Auf der Theaterbühne Bennau ging es turbulent zu und her. Foto: Werner Schönbächler o
Auf der Theaterbühne Bennau ging es turbulent zu und her. Foto: Werner Schönbächler o

Bühne

Der Stress eines Doppellebens bringt Gefahren

Mit der Inszenierung «verflixt – vernetzt» von Ray Conney vermochte das gut aufspielende Ensemble viele Lachsalven zu erzeugen. Die Komödie hat viel Tempo und Präzision.

«D’Theaterlüt vo Bennau» luden am Abend des Stephanstags zur Premire ihres neuen Stückes «verflixt – vernetzt» ein. Die Premiere bewies, dass die Bennauer Darstellerinnen und Darsteller mit dem turbulenten und amüsanten Zweiakter punk-ten können. Das Theater hat den Akteuren und dem Publikum Spass gemacht und mit einem guten Spielniveau beste Unterhaltung geboten. Als Regisseur gelang es Roli Ochsner, den Schwank optimal in die Tat umzusetzen. Die Akteure strotzten vor Spielfreude – und das Publikum fand kaum Zeit, um sich von den Lachanfällen zu erholen. Als sich der Vorhang im Schulhaus Bennau hob, blickten die Zuschauer auf zwei Haushalte. Links der moderne Haushalt von Brigitte Meier (Martina Beeler) und Sohn Kevin (Silvan Kälin). Rechts wohnt Monika Meier (Daniela Kauflin) mit ihrer Tochter Jenny (Tamara Kälin).

Ein fragiles Kartenhaus


Brigitte und Monika verkörpern überzeugend die gegensätzlichen Ehefrauen. Brigitte als junge hübsche und gut gekleidete, aber naive Frau; Monika als das mütterliche, temperamentvolle Gegenstück. Ausgerechnet das Internet wird Hugo Meier (Pirmin Kälin) zum Verhängnis. Der scheinbar biedere Taxichauffeur hat zwei Familien, eine in Wädenswil und eine in Rapperswil. Nun lernen sich seine Tochter Jenny und sein Sohn Kevin in einem Chat zufällig kennen und sind erstaunt über die Parallelen ihrer Väter: Diese heissen nicht nur gleich, sind beide 43 Jahre alt und fahren Taxi. Wenn Hugo Meier seiner Tochter Jenny als autoritäre Person den Umgang mit dem Chat-room Freund Kevin verbietet, weiss der Zuschauer schon, dass die beiden jungen Leute in Wirklichkeit Geschwister sind. Sie vermögen mit viel Spielfreude und jugendlichem Elan zu überzeugen. Da hilft auch Daddys Warnung vor den Internetbekanntschaften nichts. Die Jungmannschaft bereitet ein reales Treffen vor, ohne dabei zu ahnen, dass sie den gleichen Vater haben, der als Bigamist zwischen den Familien hin- und herpendelt. Als Hugo Meier von den Plänen seiner Kinder erfährt, setzt er alles in Bewegung, dass sich die Halbgeschwister nicht begegnen und sein ganzes fragiles Kartenhaus nicht zusammenfällt. Meiers Untermieter Oskar Stöckli (Toni Fässler) wird unfreiwilliger Mitwisser des Doppellebens und sorgt für zusätzliches Chaos. Mit seiner aufgebrachten Art und hektischen Bewegungen wird er zum Publikumsliebling. Es ist fast schon Mitleid erregend, wenn er eine Lüge nach der anderen erfindet, sich selbst sogar eine Affäre mit dem jungen Kevin andichtet – nur um zu verhindern, dass Johns Geheimnis ans Licht kommt.

«Mein Vater hat voll einen an der Birne»


Seine Rolle verlangt viel Wandlungsfähigkeit und die Verkörperung verschiedener Charaktere, was bei ihm nahtlos über die Rampe kommt. Pirmin Kälin, der eine Parforceleistung erbringt, lebt die Rolle von Hugo Meier. Die Angst ist ihm aus dem Gesicht abzulesen, als er vom geplanten Treffen seiner Kinder erfährt. Er versucht alles, um sein Doppelleben weiterhin zu verbergen. Dies alles natürlich zur Freude des Publikums, das mitunter Tränen lachen kann ob all den scheinbaren Verwicklungen. Da fragt man sich, wenn man überhaupt dazu kommt, Fragen zu stellen, wie das nun enden soll. So stellt er sich tot, erklärt Oskar Stöckli zum Sündenbock und tarnt sich mit einem Lampenschirm. Selbst seine Tochter Jenny stellt schockiert fest: «Mein Vater hat voll einen an der Birne.»

Viele Türen und ein Schrank


Als im zweiten Akt auch noch Oskars Dädi (Hermann Kälin) auftaucht, gewinnt das Stück weiter an Witz. Wie er diesen leicht senilen Mann, aber manchmal in lichten Momenten sich als durchaus gescheit erweisenden alten Mann mit trippelnden Schritten verkörpert, passt bes-tens zum Stück. Das Spiel auf der Bühne wird durch mehr und mehr Verstrickungen immer lebhafter. Es beginnt eine Hetzjagd durch das Publikum. Trotz der oft vorsehbaren Handlung hält das Ende noch einige Überraschungen bereit. Da das künftige Publikum nicht um seinen Spass gebracht werden soll, sei das Ende hier nicht verraten. Doch wie es in Komödien Usus ist, stürzt am Schluss das ganze, schön aufgebaute Lügengebäude ein. Das turbulente, rasante und amüsante Stück hat den viel sagenden Titel «verflixt – vernetzt», weil die Geschichte immer verstrickter und verworrener wird. Acht Türen und nicht enden wollende Telefonanrufe sorgen dafür, dass irgendwie immer eine Person am falschen Ort auftaucht und anruft, diese entweder wegsperrt oder der Anruf weggedrückt wird.

Im Stück geht eine Panik in die nächste Panik über


Diese beliebte «Tür-auf-Tür-zu-Komödie» verlangt von den Spielern ein hohes Tempo und genaue Einsätze. In diesem Stück kommt dazu, dass die Wohnungen der beiden Meier-Familien dank eines durchdachten Bühnenbilds parallel auf der Bühne stehen und die Geschichte teilweise parallel spielt. Dazu müssen die Stichworte perfekt sit-zen. Der Premierenbesuch hat gezeigt, dass die über dreissig Proben die Spielerinnen und Spieler zu einem gut koordinierten Ensemble geformt haben. Im Stück geht eine Panik in die nächste Panik über: Da muss das Spiel nahtlos sitzen, denn nur mit höchster Konzentration wirkt die Komödie so turbulent und unterhaltsam, wie sie die Darsteller spielten. Am Ende konnte man an dem lauten Klatschen und den begeisterten Rufen der Zuschauer erkennen, dass sich «d’Theaterlüt vo Bennau» an diesem Abend die Sympathien ihrer Zuschauer erspielt hatten.

Einsiedler Anzeiger / Werner Schönbächler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

30.12.2022

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