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Absage kostet eine Viertelmillion
Gegen 3500 Personen wollten «Eine Nacht in Venedig» noch sehen. Die Saison wurde abgebrochen.
«Jetzt wird es höchste Zeit, Ihr Theater zu schliessen. Gesundheit geht vor Gewinnstreben. » – «Wir freuen uns, dass Sie immer noch spielen. Wir haben riesengrosse Lust, die Operette zu sehen.» In den letzten Wochen erreichten täglich E-Mails mit solchem und ähnlichem Inhalt die Verantwortlichen der Theatergesellschaft Arth. Gefangen im Widerspruch zwischen Gesundheitsbewusstsein und Wunscherfüllung, musste der Vorstand am Donnerstagabend entscheiden. «Wir enttäuschen mit dem Abbruch der Saison ganz viele Menschen», erklärt Theaterpräsident Sandro Forni. «Aber wir können eine Weiterführung nicht verantworten. » Mit dem Entscheid – ohne das Abwarten auf Bundesweisungen – habe man noch etwas Zeit gewonnen, um die Zuschauerinnen und Zuschauer schneller informieren zu können.
«Grosser Verlust»
Für einen Verein wie das Theater Arth bedeutet der Abbruch acht Vorführungen vor Saisonende einen grossen Verlust. Die meisten der über 200 Mitwirkenden arbeiten ehrenamtlich, alle hätten gerne und mit Freude auch die restlichen Aufführungen angeboten, bestätigt Forni gegenüber unserer Zeitung. «Der Vorwurf vom Gewinnstreben ist einfach nur lächerlich.» Über ein Jahr habe man auf die 30 geplanten Vorstellungen hingearbeitet, ohne allen, die sie sehen wollten, die Gelegenheit dazu bieten zu können. «Natürlich haben wir auch Angst, dass es auch nächste Saison treffen könnte.» 3500 Besucherinnen und Besucher weniger als budgetiert, das reisst ein Riesenloch in die Kasse und bringt die Finanzen des Vereins in heftige Schieflage. «Uns entgehen Einnahmen von rund einer Viertelmillion Franken.» Die betroffenen Gäste wurden bereits über die Absage informiert, in einem weiteren Schreiben werde ihnen das weitere Vorgehen erklärt. «Wer eine Rückerstattung bereits bezahlter Billette wünscht, kann diese mittels Formular bei uns anfordern», verspricht der Theaterpräsident. Auf dem Formular könne man aber auch ankreuzen, dass man die grosse Arbeit des Theaters Arth anerkenne und darum auf eine Rückerstattung verzichte.
Zukunft noch ungewiss
Eigentlich wäre nächstes Jahr «Polenblut » auf dem Spielplan gestanden. «Solange uns das Corona-Virus beschäftigt, ist es schwierig, an eine nächste Saison zu denken», sagt Forni. Kann die Theatergesellschaft das Risiko tragen, die ganze Produktion einzuleiten, Kostüme zu nähen, Bühnenbilder zu kreieren, Inszenierungen zu planen und Mitwirkende zu verpflichten, im (Nicht-)Wissen, ob in einem Jahr wieder eine Operette gespielt werden kann? Vielleicht könnte man auch nochmals «Eine Nacht in Venedig» auf einen dann ausgedünnten Spielplan setzen. «Der Entscheid über die nächste Saison wird in den nächsten Wochen fallen müssen», so Forni.
Bote der Urschweiz / Christian Ballat
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Bote der Urschweiz
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