Marlene Fässler war damals dermassen fasziniert vom Akkordeon und seinen verschiedenen Stilrichtungen und ist es genauso heute noch. Bild zvg
Marlene Fässler war damals dermassen fasziniert vom Akkordeon und seinen verschiedenen Stilrichtungen und ist es genauso heute noch. Bild zvg

Musik

Die Musikerin Marlène Fässler ist fasziniert vom Akkordeon

Für die freischaffende Musikerin war es wohl Liebe auf den ersten Blick, als sie mit drei Jahren das erste Mal ein Akkordeon hörte. Dieses Instrument begleitet sie durchs Leben.

Als ich mein Auto neben dem Pfarrhaus in Studen parke, höre ich schon von draussen ein wunderschönes Akkordeonstück. Auf mein Klingeln hin reagiert niemand, aber ich werde ja erwartet. So gehe ich die Treppe hoch und treffe Marlène Fässler in ihrem Musikzimmer. Sie strahlt mir entgegen, spielt den letzten Takt ihrer Eigenkomposition «Us vollem Herz» und bittet mich in die gemütliche Stube. Ich fühle mich auf Anhieb herzlich willkommen in dem warm eingerichteten Heim.


Franziska Keller: Warum gerade Akkordeon?


Mit drei Jahren habe ich das erste Mal ein Akkordeon gehört. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick, denn ich wollte von dem Moment an nichts anderes, als Akkordeon spielen. Ich war damals dermassen fasziniert von diesem Instrument und seinen verschiedenen Stilrichtungen und bin es genauso heute noch. Mein erstes chromatisches Akkordeon mit Knopfgriff bekam ich dann aber erst mit zehn Jahren.


Dann spielst du inzwischen ohne Unterbruch seit über vierzig Jahren?


Anfänglich besuchte ich den Musikunterricht in einer Gruppe bei Franz Hensler in Einsiedeln und war eine kleine Streberin, übte viel und konnte es dadurch auch schnell, womit ich andere Kinder natürlich nervte. Zwei Jahre später wechselte ich zu Ernst Kälin nach Wollerau, wo der Unterricht sehr streng und diszipliniert war. Ich entwickelte eine immer tiefere Liebe zu meinem Instrument, die bis heute geblieben ist. Die Musik ist für mich Lebenskraft, Berufung und pure Erfüllung, weshalb ich mein Akkordeon auch immer nur für kurze Momente beiseitegestellt habe, als die Kinder ganz klein waren.


Hast du ein Musikstudium abgeschlossen?


Damals war in der Schweiz noch kein eigentliches Musikstudium mit Bachelor- oder Masterabschluss am Akkordeon möglich. So machte ich eine Ausbildung als Akkordeonlehrerin in Winterthur – übrigens meine einzige Zeit, die ich ausserhalb unserer Region verbrachte. Währenddessen studierte ich zwei Tage am Konservatorium und unterrichtete die restliche Zeit an einer Musikschule, wo ich auch zu singen und zu dirigieren begann. Ich hatte eine gute Lehrmeisterin, die mir viel beibrachte.


Was haben Menschen, die Akkordeon spielen, gemeinsam?


Die Liebe zur Musik und die Vielseitigkeit des Instrumentes. Ich denke, wer sich in das Akkordeon so richtig verliebt hat, kommt nicht mehr davon los.


Was ist denn so vielseitig daran?


Mit dem Akkordeon kann man die verschiedensten Musikrichtungen spielen: Schlager, Pop, Ländler, Begleitung zu Jodel, aber auch Klassik und wunderschöne Kirchenmusik. Durch den Blasebalg gibt man dem Ton die nötige Intensität und kann deshalb auch eine Musette sehr gefühlvoll ausdrücken. Zudem kann ich durch die verschiedenen Register auch als Alleinunterhalterin mit einem ganzen Orchester spielen.


War es dir wichtig, deinen eigenen Kindern die Musik nahezubringen?


Dadurch, dass sie mich von klein an musizieren hörten, war die Musik immer präsent und sie wuchsen mit ihr auf. Alle drei musizieren heute noch: Trompete, E-Gitarre, Klavier und Klarinette. Ich bin überzeugt, dass die Musik unmittelbar und prägend auf den Menschen wirkt. Man kann mit ihr Eindrücke und Probleme verarbeiten und wer die Musik zulässt oder sie eben selbst spielt, kann eine Veränderung in sich wahrnehmen.


Du lebst etwas zurückgezogen im Pfarrhaus in Studen. Ist das nicht einsam?


Überhaupt nicht. Es ist ein Unterschied, ob sich jemand alleine und einsam fühlt oder bewusst einen ruhigen Ort für sich wählt. Dieser Ort, direkt neben der Kirche, dem regelmässigen Glockenschlag und dem sprudelnden Bach, wirkt wunderbar inspirierend für mich und meine Musik und ich fühle mich hier geborgen und daheim.


Wie rhythmisierst du deine Tage, wenn du nicht mit der Musik beschäftigt bist?


Einen Grundrhythmus geben mir meine drei Kinder, die inzwischen alle erwachsen sind, aber mich oft besuchen kommen. Sie, die Tiere um mich und die Arbeit im und ums Haus erden mich auch immer, wenn ich drohe, durch die Musik abzuheben. Und ich arbeite mit einem Pensum im Spital Einsiedeln. Aber den Takt meiner Tage geben mir schon die Musik und die verschiedenen Engagements, die ich als freischaffende Musikerin über eine Musikagentur erhalte.


Was fasziniert dich im Leben nebst der Musik?


Die Auseinandersetzung mit den Fragen des Lebens – somit die Philosophie und Theologie – alle Themen, die auf den Grund und die Tiefe gehen und nicht nur an der Oberfläche verharren. Vielleicht möchte ich irgendwann noch ein Studium in dieser Richtung angehen, bis dahin diskutiere ich gerne oder schreibe lyrische Texte und Tagebuch.


Das Leben – was bedeutet es dir?


Das Leben ist grundsätzlich schön, auch wenn es manchmal ein Kampf bedeutet. Wir stehen im Leben auf einer Art Bühne, auf der wir viel lernen, aber immer auch geniessen dürfen. Dies alles wertzuschätzen, ist mir wichtig.


Was ist für dich ein grosser Traum, den du dir noch erfüllen möchtest?


Finanziell noch ein wenig unabhängiger zu sein und ein Studium würde mich tatsächlich reizen, um mich selbst von einer neuen Seite kennenlernen und spüren zu dürfen.


Einsiedler Anzeiger / Franziska Keller

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

26.06.2018

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