Die Künstlerinnen und Künstler erheischten Applaus, ja Begeisterung beim Publikum in Feusisberg. Bild Severin Kolb
Die Künstlerinnen und Künstler erheischten Applaus, ja Begeisterung beim Publikum in Feusisberg. Bild Severin Kolb

Musik

Die besten Häppchen der Opernliteratur in Feusisberg

Bei der Operngala des Musiksommers am Zürichsee in der Kirche Feusisberg brachten fünf Sängerinnen und Sänger der Komischen Oper Berlin Pralinen der Klassischen Selektion zu Gehör.

 Mitglieder des Opernstudios der umjubelten Komischen Oper sind sich sicherlich einiges gewöhnt: Namhafte Regisseure der Gegenwart lassen dort ihre Sängerinnen und Sänger beim Purzelbaumschlagen, auf dem Laufband, im Kopfstand Arien singen. In Feusisberg war da am Montagabend in der Katholischen Kirche die Ausgangslage anders. Wegen der gesundheitsbedingten Abwesenheit des «Musiksommer »-Präsidenten Giovanni Bria begrüsste Manuel Bärtsch, der dessen Nachfolge als künstlerischer Leiter 2020 antreten wird, die Gäste.


Musikalische Gourmet-Happen


Er versprach sich und dem Publikum von dieser Zusammenarbeit mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern die «besten Happen der Opernliteratur »: Tatsächlich stellten sich die fünf Stimmen jeweils solistisch, beziehungsweise einmal im Duett, mit konzertantem Mozart-Champagner vor – auf nüchternen Magen wohlgemerkt: Die nicht in der Küche, sondern im Herzen der «Königin der Nacht» kochende Rache der Hölle (Georgina Melville), eine gänzlich unkulinarische, aber alles andere als ungeniessbare Arie aus «La Clemenza di Tito» (Marta Mika), die weingeschwängerten «Vivat Bacchus»-Rufe aus der «Entführung aus dem Serail» (Alexander Fedorov und Samuli Taskinen) und die verführerische «Champagner-Arie» aus «Don Giovanni» (Dániel Foki).


Mélange à deux


Am Ende der ersten Hälfte machten die überaus sinnlichen Passagen aus dem zweiten Akt des «Rosenkavaliers» von Richard Strauss deutlich, dass es sich beim Berliner Opernstudio nicht nur um fünf überaus talentierte Einzelstimmen, sondern um ein eingespieltes Ensemble handelt. Die Stimmen von Melville und Mika verschmolzen zu einer, während der Klavierpart (Hélène Favre-Bulle) so herrlich perlte, dass man sich wähnte, die zauberhaften Streicherklänge, die Celesten und Glockenspiele der Orchesterfassung zu hören. Auch im Duett zwischen Hamlet und Ophelia von Ambroise Thomas, das die zweite Hälfte des Konzerts eröffnete, kam Sinnlichkeit auf. Doch wegen des dichten Netzes der Intrigen, das sich um den von Foki verkörperten Helden knüpfte, verblieb diesem bloss die Flucht in den Alkohol mit einem weiteren Trinklied.


Aus Rossinis Kochbuch


Mit fulminanten Duetten und Ensembles aus italienischen Erfolgsopern von Donizetti und Rossini schloss der Abend. Melville und Taskinen liefen als kokette Witwe und als übertölpelter, gar geohrfeigter Don Pasquale zu Höchstform auf. Von Rossini, der sich schon in frühem Alter dem Opernbetrieb entzog und sich dem Kochen widmete, stammten die Desserts: Das Quintett aus «Il turco in Italia», das die Sängerinnen und Sänger zum Grande Finale auf der Bühne vereinte, und «Zitti, zitti» aus dem «Barbiere di Siviglia» als Zugabe. Da das junge Ensemble auch nach dieser Zugabe noch tosenden Applaus erntete, schloss der erheiternde Abend mit – quasi als Limoncello nach der Rechnung – dem süsslichen «O sole mio».


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.09.2019

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