Musik
«Wertschätzung ist wichtiger als Geld»
Kinderbands boomen in der Schweiz. Allen voran das Duo Billy und Benno, das in diesen Tagen das 5-Jahre-Bühnenjubiläum feiert.
Gründer Philippe Stuker alias Billy spricht über den Konkurrenzkampf in der Schweizer Kindermusik-Szene, wie er einen Auftritt vor einer riesigen Kinderschar trotz Kater gemeistert hat und weshalb sein Alter Ego Phil Sommer im Moment hinten anstehen muss. Am Martin sini Tante, die hät Elefante – als Huustier dehei», singen die zwei abenteuerlustigen Freunde Billy und Benno auf der Bühne jeweils – und ihre kleinen Zuhörer singen lauthals und begeistert mit.Billy und Benno – das sind der Ex-Bächer Philippe Stuker, der derzeit mit Frau und Kind in Wollishofen lebt und sein Bühnenpartner Samuel Schäfer (30) aus Wädenswil. Stuker ist der musikalische Kopf, Schöpfer und Texter des Duos. Doch wie er während des Interviews, das direkt nach Büroschluss stattfindet, so dasitzt – in schwarzem Jackett und weissem Hemd – würde man nie darauf kommen, dass der 38-jährige Musiker, der an der renommierten London Music School studiert hat, regelmässig als Weltenbummler Billy mit Hosenträgern, Hut und viel Charme Kinderfüsse zum Wippen, Stampfen und Hüpfen bringt.
Kinderpop-Szene boomt
Doch sobald er von seinem «Herzensprojekt » zu sprechen beginnt, merkt man: Das Duo feiert derzeit nicht ohne Grund bereits das 5-Jahre-Bühnenjubiläum. Das Fazit eines halben Jahrzehnts auf fast allen Schweizer Kinderbühnen: vier veröffentlichte Alben, unzählige absolvierte Auftritte und immer mehr Anfragen. Billy und Benno haben sich von Newcomern zu festen Grössen der Schweizer Kinderpop- Szene gemausert. Eine Szene übrigens, die laut Stuker immer grösser wird, ja regelrecht boomt. Und trotzdem herrsche in diesem ganz eigenen kleinen Kosmos wider Erwarten kein knallharter Konkurrenzkampf, zumindest nicht von ihrer Seite aus. Die beiden Musiker sind dank ihren Jobs als Sekundarlehrer (Schärer) und Geschäftsleiter eines Musik- und Filmunternehmens (Stuker) finanziell nicht auf die Einkünfte ihres Kindermusiker-Daseins angewiesen, was sie entspannt an die ganze Sache rangehen lässt. «Zudem ist die Nachfrage nach Kindermusikern in der Schweiz so gross, dass es für alle Platz hat», ist Multiinstrumentalist Stuker überzeugt. Er weiss jedoch aus Erfahrung: «Vom Produzieren von Kindermusik allein wird man nicht reich». Viel wichtiger als Geld sei ihnen aber ohnehin die Wertschätzung ihres jungen Publikums und das Wissen, dass all die Mühe und ihr grosses Engagement – selbst geschriebene Texte, Lieder von Hand eingespielt – nicht umsonst waren und tatsächlich und wortwörtlich gehört werden. «Wir stecken in Billy und Benno so unglaublich viel Hingabe und Kreativität rein. Eine Idee zu einem kompletten Liedtext auszureifen, ist nämlich echt harte Arbeit», so Stuker. Umso schöner sei es, vor der Bühne all die Kinder zu sehen, die ihre Liedtexte auswendig und lauthals mitsingen. Und das taten sie bisher immer – bis auf eine Ausnahme: «Einmal sassen vier Kinder, die viel älter als unser Zielpublikum (bis circa neun Jahre) waren, direkt vor der Bühne. Sie fanden uns wohl einfach nur doof und zeigten das auch. Leider steckten sie damit auch die anderen Kinder an, und das Konzert war gelaufen», erinnert sich Stuker. Dies sei bisher zum Glück nur einmal passiert. «Sein Publikum kann man sich halt nicht aussuchen», fügt er schmunzelnd hinzu. Er selber freut sich aber jedes einzelne Mal, auf der Bühne in die Rolle von Billy schlüpfen und den Kindern, «qualitative gute Musik» näher bringen zu dürfen.
Auftritt direkt nach Partynacht
Keine einfache Aufgabe, könnte man meinen, muss man vor allem als Kindermusiker stets gut gelaunt und voller Energie sein. Für Stuker ein Leichtes, sogar dann, als er nach einer ausgedehnten Partynacht mit wenig Schlaf performen musste. «Der Auftritt lief sogar erstaunlich gut», lacht er.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Rahel Bains
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