Musik
«Ich lasse mich nicht nur in die Juuz-Schublade stecken»
Karin Gwerder tritt am 15. Oktober im MythenForum im Jodelmusical auf. Die 42-Jährige lässt sich
aber nicht nur auf einen Musikstil reduzieren.
Bei Karin Gwerder zu Hause läuft den ganzen Tag das Radio im Hintergrund, das einen Ländler nach dem anderen spielt. Und wenn die Nachbarn Glück haben, dann steht bei der Wohnung neben dem Restaurant Hölloch im tiefsten Muotathal ein Fenster offen und man hört, wie Karin Gwerder spontan zum Juuz anstimmt. Für die 42-Jährige ist das die Musik, mit der sie gross geworden ist und die heute noch ihr Leben prägt.
Singkünste durch Hören
Ihre Juuz-Künste haben ihr Rollen im berühmten Muotataler Theater verschaffen, an Hochzeiten ist sie auch schon aufgetreten, und heuer ist sie Darstellerin im Jodelmusical, das in diesem Monat zum letzten Mal aufgeführt wird. Gelernt habe sie die Singkunst vor allem durchs Hören. Bereits die Grosseltern waren sehr musikalisch und machten sich in der Ländlerszene schnell einen Namen. Später zog es Karin Gwerder dann in die Beizen, wo es immer wieder vorkam, dass man kurzerhand anfing, gemeinsam zu singen. Oft traue man sich das Singen gar nicht zu, so Gwerder. «Doch man muss erst einmal laut singen, um sich überhaupt selbst zu hören», findet die gebürtige Muotathalerin. «Es braucht Mut, aber es befreit auch. Es zeigt einem auf, wozu der Körper in der Lage ist.»
Muotathaler Naturjuuz besonders
Einen besonderen Platz in Karin Gwerders Herzen hat der Muotataler Naturjuuz. «Er ist authentisch und urchig. Er klingt heute noch so, wie er früher getönt hat.» Karin Gwerder zeigt sich aber sehr offen. Von Mundartmusik bis hin zu Metal höre sie alles. «Ich lasse mich nicht nur in die Juuz-Schublade stecken», betont sie. Diesen Anspruch hat sie auch bezüglich Berufsleben. Ursprünglich hat sie die Lehre als Maurerin abgeschlossen, mittlerweile ist sie selbstständig und führt als diplomierte Berufsmasseurin eine Massagepraxis in Muotathal. Zudem befindet sie sich gerade in der Ausbildung zur ärztlich geprüften Aromatologin, wo es um den therapeutischen Einsatz von ätherischen Ölen geht. Die Musik bleibt aber ein beständiger Begleiter. Manchmal lasse sie auch während Massageterminen Ländlermusik laufen, verrät sie schmunzelnd.
In die Heimat zurückgekehrt
Nachdem Karin Gwerder acht Jahre im Toggenburg gelebt hatte, zog es sie vor gut zwei Jahren wieder zurück zu ihren Wurzeln. Heimweh habe sie nicht gehabt, doch es sei schön, wieder zurück zu sein, und sie freue sich auf den neuen Lebensabschnitt. «Ich weiss nicht, ob ich zum Jodelmusical gekommen wäre, wenn ich nicht nach Toggenburg gezogen wäre», sagt Karin Gwerder. Durch neue Freundschaften und Beziehungen sei es überhaupt erst zur Anfrage gekommen, ob sie als Muotathaler Juuzerin ihre Region im Jodelmusical vertreten möchte. So nahm das Jodelmusical seinen Lauf und wurde im Jahr 2016 zum ersten Mal aufgeführt. Die zweite Produktion «Uf immer und ewig» feierte im Januar 2020 Premiere, kam jedoch abrupt zu einem Halt aufgrund der Corona-Pandemie und einem Auftritt, der etliche Corona-Fälle zur Folge hatte und deswegen für Schlagzeilen sorgte. «Wir erhielten mehrere wütende E-Mails, es wurde wüst geredet, und man schob uns alle Schuld in die Schuhe, obwohl wir uns an die Regeln gehalten haben», erinnert sich Karin Gwerder. Sie bedaure das, freue sich nun aber umso mehr, dass das Jodelmusical diesen Herbst in die finale Runde geht. Für Karin Gwerder ist das sogar ein Heimspiel, denn die letzte Darbietung findet am 15. Oktober in Schwyz im MythenForum statt. Falls man vor dem Auftritt lautes Johlen hinter dem Vorhang vernimmt, müsse man sich nicht wunder, warnt Karin Gwerder noch vor. Es sei Teil eines Rituals, das sie selber ins Leben gerufen habe. «Kurz bevor wir auf die Bühne gehen, stossen wir alle mit regionalem Rotacher Schnaps an.»
Bote der Urschweiz / Alena Gnos
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Bote der Urschweiz
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