Literatur
Ein Abend «in allen Farben»
Die Erzählnacht machte erstmals Station in Unteriberg. In und um die Schul- und Volksbibliothek erwartete die zahlreichen kleinen und grossen Besucher ein abwechslungsreiches Programm.
Die Schweizer Erzählnacht gehört zu den grössten Kulturanlässen in unserem Land. Seit 1990 kommen kleine und grosse Leserinnen und Leser jeweils am zweiten Freitag im November zusammen. Das Motto lautete dieses Jahr «In allen Farben ». Erstmals gab es eine Erzählnacht auch in Unteriberg. In und um die Schul- und Volksbibliothek im Schulhaus Herti stand am Freitagabend ein buntes Programm bereit, das alle Sinne ansprach – nicht nur das Lesen. Eine kleine Festwirtschaft mit Getränken und Kuchen sorgte für das leibliche Wohl. Und dem «Kafi usem Chessi» sprachen nicht nur die Erwachsenen zu.
Eigentlich eine Mediathek
Selbstverständlich stand die Bibliothek den ganzen Abend offen und präsentierte ihr breites Angebot. Sie bietet vor allem Kinderbücher an, aber auch Erwachsenenliteratur. Aber nicht nur, auch CDs und DVDs, sogar E-Medien können ausgeliehen werden. Zudem stehen zahlreiche Spiele zur Auswahl. Sie waren am Abend denn auch öfters im Einsatz. Beispielsweise bei der «Dog-Meisterschaft». Ein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche mit Fragen rund um das Angebot sorgte für «rauchende Köpfe».
Lieder und Wörter wie Farben
Mit einem farbenfrohen Lied eröffneten der auferstandenen Schülerchor und die singgewohnten Zweitklässler das bunte Abendprogramm. Sie wurden von Yvonne Briker und Astrid Arnold geleitet. Weiter ging es mit Frederick – der Maus aus dem Bilderbuch von Leo Lionni. Während die anderen Mäuse fleissig für Vorräte sorgten, sammelte Frederick Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Als die Vorräte aus waren, «grau» und «kalt» den Mäusealltag prägten, konnte Frederick mit seiner Sammlung diesen grauen Alltag zum Vergessen bringen.
Bücher als Lebenshilfe
Eher düstere Farben zeichnet das Kinderbuch «Niki und der lange Schal». Das Buch versucht, das Thema der psychischen Krankheit auf kindsgerechte Art zu vermitteln. Kein einfaches Unterfangen. Die Mitautorin Cynthia Berger erzählte gefühlvoll diese Geschichte vom löchrigen, immer länger werdenden Schal. Und die vielen Kinderfragen zeigten: Die Botschaft hat die Kinder erreicht. Genauso das Thema Alzheimer. Mit Ursula Biedermann hatte das Leitungsteam nicht irgendwer, sondern die Autorin von «Habi, Alzheimer und ich» eingeladen. Die Frau, die heute in Studen wohnt, brachte zuerst den Werdegang zu diesem Buch näher, das ihr half, diese schwierige Zeit zu verarbeiten, bezeichnete sie doch die zehn Jahre «als Hölle». Das Buch ist inzwischen vergriffen, aber – moderner Technik sei Dank – es kann als pdf-Datei bei der Alzheimervereinigung bezogen werden. Die Autorin gab vor allem den zahlreich mithörenden Schülern den Tipp: Schreibt einfach frisch drauflos und legt die Zettel in einer Mappe ab.
Am Lagerfeuer
Vor dem Schulhaus, dort wo tagsüber die Schüler Pause machen, sorgte ein Feuer für Lagerstimmung. Rund herum sassen die Zuhörer, die nicht recht wussten, ob es sie schaudern, oder ob es sie frieren sollte. Grund war nicht die Kälte – es war der Erzähler. Kein Geringerer als Gemeindepräsident Edi Marty wartete mit Sagen vom Etzel bis ins Ybrig auf. Seine packend erzählten Geschichten zeigten zweifellos auf, warum Sagen – trotz aller Moderne – uns Menschen immer noch in den Bann ziehen. Die Ybriger Erzählnacht zeigte sich «in allen Farben». Sie war das erste Mal in Unteriberg. Es ist zu hoffen, dass dieser Anlass in dieser oder ähnlicher Form eine Fortsetzung findet.
Einsiedler Anzeiger / René Steiner
Autor
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