Literatur
«Ich gehe mit einem Lustgefühl durch dieses Haus»
Über die Faktorei in Bäch ist in diesen Tagen ein Buch erschienen. Auf mehr als 80 Seiten wird der historische und kulturgeschichtliche Wert des barocken Baus aufgezeigt, der seit jeher Salzfaktorei und Gasthof in einem war. Eng mit ihm verbunden ist die Geschichte von Armin Büeler und dessen Vorfahren.
Armin Büelers helle Augen blicken durch eines der Fenster hinaus auf die Seestrasse. Lange hat er lebhaft erzählt.Jetzt wirkt er das erste Mal etwas nachdenklich. «Wenn man so alt ist wie ich,fängt man an, über sein Leben nachzudenken», sagt er. «Man hat plötzlich das Bedürfnis, Rückschau zu halten.» Seine Rückschau ist bemerkenswert. Das hat damit zu tun, dass der 90-Jährige in einem geschichtsträchtigen Haus aufgewachsen ist, das schon seit mehr als 200 Jahren in Familienbesitz ist und für die Einwohner des Kantons Schwyz jahrhundertelang von zentraler Bedeutung war.Und damit,dass Armin Büeler eine Art Lebenskünstler ist, der sein Einkommen auf mehrere Standbeine verteilt hat und dabei über weite Strecken das Glück hatte, das tun zu können, wofür sein Herz brannte.
Sie am Herd, er im Keller
Dabei ist es nicht so, dass Armin Büeler auf Rosen gebettet war. Gross waren die Entbehrungen in Kinder- und Jugendjahren. Als er mit seiner Frau Gertrud 1962, nach dem unerwarteten Tod von Mutter Olga Büeler, den Familienbetrieb übernahm,sah sich das junge Paar mit einem Schuldenberg konfrontiert und lebte mehrere Jahre am Existenz-minimum. Doch die beiden schickten sich einfach hinein und krampften,was das Zeug hielt. Heute, befreit von finanziellen Sorgen, könnten sich die Büelers zurücklehnen, den Ruhestand geniessen und es sich gutgehen lassen. Aber davon wollen sie nichts wissen. «Solange wir noch die Kraft haben, machen wir weiter», sagt Trudi Büeler. «Wenn wir aufhören, würden uns alle vermissen.» Alle,das sind die Gäste,die es immer wieder in den Gasthof «zur Faktorei» zieht, weil sie die Gastfreundschaft der Hausherrin und ihres Teams schätzen – und die Fischspezialitäten aus Trudi Büelers Pfanne. Weit herum bekannt sind sie. Vor allem ihre Egli im Bierteig. Die Restaurantküche, das ist ihr Territorium. Seins ist der Weinkeller. Dort hantierte er schon in jungen Jahren mit verschiedenen Zutaten und tüftelte an Rezepten herum. Es lag ihm wohl in den Genen, denn Vater Josef war Wein- und Spirituosenhändler.Und es zeigte sich: Armin Büeler war der geborene Likörproduzent. Seine Produkte und Eigenschöpfungen – Eierlikör, Schokoladenkirsch oder der berühmte Büeler Alpenkräuter Bitter – fanden grossen Absatz. Doch seine wahre Liebe galt dem Wein. «An mir ist ein Rebbauer verloren gegangen», sagt Armin Büeler. Ab Anfang der 1970er-Jahre besass er für mehr als 30 Jahre einen eigenen, 30 Are grossen Rebberg in der Leutschen. «Manches Mal bin ich erst nach dem Eindunkeln nach Hause gekommen», erinnert er sich. «Ich verbrachte viel Zeit im Rebberg.» Auch als Weinbauer besass Armin Büeler ein glückliches Händchen. Jährlich produzierte er 2500 Flaschen Riesling-Silvaner und verkaufte sie im Restaurant. Das Keltern überliess er den Kümins, aber die Arbeit im Rebberg sowie das Abfüllen und Etikettieren der Weinflaschen übernahm er selber.
Eine Familie mit Tradition
Die Gastwirtschaft wurde zum wichtigsten Einkommenszweig. Die Schulden schmolzen,und Armin Büeler renovierte das Haus, das der Kanton 1710 hatte erbauen lassen und 1801 an Armin Büelers Vorfahren verkauft hatte, fortlaufend. Es diente den Salzfaktoren seit jeher als Wohnhaus und Verwaltungsgebäude. Fast 300 Jahre lang waren es Vertreter des Geschlechts Büeler, die dieses Amt ohne Unterbruch ausübten. Sie wurden jeweils vom Kanton eingesetzt und hatten den Auftrag, den Salzhandel zu beaufsichtigen. Ganz Schwyz wurde von Bäch aus mit Salz beliefert. Das Salz gelangte auf dem Seeweg und nach dem Bau der Eisenbahnlinie Zürich– Chur mit dem Zug ins Höfner Dorf. Der letzte Salzfaktor war Armin Büelers Vater Josef – zumindest auf dem Papier. In Tat und Wahrheit war es Armin Büeler, der ab 1962 anstelle seines Vaters das Salz herausgab und sich um die Buchhaltung kümmerte. «Ich erledigte diese Arbeit vor allem aus Tradition, aber ich ging nicht in ihr auf. Es war halt einfach ein Nebenverdienst.» Als das Monopol 1975 aufgehoben wurde, entliess der Kanton Josef Büeler aus dem Dienst. Da
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Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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