Der Gewinner: Renato Kaiser setzte sich im Final gegen Lars Ruppel und Gabriel Vetter durch.
Der Gewinner: Renato Kaiser setzte sich im Final gegen Lars Ruppel und Gabriel Vetter durch.

Bühne

«Das Leben ist wie ein Nati-Spiel»

Renato Kaiser gewann bereits zum zweiten Mal den Poetry-Slam in Brunnen. Der Anlass mit den hochkarätigen Wortakrobaten war wiederum ein Erfolg. Auch zwei Hiesige stiegen in den Kampf.

Bereits zum fünften Mal fand in Brunnen ein Poetry-Slam statt. Der von Kultur Brunnen durchgeführte Anlass hat sich etabliert. «Angesichts des schönen Wetters und des grossen Konkurrenzangebots von heute Abend sind wir sehr zufrieden mit dem Besucheraufmarsch», freute sich der Organisator Christoph Clavadetscher. Mit 130 Besuchern war der alte Kinosaal zwar nicht wie im vergangenen Jahr ausverkauft, doch der Kampf der Worte war wiederum ein Erfolg.

Alltägliche Probleme aufgegriffen

Die Idee eines Slams ist simpel: Kreative Köpfe tragen einen selbst geschriebenen Text vor, auf der Bühne steht lediglich der Autor mit oder ohne Textblatt und ein Mikrofon. Requisiten und Verkleidungen sind verboten. Was zählt, ist einzig der Textinhalt und die Performance. Eine Jury aus dem Publikum benotet die Künstler. Die Wortakrobaten erzählten Geschichten aus dem Alltag, von Erlebnissen und Problemen eines jeden.

Traurig klingt wie Trauring

Zum Auftakt trug der Moderator Kilian Ziegler einen eigenen Text über Widersprüche im Leben vor: «Ist es nicht tragisch: Trauring klingt beinahe wie traurig?» Zudem meinte er, das Leben sei wie ein Spiel der Schweizer Fussball-Nati. «Die meiste Zeit passiert gar nichts, auch wenn man frei hat.» Die im neunten Monat schwangere Patti Basler stieg als Erste in den Kampf und drohte dem Publikum: «Wenn ich nicht genügend Applaus bekomme, lasse ich aus Wut die Fruchtblase platzen.» Ihr Text handelte von ungesundem Essen beim Fernsehen. «Hab ich nur Joghurt im Haus, geh ich aus und lass den Kefir alleine zuhaus.»

Einheimische Poeten mit dabei

Nebst den neun bekannten Wortakrobaten aus der Schweiz – unter anderem Salzburgerstier-Preisträger Gabriel Vetter – und Deutschland haben sich auch zwei lokale Poeten auf die Bühne gewagt. Martin Detterbeck aus Brunnen und der Gersauer Sämi Nideröst nahmen den Kampf mit den Profis auf. Die Jury vergab keinen Heimvorteil. Die beiden Lokalmatadoren ernteten zwareinen saftigen Applaus, sie landeten jedoch auf den letzten Rängen.

Kaiser taugt für die Massen

Renato Kaiser war am Freitag bereits zum fünften Mal in Brunnen und konnte den zweiten Sieger-Whisky entgegennehmen. Der Profi weiss nicht nur, wie er massentauglicheTexte zu schreiben hat, er kann diese auch perfekt und mit vollem Enthusiasmus performen. Mit der «in einem Moment des völligen Hasses» geschriebenen Story «das dumme Kind» zog er mit Bestnoten ins Final ein. Dort nahm der St. Galler auf ironische Art und Weise die Ostschweizer und den Kantönligeist auf die Schippe. Die Geschichte von der Selbsthilfegruppe AO (anonyme Ostschweizer) endete mit einer deftigen Aussage: «St. Galler und Berner sind zu vergleichen mit zivilisierten Menschen und Affen», scherzte Kaiser. Das Publikum quittierte den ironischen Vortrag mit tosendem Applaus. Die zwei anderen Finalisten Lars Ruppel und Gabriel Vetter konnten Kaiser nicht das Wasser reichen. Es ist aber überhaupt nicht so, dass der Gewinner die Texte am Geschmack der Zuhörer anpasst. «Das Publikum ist mir scheissegal, ich wähle die Texte nach Lust und Laune aus», erklärte er dem «Boten».

Weitere Infos

- www.kulturbrunnen.ch
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

09.05.2011

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