Der Wangner Trompeter Marc Jaussi tritt am Konzert des SKJBO als Solist auf.  Bild www.piubrasso.ch
Der Wangner Trompeter Marc Jaussi tritt am Konzert des SKJBO als Solist auf. Bild www.piubrasso.ch

Musik

«Als Musiker braucht man ein inneres Feuer»

Das Schwyzer Kantonale Jugendblasorchester (SKJBO) konzertiert am Sonntag in Siebnen. Solist ist der Wangner Trompeter Marc Jaussi.

Mit Marc Jaussi sprach Irene Lustenberger

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit dem SKJBO gekommen?

Der Dirigent, Urs Bamert, hat mich angefragt. Ich war als Jugendlicher selbst Mitglied im SKJBO, und seit einigen Jahren treten ehemalige Mitglieder, meist Profimusiker, als Solisten auf.

Sie spielen das Trompetenkonzert von Alexander Aratjunian. Konnten Sie bei der Stückwahl mitreden?

Ja, ich habe das Stück vorgeschlagen. Es begleitet mich schon lange und gehört zum Standardrepertoire eines Trompeters. Ich habe es schon einige Male gespielt, bisher aber noch nie mit einem sinfonischen Blasorchester.

Sie treten mit einem Jugendorchester auf. Sie selbst sind 33. Wie ist das für Sie, als Solist mit einem Orchester aufzutreten, in dem alle jünger sind als Sie?

Da komme ich mir wortwörtlich wie ein alter Hase vor (lacht). Die Arbeit mit einem Jugendorchester ist sehr erfrischend. Das gemeinsame Erarbeiten hat grossen Spass gemacht, und wir freuen uns auf die beiden Konzerte in Küssnacht und Siebnen. Das Trompetenkonzert von Aratjunian ist sehr lebhaft und braucht viel Energie, auch beim Orchester. Das SKJBO hat das Konzertprogramm in einer Lagerwoche auf der Musikinsel Rheinau einstudiert, und ich hoffe, dass die Dynamik des Lagers auch für das Publikum hör- und spürbar ist.

Sie sind als freischaffender Musiker tätig. Wie sehen Ihre Engagements aus?

Unterschiedlich. Ich konnte mir in den vergangenen Jahren ein breites Beziehungsnetz aufbauen und neue Leute kennenlernen. Nebst den Engagements, die sich jährlich wiederholen, spiele ich in den unterschiedlichsten Besetzungen mit. Ich bin Zuzüger in professionellen Orchestern und spiele sowohl Kammermusik als auch Jazz. Dann trete ich auch an privaten Anlässen auf, und ein- bis zweimal im Jahr spiele ich wie jetzt als Solist mit Orchestern. Alles in allem sind das über 100 Konzerte im Jahr.

Das heisst, Sie können mit den Einnahmen aus den diversen Engagements gut leben?

Der Schweizer spricht bekanntlich nicht so gerne über das Geld (lacht). Ich darf mich nicht beklagen. Trotzdem sind wir Musiker und Kunstschaffenden Idealisten. Es gibt immer wieder Projekte, die zwar sehr spannend und interessant sind, jedoch oft nicht sonderlich gut bezahlt. Bis vor einem Jahr habe ich noch unterrichtet. Zur finanziellenAbsicherung und zum Ausgleich arbeite ich circa zwei Tage proWoche in einemArchitekturbüro. Es gibt auch Monate, in denen ich nicht viele musikalische Aufträge habe.

Wollten Sie schon immer Profimusiker werden?

Es ist natürlich schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Ich habe die Lehre zum Hochbauzeichner abgeschlossen. Dann musste ich mich entscheiden, ob ich Architektur oder Musik studieren will. Ich habe mir gedacht, dass ich es vielleicht später bereuen könnte, wenn ich es mit der Musik nicht versuche.

Wie viele Stunden pro Woche übt ein Profimusiker?

Das ist unterschiedlich.Wenn ich zum Beispiel am Abend ein anstrengendes Konzert habe, übe ich tagsüber nur wenig, um die Lippen zu schonen. Habe ich nicht viele Konzerte, übe ich mehr. Es ist vergleichbar mit einem Sportler: Während der Saison trainiert er weniger. Hat er keine Wettkämpfe, bewegt er sich, um fit zu bleiben. Wenn ich übe, dann zwei bis vier Stunden pro Tag. Ich schaue dabei aber nicht auf die Uhr (lacht).

Was raten Sie Jugendlichen, die Berufsmusiker werden wollen?

Raten sollte man das niemandem (lacht). Fleissig dranbleiben und sich Ziele setzen. Als Berufsmusiker braucht man ein inneres Feuer. Eine halbe Sache wird nicht funktionieren. Talent, Leidenschaft und Fleiss reichen jedoch meistens nicht, denn es braucht auch Glück. Ein breiter Horizont ist wichtig. Ich rate, möglichst überall zu spielen, wo sich Möglichkeiten ergeben. So sammelt man Erfahrungen und baut sich ein Beziehungsnetz auf. Ich habe es auch nie bereut, ein zweites Standbein zu haben; ein Ausgleich und Abwechslung zur Musik sind mir wichtig.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger

Autor

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  • Musik

Publiziert am

08.08.2014

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