Musik
«Ich lebe heute mein Leben, das ich mir immer gewünscht habe»
Beatrice Egli, die aus Pfäffikon stammende, erfolgreiche Schlagersängerin, füllt im deutschsprachigen Raum Schlagzeile um Schlagzeile und gibt unzählige Interviews. Zeit mit dem «Mädchen von nebenan» für einmal ein ganz persönliches Gespräch zu führen.
Mit Beatrice Egli sprach Andreas Knobel
Andreas Knobel: Beatrice Egli, als echter Star im ganzen deutschsprachigen Raum sind Sie uns Journalisten in der Heimat etwas entrückt. Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge mit all den Treffen und Fotoshootings vor mehr als zehn Jahren?
Beatrice Egli: Aber sicher kann ich mich erinnern, nicht an jedes Detail, aber an viele Begegnungen. Die Journalisten in meiner engeren Heimat sind mir auch noch sehr wohl bekannt.
Wo lebt denn Beatrice Egli heute eigentlich?
Mein Wohnsitz ist wieder in Pfäffikon. Dort bin ich zu Hause und dort bleibe ich auch. Klar bin ich oft auf Reisen, aber meine Heimatbasis ist und bleibt Pfäffikon.
Man darf Sie also immer noch als Höfnerin bezeichnen?
Ja, absolut! Auch wenn es nicht für allzu viele Heimaturlaube reicht, spanne ich hier aus und besuche meine Familie – schliesslich bin ich jetzt zweifache Tante von Alexander und Raphael. Sie aufwachsen zu sehen, ist mir sehr wichtig, auch wenn ich nicht täglich bei ihnen sein kann. Und die beiden haben sich an meine gelegentlichen Besuche bereits gewöhnt und freuen sich ebenso.
Aber die Zeiten, als Sie in den Geschäften der Eltern oder der Brüder mitgeholfen haben, sind vorbei?
Ja, die sind schon einige Jahre vorbei, dafür reicht es nicht mehr. Sie leben ihr eigenes Leben und ich bin stolz auf ihre Arbeit. Und umgekehrt ist es genau so.
Zu tun gäbe es ja schon genug?
Ja, alle arbeiten mit und haben sich in ihrer Branche ihren Platz erarbeitet. Ich bin nun halt in einer anderen Branche tätig und geniesse mein Leben ebenso. Ich lebe heute mein Leben,das ich mir immer gewünscht habe.
Wie begegnet man denn dem Star aus dem eigenen Dorf?
Eigentlich wie immer! Die Menschen kennen mich seit meiner Kindheit, da hat sich gar nichts verändert. Und genau das geniesse ich auch, wenn ich zu Hause bin.
Praktisch täglich gibt’s eine Schlagzeile. Mal heisst es, Sie hätten fast geheiratet, dann werden Sticheleien gegen das Traumpaar Silbereisen-Fischer kritisiert. Lesen Sie alle diese Meldungen überhaupt noch?
Klar, gewisse Meldungen kommen mir schon zu Ohren. Aber ich google mich nicht täglich, nur um zu erfahren, was über mich geschrieben wird. Dafür habe ich schlichtweg keine Zeit – und auch keine Lust. Ich lebe ja mein Leben und weiss, was da in Wirklichkeit passiert. Deshalb brauche ich auch nicht jede Schlagzeile zu sehen.
Wenn es aber negative oder gar falsche Meldungen sind – können Sie diese ausblenden und zur Seite schieben?
Ich glaube, ich habe gelernt, mit jeder Art von Presse umzugehen. Ob ich nun bejubelt oder kritisiert werde, zu nahe darf ich das nicht an mich heranlassen. Für mich ist wichtig, dass ich meine Konzerte gut mache, dass die Menschen, die zu meinen Konzerten kommen, mich spüren und mich erleben, so wie ich bin.
Reagieren darauf kann und darf man wahrscheinlich gar nicht?
Man sollte einfach nicht zusätzlich Öl ins Feuer giessen. Sie wissen ja: Mit der Zeitung von gestern wird heute der Fisch eingepackt! (lacht)
Die meisten Diskussionen finden in den sozialen Netzwerken statt. Für gewöhnlich outen sich die Leute entweder als Fans oder als Spötter. Gehört dieses Schwarz-Weiss-Schema, dieses Lieben-oder-Hassen bei Ihrer Publizität einfach dazu?
Das kennt ja jeder aus seinem eigenen Leben: Je mehr Menschen einen kennen, desto mehr Meinungen gibt es. Es gehört zum Leben, dass dich die Einen mögen, die Anderen nicht – bei mir findet das nun halt einfach in einer grösseren Dimension statt. Damit kann ich gut leben, ich muss ja nicht allen gefallen. Das Schöne ist aber, dass viele sehr wohl unterscheiden können. Sie sagen zum Beispiel, dass meine Musik zwar nicht ihr Ding ist, sie mich und meine Arbeit aber dennoch respektieren. Diese Ansichten kann ich meinerseits sehr wohl akzeptieren, denn ich nehme auch jeden Menschen wie er ist.
Hasskommentare hört man hier in der Region jedoch kaum, man hält zu «unserer» Beatrice. Nehmen Sie das auch so wahr?
Ja, durchaus. Die Menschen hier kennen mich persönlich. Sie sind stolz, haben mich aufwachsen sehen, treffen mich heute noch und sehen, dass ich mich nicht verändert habe. Aber auch in der Fangemeinde spüre ich vermehrt, dass eine Zuneigung und ein Rückhalt da ist. Das schätze ich sehr.
