Die Verliebten: Violetta (Jelena Dojcinovic) und Alfredo (Pierre Arpin).
Die Verliebten: Violetta (Jelena Dojcinovic) und Alfredo (Pierre Arpin).
Mittendrin auch Dirigent Urs Bamert.
Mittendrin auch Dirigent Urs Bamert.
Das Leben ist ein Fest. Bilder Hans-Ruedi Rüegsegger
Das Leben ist ein Fest. Bilder Hans-Ruedi Rüegsegger

Bühne

Musik

Die Oper hautnah miterleben

Die «Oper auf Reisen» feierte am Samstag mit Giuseppe Verdis «La Traviata» Premiere: ein Genuss für Ohr und Auge.

Das Leben pulsiert, opulente farbenfrohe Kostüme, das Fest ist in vollem Gang, ausgelassen, fröhlich. Rund um die Szenerie mitten in der Buechberghalle in Wangen ist das Orchester platziert – Dirigent Urs Bamert steht auf der Bühne. Ganz nahe am Geschehen. Wie auch die Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Publikum ist mittendrin. Nicht wörtlich zwar – aber so nah hat wohl noch nie ein Publikum die Dramatik einer Oper miterlebt. Fast in Tuchfühlung mit Schauspielerinnen und Musikern. Bereits zum dritten Mal nach Mozarts «Cosi fan tutte», Donizettis «Don Pasquale» haben der Dirigent des Sinfonieorchesters Kanton Schwyz, Urs Bamert, und die Regisseurin Barbara Schlumpf und ihr Team mit «La Traviata» eine Oper «reisebereit» gemacht.

 

«Die Oper aller Opern»

Giuseppe Verdis emotionale Oper beinhaltet alle Facetten des Lebens. Violetta (Jelena Dojcinovic) feiert mit ihrem illustren Freundeskreis ein Fest und lernt dort den aus einer angesehenen Familie stammenden Alfredo (Pierre Arpin) kennen. Die Kurtisane – heute würde man wohl eher von einer Escort-Dame sprechen – lässt sich auf eine Liebschaft ein und gibt für die neue Liebe ihr vogelfreies Leben auf. Germont (Christian Hilz), Alfredos Vater, gelingt es, die Liebe zu sprengen, Violetta dazu zu bringen, die Beziehung zu Alfredo zu beenden. Was seinen Sohn hart trifft. Die Arie, wenn Germont seinen Sohn ermahnt, wieder in seine Heimat zurückzukehren, geht unter die Haut. Wieder inmitten der Spassgesellschaft trifft Violetta an einem Fest auf Alfredo: Er ist wütend und beleidigt, und weiss nicht, was sein Vater angerichtet hat. Violetta ist todkrank. Alfredo erscheint und erfährt, warum sie ihn verlassen hat. Germont zieht es ebenfalls her und er bereut, was er den beiden angetan hat. Das tönt nach Versöhnung. Für Regisseurin Barbara Schlumpf ist das Happy End ein anderes: Violetta ist nicht mehr so einfach zu haben. Im richtigen Moment Nein zu den anderen ist ein Ja zu sich selbst. Mit dieser Freude schliesst sie die Augen. «Für mich ist es die Oper aller Opern wegen der Musik», sagte Dirigent Urs Bamert anlässlich der Proben. Und Verdis Musik ist emotional, mal fröhlich ausgelassen, mal bittend, dann fordernd oder klagend. Dem Dirigenten Urs Bamert ist die Freude sichtlich anzusehen, wie das Sinfonieorchester Kanton Schwyz Verdis Musik interpretiert. Und wie die Sängerinnen und Sänger ihre Rolle verkörpern, ja, in ihr aufgehen. Und das bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer hautnah mit, denn sie sind mit Violetta, mit Alfredo oder auch Doktor Grenvil (Bastian Thomas Kohl) – fast – auf Tuchfühlung. Dem Lauf der Handlung trägt die Lichttechnik Rechnung – mal partymässig bunt und schrill, dann melancholisch dezent. «La Traviata» wird in Italienisch gesungen. Damit alle der Handlung folgen können, wird die Übersetzung eingeblendet. Und durchaus mit Humor und oft in Mundart. «Meitli, hör uf träume», sagt Germont zu Violetta, als er sie dazu bringen will, die Beziehung mit Alfredo aufzugeben. Ab und zu zaubern einen diese witzigen Übersetzungen ein Schmunzeln auf die Lippen, trotz der melodramatischen Handlung. Mit stehenden Ovationen bedankt sich das Premierenpublikum bei allen Mitwirkenden.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Hans-Ruedi Rüegsegger

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne
  • Musik

Publiziert am

22.01.2024

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