Anwohner Josef Lüönd (rechts) und der Sattler Kirchenratspräsident Alois Diethelm im frühbarocken Kirchenschiff der Ecce-Homo- Kapelle im gleichnamigen Weiler auf Sattler Gemeindegebiet. Bild: Franz Steinegger
Anwohner Josef Lüönd (rechts) und der Sattler Kirchenratspräsident Alois Diethelm im frühbarocken Kirchenschiff der Ecce-Homo- Kapelle im gleichnamigen Weiler auf Sattler Gemeindegebiet. Bild: Franz Steinegger

Dies & Das

Aus einem Heilsbild wurde eine Kapelle

Vor 350 Jahren wurde die Kapelle im Ecce Homo erbaut. Sie geht auf ein wundertätiges Bild zurück und steht an einer wichtigen alten Wegkreuzung. Die Gemeinde Sattel kam unfreiwillig in den Besitz des Weilers.

Der Weiler Ecce Homo liegt an der alten Wegkreuzung von Goldau respektive Steinen nach Sattel. Er wurde viel von Pilgern mit Ziel Einsiedeln begangen. Ursprünglich heisst die Gegend «Boltern ». Ältere Sattler sagen heute noch, sie gingen nach «Boltärä» hinunter. Nach der Überlieferung stellte ein Pilger ein Bildnis mit dem Motiv «Ecce Homo» am Ende des Kreuzweges von Steinerberg nach Boltern «auf einen grossen Stein in einem eichenen Stock». Mit dem Motiv wird jene Szene abgebildet, in welcher Pontius Pilatus den gefolterten und mit Dornen gekrönten Jesus vor die Menge stellt und sagt: «Sehet den Menschen» («Ecce Homo»), worauf das Volk fordert: «Kreuzige ihn.»


Ein Bild mit Heilswirkung


Das Bild erwies sich als gnadenreich. Kranke Pilger wurden geheilt, wovon Votivtafeln zeugten. «Die Leute von Boltern brachten ein Dach über dem Bildstock an und stellten einen Opferstock auf. Aus den Gaben sollte ein kleines Heiligtum gebaut werden», hält der Einsiedler Pater Joachim Salzgeber in der benediktinischen Monatszeitschrift fest. 1665 beschloss die Kirchgemeinde Sattel, hier eine Kapelle zu errichten. Die einschiffige, frühbarocke Kirche konnte am 23. August 1668 aufgerichtet werden. Von der damaligen Innenausstattung der Kapelle sind heute nur noch die Altäre vorhanden. Ebenso spurlos verschwunden ist das ursprüngliche Gnadenbild mit der Ecce-Homo-Szene. Es könne sein, mutmasst Pater Joachim, «dass die Ecce-Homo-Statue durch die Witterungseinflüsse stark mitgenommen wurde und so in der Kapelle nicht mehr aufgestellt werden konnte». Als Ersatz dient das Altarbild vom Ecce Homo. Überhaupt wurde das Kapelleninnere mehrmals erneuert oder ergänzt: 1782 wurden drei neue Altarbilder gemalt, bei der Renovation 1825 kam eine Kanzel hinzu. Bei einer dieser Renovationen wurde die dreibogige Vorhalle, das Vorzeichen, angebaut. 1912 wurde das Innere durch Josef Heimgartner aus Altdorf neu ausgemalt. Die letzte Innen- und Aussenrenovation geht auf die Jahre 1979 bis 1981 zurück. Das Gotteshaus wird heute nur noch spärlich genutzt. Am ehesten noch bei Hochzeiten, denn die Kapelle ist schön gelegen, gut erhalten und verfügt über einen respektablen Vorplatz. «Ich kann mich erinnern, dass in meiner Jugendzeit in den Sommermonaten noch regelmässig Gottesdienste gefeiert und Rosenkränze gebetet wurden », erklärt der ehemalige Sattler Gemeindepräsident Josef Lüönd, der in unmittelbarer Nähe zum Gotteshaus wohnt. An den ursprünglichen Ort des Gnadenbildes erinnert seit der Strassenverbreiterung 1957/58 ein mit einem Holzdach geschütztes Kreuz.


Wie der Weiler zu Sattel kam Ecce Homo


Früher gehörte Sattel zum Kirchgang Steinen. Als Sattel eine eigene Pfarrei wurde, war das Gebiet Boltern Niemandsland. Vor dem Bau der Kapelle entbrannte zwischen Sattel und Steinen ein siebenjähriger Grenzstreit. Am 17. Juni 1665 wies das Landgericht Schwyz das umstrittene Land «bis an den Gatter und Pfaffenrist» nach einer Sitzung in der benachbarten Seilegg und nach einem Augenschein Sattel zu. Der Sage nach wollten weder Sattel noch Steinen das Gebiet haben, weil sich hier ein Bettler niedergelassen hatte, den es zu erhalten galt. Es kann angenommen werden, dass die von Meinrad Inglin literarisch gefasste Erzählung «Begräbnis eines Schirmflickers» – die von Xavier Koller als «Das gefrorene Herz» verfilmt wurde – in dieser Begebenheit ihren Ursprung hat. Inglins Vater stammte aus Rothenthurm. In seinem häuslichen Umfeld dürfte diese Geschichte erzählt worden sein.


Bote der Urschweiz / Franz Steinegger

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

23.02.2018

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