass Jakob Arbenz nach sechs Jahren Gefängnis wieder auf die Beine gekommen ist, hat mir imponiert.» Peter Arbenz’ Roman besticht durch umfangreiche Recherchen im Familienarchiv und historisch belegte Fakten, aber auch durch umsichtige Fiktion. «Jakobs Charakter habe ich erfunden, auf Fakten basierend», sagt der Autor. Er sieht seinen Protagonisten im Grund als einen guten, nicht als einen gierigen Menschen, eher als Opfer des Zeitgeists – superreich zu werden, ohne zu arbeiten. Offensichtlich keine «Errungenschaft » der heutigen Zeit. «Jakob pflegte den Umgang mit Industriellen und wollte dazugehören.» Auch wenn er sich als Müller an einem gewissen Wohlstand erfreute, verfügte er nicht über unbegrenzte Finanzen, was sich letztlich fatal auswirkte. «Wer hätte der Versuchung widerstehen können, Geld aus der Ersparniskasse zu nehmen, wenn die Kurse bald wieder steigen könnten?», fragt Peter Arbenz. Dem Autor gelingt es, Jakob Arbenz als einen Menschen darzustellen, der eigentlich das Gute für seine Familie will, der eigentlich gesetzestreu ist, der es aber nicht schafft, sich rechtzeitig aus dem Strudel des Börsen-Casinos zu lösen. Als Leser hegt man Sympathien für Jakob und man leidet mit ihm und seiner Familie, wenn sich die Schlinge immer enger zuzieht.
Zeitungsnotiz als Lösung
«Der Anfang und der Schluss eines Buches sind das Wichtigste aber auch das Schwierigste», sagt Peter Arbenz, der mit «Ein schwarzer Freitag» nach «Die Valdostaner» und «Drama in der Werdmühle» den dritten Band seiner Arbenz-Trilogie veröffentlicht hat. «Ich denke lange über den Anfang nach und hoffe, dass ich während des Schreibens eine Idee für den Schluss finde.» In diesem Fall sei die Pointe reiner Zufall. «Ich stiess auf eine Notiz aus dem Jahr 1948 in einer US-amerikanischen Zeitung, die mir eine Lösung offenbarte ». Letztlich lässt der Autor den Schluss aber offen. «Man weiss nicht, wie Jakobs Geschichte endet, und ich wollte sein Ende nicht erfinden.» Offen lässt Peter Arbenz auch, wie es mit Büchern weitergeht. «Bis auf Weiteres wird es keinen Arbenz-Roman mehr geben.» Was aber nicht heisst, dass in seinem Kopf nicht schon ein Buch zu einem anderen Thema entsteht …
Buch «Ein schwarzer Freitag» ISBN: 978-3-033-07869-7
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Hans-Ruedi Rüegsegger
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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- Literatur
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