Riskang, in Lachen fotografiert: "Die Allee war der perfekte Ort."
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Beat, in Tuggen fotografiert: "Ich sah zu, wie sie ein Flugzeug starteten und wie es dann am Himmel kreiste."
Beat, in Tuggen fotografiert: "Ich sah zu, wie sie ein Flugzeug starteten und wie es dann am Himmel kreiste."
Monika, in Lachen fotografiert: "Monika nahm die Kopfhaube ab und blickte mich erwartungsvoll an."
Monika, in Lachen fotografiert: "Monika nahm die Kopfhaube ab und blickte mich erwartungsvoll an."
Heinz, fotografiert in Pfäffikon: "Seine natürliche, urchige Erscheinung vermittlte mir den Eindruck, dass er mir ganz klar seine ungeschminkte Meinung sagen würde."
Heinz, fotografiert in Pfäffikon: "Seine natürliche, urchige Erscheinung vermittlte mir den Eindruck, dass er mir ganz klar seine ungeschminkte Meinung sagen würde."
Fotograf Gerd Kraft: den Moment geniessen. Bilder Gert Kraft
Fotograf Gerd Kraft: den Moment geniessen. Bilder Gert Kraft

Dies & Das

«Heutzutage schaut man sich Gesichter nicht mehr genau an»

Der Altendörfler Fotograf Gert Kraft hat während einem Jahr jeden Tag eine ihm fremde Person fotografiert. Dabei wurde er positiv überrascht, wie offen die meisten Angesprochenen für sein Projekt waren.

Gert Kraft wollte herausfinden, ob es möglich ist, fremde Menschen spontan für ein Fotografie Projekt zu gewinnen. Am 18. August 2020 startete er sein Projekt «365 +1» (365 Gesichter und ein Fotograf). Er ging nach Pfäffikon, betrat ein Velogeschäft und fragte den Geschäftsführer, ob dieser Interesse hätte, sein erstes «Face» dieses Projekts zu sein. Am nächsten Tag ging er wieder nach Pfäffikon, am dritten Tag nach Rapperswil – und bevor er’s sich noch genauer überlegen konnte, war die Halbzeit des Projekts vorbei. «Ich habe den Aufwand unterschätzt», gesteht der Altendörfler. Durchschnittlich drei Stunden pro Tag war er mit Suchen, Fotografieren, Kennenlernen, Bearbeiten und Schreiben beschäftigt. Er war sich deshalb nicht sicher, ob er das Projekt würde beenden können. «Doch ich wusste eigentlich, dass es kein Zurück gibt.» Er zogs durch – am 18. August wird er sich selbst fotografieren und damit sein letztes Foto für dieses Projekt schiessen. Dann sind es 365+1 Fotos. Wenn möglich, soll es dann auch eine Projektausstellung geben.

«Ich bin ein Störelement»


Obwohl er mit der Zeit besser wurde im Ansprechen und Aussuchen der passenden «Gesichter», sei es nie einfacher geworden. «Mir war immer bewusst, dass ich ein Störelement bin, wenn ich in die Welt dieser Person eintrete. Das hat sich während all der Zeit nie verändert.» Das sei wohl auch wichtig, denn das zeuge auch von Respekt gegenüber diesen Menschen. Nicht jeden Tag habe er Lust darauf gehabt, rauszugehen und jemanden anzusprechen. «Aber eigentlich jedes Mal ging ich mit einem Hochgefühl nach Hause, wenn es mir gelungen war, jemanden zu finden.» Überraschend für ihn war, dass mehr als 95 Prozent der Personen, die er ansprach, auch beim Projekt mitmachen wollten. «Ich hatte befürchtet, dass es schwieriger werden würde», so Kraft. «Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass sehr viel vor allem davon abhängt, ob man es selber zulässt und daran glaubt.» Etwa 75 Prozent der Fotos hat Kraft in Rapperswil aufgenommen. Die Rosenstadt habe die ideale Grösse für ein solches Projekt und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dort auf jemanden zu treffen, den der Altendörfler noch nicht kennt. Dennoch sind auch viele Fotos in Ausserschwyz entstanden. Jeder fotografierten Person hat Kraft eine Karte abgegeben, die diese ausfüllen und unterschreiben musste. Zudem schickte er ihnen am Schluss ihr Foto zu. Diese bedankten sich und hätten positives Feedback gegeben, wie der Fotograf erzählt. «Viele, vor allem Frauen, hatten ein falsches Bild von sich und waren überzeugt, dass aus dem Foto nichts werden würde. Sie hatten dann sehr viel Freude am Ergebnis.» Ziel des Projekts sei denn auch, dass sich die Menschen «wieder genauer ins Gesicht schauen und die Schönheit darin sehen».

Fotografie als zweiter Beruf


Die Fotografie spielt für Gert Kraft schon lange eine wichtige Rolle und hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Schon als Jugendlicher fotografierte er gerne, doch er entschied sich damals für eine kaufmännische Lehre und landete schliesslich im Marketing. Für dieses Projekt habe er aber viel von seiner beruflichen Erfahrung profitieren können, wie er sagt.

Hinweis: Auf Anfrage dürfen sich Interessierte eine Auswahl seiner Bilder an der Herrengasse 8 in Rapperswil anschauen. Auf www.gertkraft.com/365faces sind alle Fotos mit der entsprechenden Geschichte.

Gert Kraft vor seinen fast 365 «Faces». Beat, in Tuggen fotografiert: «Ich sah zu, wie sie ein Flugzeug starteten und wie es dann am Himmel kreiste.» Heinz, fotografiert in Pfäffikon: «Seine natürliche, urchige Erscheinung vermittelte mir den Eindruck, dass er mir ganz klar seine ungeschminkte Meinung sagen würde.» o

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Anouk Arbenz

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

28.07.2021

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www.schwyzkultur.ch/uDq8rA