Musik
«Es war einfach zu viel für mich»
Seit Anfang April weilt Sängerin Rachel Carmen inLos Angeles. Aus demanfänglichen Traumwurde bald ein Albtraum, aus welchem sie nur dank einem glücklichen Zufall wieder herauskam. Über ihre Erlebnisse führt sieTagebuch.
Vor gut acht Wochen bin ich nach Los Angeles geflogen, um am Musicians Institute in Hollywood eine zehnwöchige Gesangsausbildung zu machen. Ich habe mich so auf diesen Moment gefreut, denn ohne den Werkbeitrag der Kulturkomission des Kantons Schwyz wäre dies nicht möglich gewesen. Die Unterkunft im Musicians Institute (MI) war reserviert, bei der Schule habe ich mich angemeldet, die Flüge waren gebucht – alles schien perfekt.
Misslungener Anfang
Das war leider nicht so. Mein Airbnb, welches ich für eine Woche mieten musste, bevor ich in die Unterkunft der Schule einziehen konnte, wurde kurzfristig storniert. Jedoch hatte ich keine Zeit mehr, um etwas Neues zu finden. Also ging ich zum Flughafen, ohne genau zu wissen, wo ich die erste Woche verbringen werde. Beim Boarding traf ich eine junge, nette Schweizerin, Svenja, sie reiste alleine nach L.A. Gegenseitig erzählten wir uns unsere Stories. Sie hatte so als Spass gemeint, dass ich bei ihr im Hotel übernachten könnte. Aus dem Witz wurde Ernst. Svenja und ich teilten uns das Hotelzimmer direkt am Meer zwischen Venice und Santa Monica. Dort haben wir gemeinsam viel erlebt. Nach fünf Tagen musste ich aber eine neue Bleibe suchen, weil Svenja nach San Francisco weiterreiste. Ich machte mich somit auf die Suche. Da ich wusste, dass eine Band aus der Schweiz momentan in L.A. ist, habe ich diese angefragt, ob ich drei Nächte bei ihr hausen könnte. Die Band Hot Like Sushi hat zugestimmt. Es ging nun für drei Tage nach Culver City. Es kam dann endlich der Tag, an dem ich die Unterkunft der Schule inmitten von Hollywood beziehen konnte. Ich erhielt ein Einzelzimmer für die erste Nacht, konnte aber am nächsten Tag in mein Zimmer einziehen. Ich teilte es mit einer koreanischen Studentin. Eine mega herzige und liebe Person, aber sie konnte kaum Englisch sprechen – das war lustig.
Schule überzeugt gar nicht
Am 4. April, am Orientierungstag, hat mich die Performance der Lehrer noch nicht so richtig überzeugt. Als die Schule endlich losging (8. April), wurde ich Tag für Tag mehr und mehr von der Qualität der Schule enttäuscht. Die Schule hielt nicht das, was sie versprochen hatte, obwohl sie bis dahin als eine der besten Schulen der Welt galt. Früher wurde eine Qualitätsprüfung verlangt, damit man vom Institut aufgenommen wurde, heute kann sich – so wie es aussieht – jeder anmelden und wird angenommen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich eher für das Business anstatt für die Studenten interessieren. Ich fühlte mich überhaupt nicht mehr wohl und spürte, am falschen Ort zu sein, um mich künstlerisch weiterzuentwickeln. Nach vier Tagen Schule bin ich während der Vocal-Performance-Stunde in Tränen ausgebrochen, es war einfach zu viel für mich.
Wundersamer Kontakt
Ab hier nahm das Wunder, welches mir passierte, seinen Lauf: Meine Mutter wurde am Sonntagmittag, als ich bereits eine Woche in L.A. war, von Louis Suter junior aus Brunnen kontaktiert, ich solle mich bei ihm melden. Dies habe ich auch getan. Er teilte mir mit, dass er mir eventuell eine geeignete Unterkunft vermitteln könnte und er mir ein paar Gesangslektionen bei Coreen Sheehan schenken möchte. Was ich noch nicht wusste, ist, dass sie früher am MI als Hauptdozentin unterrichtet hatte und jetzt ihre eigene Gesangsschule führt. Mithilfe von ihr und ihrem Mann konnte ich schlussendlich weg von Hollywood, weg vom Musicians Institute zu privaten Coaches, welche lustigerweise auch Coreen und Ben (ihr Mann) sind. Hier darf ich vieles über Musik, das Leben, Gott und die Welt lernen. Es gibt noch einige Erlebnisse und Details, die in diesem Bericht noch nicht erwähnt sind. Das alles möchte ich in einem Album (mit Einblick in mein Tagebuch) verpacken und euch erzählen.
Ein paar Anmerkungen und Gedanken
Ja, ich führe ein Tagebuch über Los Angeles: Kein einziger Tag fehlt. Ein kleines Buch ist schon fast vollgeschrieben. Für die kommenden fünf Wochen benötige ich wohl noch ein neues … Das Musicians Institute war früher eine der besten Schulen der Welt. Grosse Namen haben da studiert. Leider sieht das heute nicht mehr so aus, auch die guten und erfahrenen Lehrer sind nicht mehr dort ... Schade! Hollywood ist stinkig, gefährlich und überhaupt nicht schön. In der Nacht muss man sehr aufpassen, da die Kriminalität hoch ist. Es wurde erst kürzlich eine Person auf offener Strasse erschossen und dies vor den Augen der Studenten.
Bote der Urschweiz / Rachel Bärchtold (Rachel Carmen)
Autor
Bote der Urschweiz
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Kategorie
- Musik
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