Das Buch «Einsiedeln Elsewhere» von Susann Bosshard-Kälin ist Gastgeschenk des Einsiedler Bezirksammanns Franz Pirker auf seiner USA-Reise.
Das Buch «Einsiedeln Elsewhere» von Susann Bosshard-Kälin ist Gastgeschenk des Einsiedler Bezirksammanns Franz Pirker auf seiner USA-Reise.
Buchautorin Susann Bosshard-Kälin (links) interviewt die Musikerin Brigid Kaelin, mit familiären Wurzeln in Euthal, in ihrem Haus in den Highlands von Louisville im Bundesstaat Kentucky. Fotos: zvg
Buchautorin Susann Bosshard-Kälin (links) interviewt die Musikerin Brigid Kaelin, mit familiären Wurzeln in Euthal, in ihrem Haus in den Highlands von Louisville im Bundesstaat Kentucky. Fotos: zvg

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Eggerin stellt ihr Buch in Übersee vor

«Hiesegi» Delegation mit Bezirksammann Franz Pirker an der Spitze besucht vom 21. bis 31. Juli die USA.

Wo anfangen, wo aufhören? Das Thema ist mehr als abendfüllend. Bücherfüllend, was sie alles erzählen könnte – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Rede ist von Susann Bosshard-Kälin, die in einem alten Innerschweizer Bauernhaus in Egg wohnt. Sie ist vieles, auch Buchautorin. Sie zitiert auf ihrer Website den Religionsphilosophen Martin Buber (1878–1965) mit «Alles wirkliche Leben ist Begegnung». Treffender könnte sie ihr vielfältiges Schaffen nicht auf einen Nenner bringen. Im Gespräch mit dieser Zeitung kommt sie vom Hundertsten ins Tausendste, ohne den roten Faden, die USA-Reise einer «hiesigen» Delegation, zu verlieren. Sie schlägt immer mal wieder eine Seite ihres Buchs «Einsiedeln Elsewhere – Immigrants and Their Descendants in Louisville, Kentucky» auf und erzählt die eine oder andere spannende Geschichte. Zum Beispiel jene von Brigid Kaelin, einer Musikerin aus Louisville mit Einsiedler Wurzeln, die am Einsiedler Musikfest vom 3. und 4. August teilnimmt. Total umfasst das Buch 25 Porträts.


Buch und Film


Susann Bosshard-Kälin kommt auch auf den 40-minütigen Dokumentarfilm «Auf den Spuren der Identität?» von Claudia Steiner, der seine Premiere am 5. Juli in Einsiedeln erlebt hat, zu sprechen. Die Filmemacherin, die sich wie Susann Bosshard-Kälin mit Ahnenforschung und Migration befasst, ist ebenfalls Mitglied der zehnköpfigen Einsiedler Delegation in die USA. Morgen Samstag, 21. Juli, fliegt die «hiesegi» Delegation auf offizielle Einladung aus Louisville im Bundesstaat Kentucky in die USA. Sie besteht aus Bezirksammann Franz Pirker, Weibel Bruno Kälin, Susann Bosshard-Kälin, Marlies Burkard, Annemarie Fässler, Ingrid Fässler- Heinzer, Claudia Steiner, Lorena Zehnder, Bruno Blum und Adrian Schmid. Der Kurzfilm von Claudia Steiner wird in den USA in englischer Fassung gezeigt.


Englische Version


Und Susann Bosshard-Kälin präsentiert ihr Buch «Einsiedeln Elsewhere». Wer die Powerfrau auch nur ein wenig kennt, weiss, dass jetzt gleich noch eine Story folgt. So ist es. Die englische Version des Buches wurde nicht etwa in den USA gedruckt, was sich aus logistischen und finanziellen Überlegungen aufgedrängt hätte. Nein, das Buch wurde in Einsiedeln bei Gery Kälin gedruckt. 335 Bücher wurden letzte Woche per Luftfracht in die USA versandt. Es sei zu riskant gewesen, das Buch in den USA zu drucken, erklärt die Autorin die Mammutübung und macht Qualitätsansprüche geltend. Das Buch, das von Professor Leo Schelbert, Chicago, vom Deutschen ins Englische übersetzt worden ist, dient in den USA als Gastgeschenk und wird auch den Mitgliedern der Swiss American Historical Society überreicht.