Nimmt man hier aber auch Ihre künstlerische Entwicklung wahr, die Sie gerade in letzter Zeit durchgemacht haben?
Doch, das wird schon wahrgenommen. Gerade jetzt nach der Veröffentlichung des neuen Albums. Es wäre ja auch komisch, wenn ich mich in den letzten Jahren nicht weiterentwickelt und immer dasselbe gemacht hätte. Veränderung gehört zum Leben, das sehe ich nicht zuletzt bei meinen Neffen, die entwickeln sich jeden Tag weiter. Es ist doch schön, dass auch ich ein in dieser Beziehung normales Leben führen darf, mich weiterentwickeln kann und das auch geschätzt wird.
Das neue Album scheint tatsächlich eine Trendwende zu sein – deutlich poppiger, und sorry, weniger kitschig. Ist das der musikalische Weg, den Sie einschlagen wollen?
Ja, die Musik verändert sich, auch der Schlager. Ich singe zwar immer noch Schlager, aber jenen von 2018. Popelemente gibt es sicher, aber Melodie und Text entsprechen weiterhin dem Schlager, und zwar so,wie ich ihn liebe, und so, wie er mein Leben in den vergangenen fünf Jahren widerspiegelt.
Täuscht der Eindruck, oder sind die Lieder eher persönlicher geworden, ein bisschen weg von der heilen Welt?
Das mag sein, ich bin bestimmt facettenreicher geworden. Es gibt Rockiges, oder auch Balladen, wichtig ist dabei, dass sie meinem Lebensgefühl entsprechen. Ich will Lieder singen, die das Leben schreibt, das halt nicht immer nur heile Welt ist. Das Leben hat mich in den letzten fünf Jahren geprägt, und es hat meine Musik geprägt. So ist tatsächlich ein sehr persönliches Album entstanden.
Darf man sagen, die Musik ist etwas erwachsener geworden?
Ich glaube schon, schliesslich werde ich am 21. Juni 30 Jahre alt. Fünf Jahre auf der Bühne zu stehen, hat mir zu Selbstsicherheit und Lebenserfahrung verholfen. Und doch bin ich auf der Bühne immer noch wie ein Kind, das sich austoben darf. (lacht)
Gehört zu dieser neuen Beatrice Egli auch der Sport? Sie treiben offensichtlich viel mehr Sport.
Verletzungsbedingt und wegen einer Erkältung musste ich mit dem Sport wieder etwas zurückstecken – schliesslich steht immer noch die Gesundheit an erster Stelle. Das Fitnessprogramm steht zwar, aber ich mache nicht Sport um des Sports Willen, sondern als wichtiger Ausgleich in meinem doch sehr intensiven Leben. Man bedenke, dass ich Ende Oktober in eine grosse Tournee mit fast 30 Terminen starte. Da will ich – und ich trage auch die Verantwortung dafür – dass ich vom ersten bis letzten Auftritt die gleiche Leistung erbringen kann. Ohne fit zu sein, ist das gar nicht zu schaffen.
Es steht also weniger das Aussehen, die knackige Figur im Vordergrund?
Nein, bestimmt nicht. Es geht darum, über die ganze Tournee hinweg die gleiche Energie geben zu können.
Aber sportlich sind Sie schon einen Schritt weiter gegangen: Für die «Ninja Warrior»-Sendungen im Fernsehen hatten Sie augenfällig Muskeln antrainiert und sind an Ihre Grenzen gegangen.
Ja, wenn ich etwas mache,dann mache ich es richtig, dann gehe ich an meine Grenzen. Das ist aber in allen Belangen so, das ist mein Charakter.
Haben Sie sich denn wieder völlig von den Verletzungen erholt?
Immerhin hatten Sie zwei spektakuläre Stürze überstanden. Ja, inzwischen bin ich wieder schmerzfrei und ich befinde mich im Aufbautraining. Es freut mich, dass ich jetzt nicht nur in Turnschuhen, sondern endlich auch wieder in High-Heels gehen kann.
Es ist also gar nicht Ihr Ziel, in Zukunft vermehrt mit Ihren Muskeln und Ihrem sportlichen Körper zu beeindrucken?
Nein, den Trainingsaufwand vor «Ninja Warrior» mit drei Stunden pro Tag vermag ich gar nicht mehr zu stemmen. Ich will zwar fit bleiben, aber der Fokus liegt wieder bei der Stimme.
Und wann hören und sehen wir Sie bald mal wieder in der Region?
So direkt um die Ecke bei euch habe ich zwar keinen Auftritt, aber Wildhaus – übrigens mein Heimatort – ist ja nicht allzu weit weg. Dort bin ich am 6. Juli am Open Air.Und am 27.Oktober bin ich sogar in Baar. Während der Tournee im Herbst mache ich am 7. Dezember in Basel, am 8. Dezember in Sursee und am 9. Dezember in Zürich Halt, das ist doch von Pfäffikon aus alles nur ein Katzensprung.
Ja, das schaffen wir – und wir können ja nicht verlangen, dass Sie wie früher bei uns an einem Feuerwehrfest singen …
… tja, wer weiss! (lacht herzlich)
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Andreas Knobel
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
Kontakt
Kategorie
- Musik
Publiziert am
Webcode
www.schwyzkultur.ch/HmTih1