Das Spielerensemble (von links) mit Clara (Andrea Bisig), Mäx Fischer junior (Marco Kaufmann), Monika Fischer (Andrea Kauflin), Max Fischer (Toni Fässler), Erzengel Gabriel (Nicole Reichmuth), Teufel Luzifer (Walter Blattmann), Tod (René Gisler), Bianca Meier (Monika Gisler) und Bernhard Trachsel (Patrick Gyr) durfte am Schluss den verdienten Applaus entgegennehmen. Foto: Werner Schönbächler
Das Spielerensemble (von links) mit Clara (Andrea Bisig), Mäx Fischer junior (Marco Kaufmann), Monika Fischer (Andrea Kauflin), Max Fischer (Toni Fässler), Erzengel Gabriel (Nicole Reichmuth), Teufel Luzifer (Walter Blattmann), Tod (René Gisler), Bianca Meier (Monika Gisler) und Bernhard Trachsel (Patrick Gyr) durfte am Schluss den verdienten Applaus entgegennehmen. Foto: Werner Schönbächler

Bühne

Dreiste Betrügereien, verzweifelte Lügen

«D’Theaterlüt vo Bennau» mit einer erfolgreichen Premiere: Im Stück «Lüüge Tod und Tüüfel» gibt’s viel zu lachen,  obwohl auf der Bühne viel gelogen und gestritten wird. Die Produktion liefert Ohrwürmer und Pointen gleich reihenweise.

Im Zweiakter aus der Feder von Robert W. Langer geht es ab der ersten Minute turbulent zu und her – oder um es mit den Worten eines Zuschauers an der Premiere zu sagen: «Der Vorhang ging auf, und es hat gleich ‹gräblet›».


Drive und Verwirrungen


Das Stück ist an Drive und Verwirrungen kaum zu überbieten. Unter der Regie von Roli Ochsner ist es den Darstellern gelungen, die Komödie mit erstaunlicher Leichtigkeit auf die Bühne zu bringen. Bei der Rollenbesetzung hatte der Regisseur den richtigen Riecher und setzte auf einen lebendigen Ablauf der Handlung. Die Texte kamen fliessend – ohne Hänger. Die neun Darsteller (fünf Männer und vier Frauen) verstanden es, dass ein heiterer Theaterabend auch in dieser Spielperiode garantiert ist. Jede Menge Verwechslungen, Überraschungen, kleinere und deftige Lügengeschichten werden aufgetischt. Doch schön der Reihe nach.


Kampf der Geschlechter


Gleich zu Beginn trifft Erzengel Gabriel (Nicole Reichmuth) in der Himmelskantine auf den Teufel (Walter Blattmann). Dabei schmeckt Luzifer das Essen in der Hölle nicht. Die beiden Ewigkeiten, der Himmel und die Hölle, scheinen weit auseinander zu liegen. In der Himmelskantine kommt es zwischen den beiden Rivalen immer wieder zu kleineren Streitigkeiten. Selbst in ihren Gefilden spielt die Frauenquote in den Führungsetagen eine wichtige Rolle. Erzengel Gabriel erscheint in Frauengestalt, um der Frauenquote gerecht zu werden. Das erheitert den Teufel und mit seinen Sticheleien erzürnt er Gabriel so sehr, dass sich dieser auf eine Wette hinreissen lässt. Wer lügt öfter: Die Frauen oder die Männer? Dazu wird die Durchschnittsfamilie Fischer auf der Erde besucht. Und da wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Max (Toni Fässler) und Monika Fischer (Andrea Kauflin) gehen beide fremd. Und als eines Tages die Affäre auffliegt, ist das Chaos perfekt: Sohn Mäx Fischer (Marco Kaufmann) will seine Verlobte vorstellen. An der Tür läutete aber Bianca Meier (Monika Gisler), die Geliebte von Max, die von seiner Frau Monika für die Geliebte ihres Sohnes gehalten wird. Mit dem Auftreten von Bernhard Trachsel (Patrick Gyr), Monikas Geliebter, bricht im Haus Fischer der Teufel los. Die Zutaten für weitere Verwirrungen sind damit gefunden. In der Wohnung sorgt weiter eine Maus für Verwirrung, die von der Kammerjägerin Clara (Andrea Bisig) gejagt wird. Mit dem arbeitsüberlasteten Sensemann (René Gisler) ergänzt eine weitere Figur das himmlische Wettbüro.


Zu unlauteren Methoden greifen


Mit dem elektrischen Zählrahmen werden eifrig die Lügen gezählt. Gewinnt der Teufel, sind die Seelen des Fischers seine. Verliert er, darf er sich nie wieder in der Himmelskantine blicken lassen. Weil so viel auf dem Spiel steht, müssen der Teufel und Erzengel Gabriel zu unlauteren Methoden greifen. Dabei werden die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der Geschlechter spitzfindig dargestellt. Welches Geschlecht nun öfter lügt und flunkert, sei hier nicht verraten. Das glänzend disponierte Spielerensemble liefert die Antwort. Doch wie in einem zünftigen Schwank üblich, kommt es zu einigen Turbulenzen, bis schliesslich alles ein gutes Ende findet. Das Stück bietet viel Klamauk – dass die Unterhaltung dabei eher an der Oberfläche bleibt, stört keineswegs.


Gute Gesamtleistung


Der Spieleifer des Ensembles, ein gutes Tempo und textsichere Dialoge sorgen dafür, dass sich die Zuschauer bestens amüsieren. Das Stück wirkt als Gesamtleistung, und man spürt: Hier ist eine homogene Gruppe am Werk, die Spass am Theaterspielen hat. Die Rollen sind bestens verteilt, die Spieler überzeugen durch gute Leistungen – wo nötig – komödiantischem Talent. Aber auch visuell ist die Produktion mit passenden Kostümen und mit einem stilecht gestalteten Bühnenbild ein Augenschmaus. Die besondere Schwierigkeit im Stück sind die verzwickten Handlungsstränge: Wer genau weiss was – und von wem? Das liest sich kompliziert und ist eine Herausforderung für das Ensemble auf der Bühne. Die Spieler müssen hinter der Kulisse hoch konzentriert aufpassen, wann sie den nächsten Einsatz haben. Im Verlauf der Komödie laufen die Spieler zur Hochform auf, und ein Höhepunkt jagt den anderen. Es ist ein Heidenspass, dem handfesten Geschehen auf der Bühne zuzuschauen. Die guten Sprüche zielen voll ins Herz des Publikums. Dieses hat viel und ausgiebig gelacht und geklatscht. Die Zuschauer dürfen sich auf ein amüsantes Theatererlebnis mit skurrilem Humor und flotten Aktionen einlassen. Stehende Ovationen, begeisterter Applaus und rundum zufriedene Zuschauer: Wenn eine Premiere so endet, dann haben es «D’Theaterlüt» zweifellos gut gemacht. Sie durften sich diese Lorbeeren nach zweieinhalb Stunden bester Unterhaltung abholen.


Einsiedler Anzeiger / W.S.

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

28.12.2018

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