Grosses Programm mit vielen Begegnungen


Das ausführliche Programm der zehntägigen USA-Reise herunterzubeten, würde zu weit führen. Nur soviel: Am 29. Juli findet in Louisville der 1.-August-Empfang statt. An dieser Feier hält Bezirksammann Franz Pirker vor über 150 Einsiedeln stämmigen Louisvillern die 1.-August-Ansprache. In Englisch, versteht sich! Und am 31. Juli landet die Delegation in Zürich, so dass Franz Pirker am Nationalfeiertag auch der 1.-August-Feier in Einsiedeln beiwohnen kann. Dann zumal mit Nationalrat Alois Gmür als Festredner.


Auf die Einsiedler Delegation warten in den USA viele Begegnungen, so auch mit dem neuen Erzabt im Kloster der Einsiedler Benediktiner in St. Meinrad, Indiana. Auch im Buch «Einsiedeln Elsewhere» von Susann Bosshard-Kälin geht es um Begegnungen. Sie porträtiert Einsiedler Nachkommen in Louisville. Sie schreibt sich, wie schon in einigen Büchern zuvor, Menschen und ihre Geschichte(n) auf die Feder. Sie bietet Menschen eine Bühne. Dabei kommt ihr zu Gute, dass sie sich nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch, Italienisch, und Französisch verständigen kann. Und all diese Sprachen scheinen sich irgendwie in ihr vereint zu haben – deutsche Gründlichkeit, englische Höflichkeit und Zurückhaltung, französischer Charme und italienische Lebensfreude, um nur einige Assoziationen zu machen. * Der Autorin, Journalistin, Kommunikationsberaterin mit langjähriger Erfahrung und profunden Kenntnissen in verschiedenen Bereichen geht es nicht um ihre Person, sondern um ihr Vis-à-vis, dem sie den roten Teppich ausrollt. Als Salz ihres Lebens bezeichnet sie die Begegnung, den Austausch und die Verständigung mit der Welt, mit Menschen von nah und fern. «Dank ihnen bin ich geworden, wer ich heute bin», sagt sie schon fast philosophisch.


Faszinierende Aufgaben


Sie bezeichnet die Vielfalt an Aufgaben, Projekten und Herausforderungen als faszinierend. Je farbiger, vielschichtiger und komplexer die Themen sind, um so mehr scheint sie mit Herzblut dabei zu sein. Und farbig ist die Geschichte von «Einsiedeln Elsewhere». Die Durchsicht der White Pages (Telefonbuch) von Louisville zeigt eine erstaunliche Zahl von Einsiedler Namen: je etwa 100 Fuchs, Kälin und Zehnder, Dutzende von Bisig, Schoenbaechler, Ochsner, Oechslin und Birchler! Rund 2000 Einsiedler wanderten zwischen 1850 und 1900 in die USA aus – viele davon nach Louisville. Auf die aktuelle Diskussion der Migration will sich Susann Bosshard-Kälin an dieser Stelle verständlicherweise nicht einlassen.


Brücke geschlagen


Sie will aber mehr als nur Bücher schreiben. Sie hofft, dass mit ihrem Projekt eine Brücke zwischen Louisville und Einsiedeln geschlagen werden kann. Die Recherchen des vierköpfigen Teams «Einsiedeln anderswo», dem neben Susann Bosshard-Kälin 2015 auch Martina di Lorenzo, Heinz Nauer und Pablo De Caro angehörten, haben ergeben, dass verschiedene Familien noch Kontakt zu ihren Verwandten im Klosterdorf haben, sich gegenseitig besuchen, Weihnachtspost schreiben. Andere wiederum, in der dritten, vierten oder gar sechsten Generation in Louisville lebend, haben keinerlei Kontakte zur Heimat ihrer Vorfahren, sind aber sehr interessiert an solchen und wollen gerne mehr erfahren. Einen Schweizer Pass haben nur noch wenige, und Deutsch spricht kaum noch jemand.


Und in diesen Tagen wird eine Brücke von Einsiedeln nach Louisville geschlagen. Die Freude steht Susann Kälin-Bosshard ins Gesicht geschrieben. Sie schreibt nicht um des Schreibens willen. Sie wünscht sich, ihr Projekt mit andern teilen zu dürfen. Sie hofft, dass auch andere Menschen hüben wie drüben von diesem «Virus » befallen werden und sich alles in die Breite entwickelt. Sie nennt die verschiedenen Plattformen wie persönliche Beziehungen, Website, Facebook, Buch oder Film. Multimedial eben. Mehr noch: Sie träumt von einer Ausstellung und davon, dass sich immer mehr Leute einklinken und engagieren und ihr Projekt zum Selbstläufer, zum Perpetuum mobile, wird. Die Chancen scheinen gar nicht so schlecht zu stehen.


Einsiedler Anzeiger / Urs Gusset

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Literatur

Publiziert am

20.07.2018

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