20241129 loris mazzeo bild Swissflms
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Film

«Schwyz hat viele Geschichten, die auf der Strasse liegen»

Loris Mazzeo ist gebürtiger Märchler und produziert unter dem Namen Director Prisselly Kurzfilme. Er findet, der Kanton Schwyz sei in Filmen unterrepräsentiert. Nun will er selber grosse Projekte verfolgen.

Es gibt viele Wege, eine Geschichte zu erzählen. In Büchern, Zeitungen, Bildern oder eben in Filmen. Letzteres hat sich der Ausserschwyzer Loris Mazzeo, der sich Director Prisselly nennt, zur Leidenschaft gemacht. Obwohl seine eigene Geschichte ganz anders anfängt. Aufgewachsen ist Mazzeo in der March und ging in Siebnen-Wangen zur Schule. Es sei eine schöne Kindheit gewesen, wie er sagt. Wie jeder Jugendliche stand auch Mazzeo einst an dem Punkt, der über die künftige Berufslaufbahn entscheidet. Für ihn war klar: «Ich will Comiczeichner werden.» Der Berufsberater habe ihm jedoch erklärt, dass es solch eine Lehre in der Schweiz nicht gibt. Ganz akzeptieren konnte das Mazzeo nicht. «Ich wollte den kreativen Weg gehen.» Dass eine brotlose Zeit auf ihn zukommen könnte, nahm Mazzeo in Kauf. So packte er im Alter von 18 Jahren seine sieben Sachen und zog nach Zürich, wo er eine Zeit lang als DJ Prisselly in Clubs unterwegs war. Zwischen 2007 bis 2010 legte er Musik auf einem Kreuzfahrtschiff auf. Ab 2010 fing er bereits damit an, erste Werbespots und Musikvideos zu drehen.

 

Im Selbststudium erlernt

Es folgte die Pandemie, die das Leben vieler auf den Kopf stellte. Mazzeo war da keine Ausnahme. Zeit für Veränderungen, jetzt oder nie. Loris Mazzeo packte die Chance und konzentrierte sich voll auf die Filmbranche. Die ers-ten Geschichten hatte er schon vor der Pandemie geschrieben. «Es war so, als wüsste ich schon, dass sich etwas verändern würde.» Eine Ausbildung oder ein Studium in Richtung Filmproduktion hat Mazzeo nicht absolviert. Nur Theater hat-te er zuvor gespielt. Im Selbststudium bringt sich Mazzeo alles selber bei. Auch Werbespots – unter anderem für Victorinox – drehte er. Sein erster eigener Film in Eigenregie handelt über die sieben Todsünden. Ein 60-minütiger Film, in verschiedenen Episoden unterteilt. Mit der Zeit wagte sich Mazzeo an immer grössere Projekte. Ein aktuelles Werk heisst «Lotto2000». Es geht um einen vermeintlichen Lottogewinn, Neid und Deepfakes. Generell ist es das digitale Zeitalter, das Mazzeo fasziniert. «Lotto2000» wurde komplett in Siebnen gedreht. Einzige Ausnahme ist eine Szene in einem Kiosk, der in Altendorf steht. Die Wahl des Drehorts ist kein Zufall: «Es war mir wich-tig, den Kanton Schwyz miteinzubeziehen.» Zum einen naheliegend, da Mazzeo in Ausserschwyz aufwuchs. Andererseits findet er, dass der Kanton Schwyz in Schweizer Produktionen generell unterrepräsentiert sei. «Der Kanton Schwyz hat viele Geschichten, die auf der Strasse liegen. Mann muss sie nur aufsammeln.» In «Lotto2000 » setzt der Filmemacher komplett auf das Motto: von der Region für die Region. Denn auch die meis-ten Schauspielerinnen und Schauspieler würden aus der Region stammen.

 

«Ich lasse mich von alltäglichen Geschichten inspirieren»

Der Prozess – von der Idee bis zum Schnitt – würde sich je nach Geschichte unterscheiden. «Manchmal fange ich mit dem Schluss an und entwickle die Handlung rückwärts.» Auch beginnt er seine Geschichte zum Teil mit einer Figur, die er dann weiterentwickelt und ausbaut. «Ich lasse mich gerne von alltäglichen Geschichten inspirieren », sagt Mazzeo. Die Produktion eines Filmes ist aufwendig. Um die «post production – Schnitt und Nachbearbeitung – kümmert sich Mazzeo selbst. Das macht er hauptberuflich in einem Unternehmen. Neben dem Beschaffen von Darstellern oder dem Einholen von Drehgenehmigungen muss aber auch für das Kamera-Equipment gesorgt sein. Dieses stellt Mazzeo hauptsächlich aus seinem eigenen Repertoire. Je nach Budget können einzelne Sachen dazu gemietet werden. «Kameras sind heutzutage schon sehr gut. Das heisst, Sachen wie externes Licht brauchen wir nur selten.» Dazu kommt, dass Mazzeo und seine Crew meistens nur wenige Personen am Set sind. «Im Optimalfall hast du eine Crew aus zehn Personen, die sich um Licht, Ton und Weiteres kümmern. » Am Ende sei aber alles eine Frage des Budgets. Eine Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu erhalten, sei durch die Schweizer Filmförderung möglich. Doch auf diese ist der Filmproduzent nicht gut zu sprechen. «Die lehnen mich ab», sagt Mazzeo. Um einen finanziellen Zustupf zu erhalten, muss Mazzeo bei der Schweizer Filmförderung ein Dossier einreichen, in dem der Film minutiös durchgeplant sein muss. Die Anforderungen der Filmförderung seien hart. Auch andere Filmstiftungen hätten Anforderungen, die für kleine Produzenten fast nicht machbar seien. «Das ist Blödsinn», findet der Märchler.

 

Italien während des Zweiten Weltkriegs

Das neuste Werk von Mazzeo heisst «Le Mele». Eigentlich wollte Mazzeo einen Horrorfilm drehen. Doch seine Mutter und Grossmutter inspirierten, eine Geschichte zu verfilmen, die sich im Zweiten Weltkrieg abspielt. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und beinhalte auch viel Recherche- Arbeit über die Geschichte Italiens und den Faschismus rund um den Zweiten Weltkrieg. «Obwohl die Story grösstenteils in Italien spielt, ist der Film hauptsächlich in Zürich und Schwyz gedreht worden», sagt Mazzeo. Am 1. und 8. Dezember finden die ersten Vorstellungen bei den Bunkeranlagen Grynau statt. Dort wurden auch einige Szenen gedreht. Alle Werke sind auf Mazzeos eigener Plattform «Visual Turn» auffindbar. Und wer weiss: Eines Tages erscheint eines seiner Werke womöglich in allen Schweizer Kinos – mit Ausserschwyz als Schauplatz.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Robin Furrer

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

29.11.2024

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www.schwyzkultur.ch/ByLK2A