Kunst & Design
klanglos schreit: KARIN MAIRITSCH · KATRIN ODERMATT · DANIELLA TUZZI
«klanglos schreit» ist die nachdenkliche Artikulation eines ambivalenten Zeitgeistes. Zum einen der verzweifelte Akt eines im Hals stecken gebliebenen Tons, zum anderen das eingekehrte Innehalten als Spur des hörenden Erinnerns.
Karin Mairitsch, Katrin Odermatt (Merlischachen) und Daniella Tuzzi (Gersau) erkunden in ihrer bereits fünften gemeinsamen Ausstellung die Visibilität klangloser Spuren des Erinnerns und Entäusserns. Die Künstlerinnen zeigen Rauminstallationen, die immer wieder – und immer noch – zu vermitteln versuchen, dass das Momentum der Mitteilung und des Hörens | hier am Beispiel des Schreis oder des Rauschens | eine Diktion der Veränderung sein müsste, es aber nicht ist | und klanglos bleibt. Weswegen die Kunst dazu ermuntert: schaut hin, hört zu, fühlt hinein. Als Entrée fungiert das grossflächige Werk von Karin Mairitsch mit dem Titel «alles andere stummt». Mairitsch verwendet als Bildgrund dünne Hartfaserplatten, die seit 2011 in ihrem Atelier zum Schutz des Bodens aufgelegt sind und ergänzt diese mit Text. Ihre visuellen Spurensicherung zeigt die prozessualen Wirklichkeit von Kunst, die formal, inhaltlich und prozessual munter entgleist, mutig voranschreitet und schreiend gerade dann ist, wenn Enge, Sprachlosigkeit und/oder Unklarheit greifend werden. Im mittleren Teil der Galerie präsentiert Katrin Odermatt die Rauminstallation «Spuren hörenden Erinnerns ». Sie lädt dazu ein, die eigene Wahrnehmung der Geräusche von Welt zu befragen, Hörerlebnisse zu erinnern, sie an Gefühlszustände zu koppeln, sich des mit der Welt kommunizierenden Charakters des Hörens gewahr zu sein. Ihr Zugang ist einer der Vergegenwärtigung und Verstetigung akustischer Sinnlichkeit. Die Installation «klanglos schreit» von Daniella Tuzzi im hinteren Teil der Galerie zeigt verschiedene Objekte und deren räumliches Zusammenspiel. Es entsteht ein Narrativ, das vom Momentum der Vergänglichkeit ebenso erzählt wie von jenem des Gerade-noch-Lebens, das uns die Naturkatastrophe ebenso wie die bedrückende Ohnmacht spüren lässt. Es ist, als ob ein Schrei in seinen Schwingungen zum Stillstand geführt wurde und sich in dieser Ambivalenz eine bedrohliche Melancholie ausbreitete.
Künstlerinnen
KARIN MAIRITSCH
Karin Mairitsch ist bildende Künstlerin, Gestalterin, Kuratorin, Dozentin und Autorin. Sie kann auf eine rege nationale und internationale Ausstellungs- und Performancetätigkeit zurückblicken. 2020 wird sie mit einem Werkbeitrag der Zentralschweizer Literaturförderung und einer Nominierung für den Luzerner Werkbeitrag in der Sparte Freie Kunst ausgezeichnet. Als Bildungs- und Kulturmanagerin war Karin Mairitsch in verschiedenen leitenden Positionen an Hochschulen tätig, darunter die Hochschule Luzern, die Fachhochschule Salzburg sowie die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Zuletzt leitete sie den Eigenbetrieb Kultur123 der Stadt Rüsselsheims. Am 1. Oktober tritt sie das Amt der Rektorin der Zürcher Hochschule der Künste an. https://karinmairitsch.com
KATRIN ODERMATT
Katrin Odermatt wurde als Tochter eines Architekten und Bildhauers bereits früh an die bildende Kunst herangeführt. Ihre künstlerische Weiterbildung erfuhr sie in München und in Luzern, u.a. Kunsthochschule Luzern (1990 – 1993). Neben ihrer Tätigkeit als Kunstschaffende (Installationen, Objekte, Skulpturen, Fotografie) engagiert sie sich im Kulturbereich als Kuratorin, Jurymitglied, Projektleiterin und in Vorständen zahlreicher Vereine und Kommissionen, z.B. Mitglied Kunst Schwyz (seit 1992); Mitglied Kulturkommission Küssnacht (2006 - 2018); Vorstandsmitglied SchwyzKulturPlus (seit 2008); Vorstandsmitglied Visarte Zentralschweiz, Berufsverband visuelle Kunst (2013 – 2020, davon 2017 - 2020 als Präsidentin). Durch ihre Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland befinden sich ihre Werke in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. https://katrinodermatt.kleio.com/filter/work
DANIELLA TUZZI
Daniella Tuzzi studierte Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung an der Hochschule für Gestaltung in Luzern. Sie war Mitbegründerin und Betriebsgruppenmitglied der Gestaltungsschule M&F Luzern sowie Vorstandsmitglied wie auch Präsidentin ad Interim der visarte zentralschweiz. Ebenso war sie Mitglied des Ausstellungsraum k25 und Vorstandsmitglied des Projekts «Lion 21». Seit 2019 ist sie als Vorstandsmitglied der kunsthalle luzern tätig. Zahlreiche Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland zeichnen ihr Schaffen aus, zudem gewann sie mehrere «Kunst im öffentlichen Raum»-Wettbewerbe. Sie wurde für den Luzerner Werkbeitrag «Freie Kunst» nominiert und gewann das einjährige Bundesstipendium im Istituto Svizzero in Rom. Daniella Tuzzi arbeitet in Luzern in den Bereichen Installation, Kunst im öffentlichen Raum, Zeichnung und Objekte. https://daniella-tuzzi.kleio.com/
Infos
Ausstellung: 25. August – 18. September 2022
Vernissage: DO, 25. August 2022, 19 – 21 Uhr
Kunsthoch Luzern: SA, 27. August 2022, 11 – 18 Uhr, mit performativen Worten um 14 und 16 Uhr
Ausstellungsrundgang: SO, 18. September, 16 Uhr, mit Heinz Stahlhut und den Künstlerinnen
Ort: GALERIE KRIENS, Schappe Kulturquadrat, 6010 Kriens
Öffnungszeiten: MI / SA 16–18 Uhr, SO 14–18 Uhr
Autor
SchwyzKulturPlus
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Kategorie
- Kunst & Design
Publiziert am
Webcode
www.schwyzkultur.ch/kxKg8K