Brauchtum / Feste
Die Bauern riefen zur Sennenchilbi – und alle samt Petrus machten mit
Die Sennengesellschaft Feusisberg lud zur nur alle sechs Jahre stattfindenden Sennenchilbi. Höhepunkt war am Sonntagnachmittag der Brauchtumsumzug mit 40 Nummern. Tausende Besucher liessen sich dieses grandiose Spektakel nicht entgehen.
Wenn ein Grossanlass nur alle sechs Jahre stattfindet, sind die Organisatoren erst recht auf zahlreiche Helfer,viele Besucher und nicht zuletzt schönes Wetter angewiesen. Dies alles wurde der Sennengesellschaft Feusisberg unter OKP Paul Ebnöther an ihrer Sennenchilbi vom Wochenende in Feusisberg zuteil – sogar in perfekter Art und Weise. Beim Erntedankgottesdienst mit den üppigen landwirtschaftlichen Produkten hätten noch der Festführer und die Vereinskasse dazu gelegt und in den Dank miteinbezogen werden können … Volles Haus und tolle Stimmung am Unterhaltungsabend Den Auftakt des Festwochenendes machte der Unterhaltungsabend am Samstag. Dabei scheute die Sennengesellschaft keine Mühen, ein grosses Festareal auf die Beine zu stellen und für Jung und Alt etwas zu bieten. Belohnt wurden sie mit vollem Haus. Die Jungen und Junggebliebenen zog es in die Bar, wo ein DJ aktuelle Charthits auflegte.Etwas gemächlicher zu und her ging es in der Kaffeestube. Im grossen Festzelt stand ein straffes Programm auf dem Plan,das dem Publikum eine vielfältige Abwechslung bot. Nebst Ländlermusik gespielt wurde gejuuzt,getanzt oder gechlefelet. Auch Alphornklänge wurden zum Besten gegeben. Und sogar Gäste aus Deutschland waren angereist: Die Musikverein Kurkapelle aus Schonach im Schwarzwald spielte traditionelle wie moderne Stücke – und dies selbst auf den Tischen. Zu erwähnen ist auch die aufwendige Dekoration, welche eine tolle Atmosphäre schuf. Kurz vor Mitternacht durfte ein junger Bauer dann den Hauptpreis des Schätzspiels – das Kalb Laguna – entgegen nehmen. Es wurde also ein bunter Strauss an volkstümlichen Gepflogen heiten geboten. Dadurch war auch das Volk gut durchmischt und Jung wie Alt, Bauer oder NichtBauer, Mann und Frau genossen das Fest und die Darbietungen bis in die späten Abendstunden.
Lockerer Erntedankgottesdienst im Zeichen der Dankbarkeit
Der Sonntagmorgen war dem offiziellen Teil gewidmet, den der Musikverein Schindellegi Feusisberg unter Vizedirigentin Patrizia Meier mitgestaltete. Wobei sowohl beim internen Festbankett im Zelt wie beim öffentlichen Erntedankgottesdienst in der Pfarrkirche keine grossen Reden geschwungen wurden – Bauern sind schliesslich Männer der Taten, nicht der grossen Worte. Selbst Gastprediger Pater Markus Fleischmann hielt sich an diese Vorgaben. «Du darfst über alles reden, nur nicht über acht Minuten»,brachte er es auf den Punkt. Der Bauernsohn aus Feusisberg ist heute als Geistlicher in Wien tätig und freute sich sichtlich, in seiner alten Heimat zusammen mit dem Feusisberger Pfarrer Jacek Kubica und unter Mithilfe von Sigrist Martin Ulrich die Messe zu feiern.So erinnerte er sich an seine erste Sennenchilbi als Bub, wo er «gebödelet» habe und sich ganz wichtig vorgekommen sei. In seiner Predigt ging Pater Markus passend auf drei wesentliche Punkte ein: Die Traditionen, die es weiterzugeben gilt, die Gemeinschaft, wie sie an der Sennenchilbi praktiziert wird, und die Dankbarkeit, weil man auf Gott angewiesen ist. Umrahmt wurde der Erntedankgottesdienst – nicht alle fanden einen Sitzplatz – durch das Jodelchörli Schindellegi unter Hans Bruhin, die Jodlerinnen Vroni Fleischmann und Berta Portmann sowie Betrufer Koni Schelbert, also ausnahmslos Einheimische. Den anschliessenden öffentlichen Apéro – wo alle landwirtschaftlichen Produkte im Nu vertilgt wurden – untermalte das Alphorntrio Märchler Gruess mit Heidi und Röbi Dobler sowie Stefan Krieg.
Ein Umzug der Superlative bis hin zum Wetter
Der unschlagbare Höhepunkt war dann aber der grosse Brauchtumsumzug am Sonntagnachmittag. Bei diesem herrlichen Herbstwetter konnte fast gar nichts mehr schiefgehen. Mit leichter Verspätung – es mussten noch etliche Autos auf die Parkplätze geleitet werden – ging es Nummer um Nummer hoch zu und her. Ganze 40 waren es an der Zahl, beginnend zu und her. Ganze 40 waren es an der Zahl, beginnend mit den verschiedensten Tiergruppen, von Pferden über Ziegen, Schafe, Eseln, Hunden und natürlich das preisgekrönte Vieh von der kürzlich stattgefundenen Höfner Viehausstellung. Danach gings flott mit Musikund vor allem Traditionsdarbietungen weiter.Es wurde nicht nur gespielt und gejodelt, sondern auch geheuet, gekäst, geholzt, gemostet, gebacken, geimkert, gekeltert, geschnitzt, geturpnet, ja selbst geschwungen und geturnt. Dazwischen wurden alte Landwirtschaftsmaschinen vorgeführt – und immer wieder gab es was Leckeres zu kosten. Viele Gruppen waren selbstredend, ansonsten halfen zwei Speaker entlang der Umzugsroute nach. Auffallend waren auch die vielen jugendlichen Umzugsteilnehmer, bis hin zu Feusisberger Schülerinnen und Schüler, die eigentlich gar nichts direkt mit der Landwirtschaft zu tun haben. So ist es der Sennengesellschaft Feusisberg mit ihrer Sennenchilbi nicht nur gelungen, die Bauernsame praktisch vollzählig aufzubieten, sondern auch einen Bezug zur weiteren Bevölkerung und Region herzustellen. Der Aufmarsch mit mehreren Tausend Besuchern lässt jedenfalls diesen Schluss zu. So dürfte ein Weiterbestehen der Sennenchilbi in einigen Jahren gesichert sein. Und bis dahin wird man wohl von dieser perfekten Sennenchilbi schwärmen, die noch bis in den späten Nachmittag hinein mit Ländlermusik und gemütlichem Zusammen sein ausgekostet wurde.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Maria Pierson und Andreas Knobel
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- Brauchtum / Feste
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