Kunst & Design
«Nichts ist von Dauer, ausser die Veränderung»
Die Bächer Künstlerin und Alpinistin Maya Lalive spricht über ihre monumentale Kunstintervention an der Albigna-Staumauer im Bergell auf 2161 Metern über Meer. Am 5. August wird ihr 1300 Quadratmeter grosses Bild in einer aufwendigen Aktion montiert.
mit Maya Lalive sprach Heier Lämmler
Mit der Ankündigung Ihrer Kunstintervention «Das Bild an der Albigna-Staumauer» im Bergell machen Sie die Leute neugierig. Können Sie etwas über das Motiv verraten?
Das Motiv bleibt bis am 5. August, also bis zur Montage an der Staumauer, ein Geheimnis. Nur so viel kann ich verraten: Es ist ein Motiv, das aus den Bergeller Bergen stammt, wobei das Bergell eine schweizerische und eine italienische Seite hat. Es stammt aus dieser Landschaft, und es passt in diese Landschaft.
Warum wollen Sie erst bei der Enthüllung mehr verraten? Könnte denn bei der Herstellung oder beim Einrichten der Intervention etwas schiefgehen?
Erst, wenn das Bild an der Staumauer hängt, entfaltet es seine Wirkung und Botschaft. Und dann kann man meiner Meinung nach darüber sprechen, schreiben, urteilen. Vorher ist alles Fiktion. Die Montage ist ohne Zweifel spektakulär, die Befestigung an der Wand birgt auch Risiken. Die sind aber vertretbar, das haben wir geklärt. Wir werden das 750 Kilogramm schwere Bild mit dem Helikopter hochfliegen müssen – also spielen Wind- und Sichtverhältnisse eine grosse Rolle. Die Befestigung erfolgt mit Spezialisten, die am hängenden Seil arbeiten. Keiner von uns Beteiligten hat bisher eine solche Arbeit gemacht. Wir sind alle gespannt, aber zuversichtlich, dass wir dies ohne grössere Probleme schaffen.
Zu welchem Thema wollen Sie mit der Intervention an der Albigna-Staumauer einen Diskussionsbeitrag liefern?
Es geht mir um Veränderung und Vergänglichkeit. Der griechische Philosoph Heraklit hat dies schon vor Jahrtausenden auf den Punkt gebracht: «Nichts ist von Dauer, ausser die Veränderung.» Eigentlich eine Binsenwahrheit, und trotzdem tun wir Menschen uns damit so schwer. Zu akzeptieren, dass wir vergänglich sind, dass die Zeitspanne, in der wir leben, begrenzt ist, dass wir eine Vergangenheit haben,von der wir nichts wissen und eine Zukunft, von der wir auch nichts wissen.
Was möchten Sie mit dem Inhalt Ihrer Intervention ausdrücken?
Dass wir die Veränderung und Vergänglichkeit nicht nur akzeptieren, sondern proaktiv und positiv damit umgehen sollten. Dass wir in der Veränderung und der eigenen Vergänglichkeit die Chance sehen, Neues zu ermöglichen, Neues zu gestalten, Neuem Raum zu lassen, sich zu entwickeln, eigene Wege zu gehen. Dass wir uns nicht so wahnsinnig wichtig nehmen. Denn nichts ist für die Ewigkeit.
Der herkömmliche Künstler strebt den Erhalt der Einzigartigkeit an, in Ewigkeit. Sie gehen einen andern Weg.
Die Ewigkeit des Augenblicks ist jetzt. Jetzt, wo das Bild an der Staumauer hängt, und diesen Augenblick fangen wir ein.Danach tritt das Bild eine neue Reise an, seine Teile führen zu anderen, neuen ewigen Augenblicken, aber eben nur für einen Augenblick.
Wie kamen Sie eigentlich auf die Albigna-Staumauer? Liess sich keine vergleichbar grosse Fläche finden, die nicht dermassen weit von allem entfernt ist?
Es geht nicht um die Fläche, die ist zufälligerweise gross. Zuerst war es die Staumauer, die mich fasziniert und inspiriert hat, weil ich sie seit Jahrzehnten von unserem Feriendorf aus sehe – im Winter wie im Sommer – und die ich umklettert habe. Die Albigna- Staumauer habe ich aus allen Perspektiven gesehen. Als sich dann endlich die konkrete Chance ergab, tatsächlich eine Kunstintervention zu machen, habe ich verschiedene Konzepte entwickelt. Die nun vorliegende Intervention ist die Umsetzung eines dieser Konzepte. Alle Ideen durchliefen eine Machbarkeitsstudie.Aufgrund der speziellen Witterungsverhältnisse, der Sicherheitsbestimmungen, der Tatsache, dass die Mauer oft begangen wird und ein offizieller Teil eines Wanderweges ist, schied das eine oder andere Konzept aus. Das Bild an der Staumauer dagegen ist realisierbar. Aufgrund der immensen Grösse der Staumauer wird das Bild relativ gross. Im Verhältnis zur Mauer ist es dann aber wiederum eher klein.
Sie legen viel Wert auf den Begriff Intervention. Warum?
Das ist ein wesentliches Anliegen von mir. I
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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Kategorie
- Kunst & Design
Publiziert am
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