Dies & Das
«Das einzige Dorf auf der Welt»
Hätte man den Wert der Vielzahl der Steiner Holzhäuser, die um 1300 erbaut worden waren, früher erkannt, wäre das Stauffacherdorf heute ein Unesco-Weltkulturerbe.
Das kulturelle Erbe im Kanton interessiert. Rund hundert Personen nahmen am Mittwochabend an einem Dorfrundgang in Steinen teil, während dem der Schwyzer Denkmalpfleger Thomas Brunner die über 700 Jahre alten Holzhäuser im Dorfkern erklärte. Man müsse den Teerbelag und die Autos in Gedanken wegretouchieren, erklärte der Denkmalpfleger auf dem Dorfplatz, wo der Feierabendverkehr brummte. Dann nämlich findet man das Steinen um 1300 noch. Zur Gedankenstütze erhielten die Teilnehmenden des Rundgangs ein Blatt mit 16 Häusern, die auf die Zeit um 1300 zurückgehen, vier davon sind inzwischen abgebrochen, eines, jenes an der Lauigasse 19 aus dem Jahr 1305 stand noch im letzten Sommer zum Abbruch frei. Der von der Schwyzer Regierung bewilligte Abbruch wurde gerichtlich verhindert.
«Steinen ist das einzige Dorf auf der Welt»
Bald schon stand die Gruppe in der Mühlegasse vor dem Haus mit der Nummer 11. Brunner erklärte die damaligen Blockbauten. Sie seien zimmermannstechnisch perfekt gebaut worden. Da Steinen nie einem Dorfbrand erlag, ist im Dorfkern auf kurzer Distanz viel alte Substanz erlebbar. «Steinen ist das einzige Dorf, in dem man dies in diesem Masse machen kann», meinte der Denkmalpfleger. Einen solchen Bestand gebe es nirgends. Auf die Nachfrage eines Teilnehmers, ob er meine, das einzige Dorf im Kanton, antwortete Brunner: «Steinen ist das einzige Dorf auf der Welt. Das ist einmalig».
Brunner spannte den Bogen zu Stauffacher
Nun ist es so, dass sich während 670 Jahren niemand für 700 Jahre alte Häuser interessiert hat. Häuser wurden abgebrochen oder laufend verändert und den wechselnden Bedürfnissen angepasst, sodass die heute noch bestehenden von unterschiedlicher Qualität sind. Der Denkmalpfleger meinte zum Dorfkern Steinen: «Hätte man es frühzeitig erkannt, wäre dies ein Unesco-Weltkulturerbe.» Thomas Brunner spannte einen Bogen in die Vergangenheit und meinte: «Berührt man das Holz dieser alten Häuser, berührt man vielleicht dasselbe Holz, das schon Stauffacher berührt hat.» Beim Erreichen der Räbengasse, vorbei an einem Haus aus dem Jahr 1510, das man der Fülle noch älterer Bauten wegen auf dem Rundgang links liegen lässt, zeigt der Denkmalpfleger auf das Haus mit der Nummer 12, das eben erforscht worden war. Der Kern des Hauses geht auf das Jahr 1269 zurück. «Es ist das älteste Haus in Steinen», meinte Brunner. Nach dem Niderösthaus sei es das zweitälteste in Europa. Noch stehe der Bericht über dieses Haus aus. Doch der Denkmalpfleger ist schon jetzt begeistert. «Wir sind uns vieles gewohnt, aber es ist auch für uns immer wieder sensationell.»
Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind
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