Autor Andreas Thiel und Schauspieler Andreas Fässler diskutierten mit dem Publikum. Foto: Eugen von Arb
Autor Andreas Thiel und Schauspieler Andreas Fässler diskutierten mit dem Publikum. Foto: Eugen von Arb

Film

Klamauk und Klischees – «Kalbermatten»

Mit seiner Komödie «Kalbermatten», die grösstenteils in Studen gedreht wurde, versucht der Komiker und Drehbuchautor Andreas Thiel ein Revival. Leider steckt der Film voller billiger Klischees und flachem Humor – da hilft auch der Heimspiel-Bonus wenig.

«In der ganzen Schweiz herrscht die Verwaltung. In der ganzen? Das kleine Bergdorf Kalbermatten lehnt sich auf gegen die Bürokratie. Der Gemeindepräsident muss dabei seine Ehe retten, seine Frau die Gemeinde, der Pfarrer die Kirche, der Bischof den Pfarrer, die Putzfrau die Flüchtlinge und alle zusammen die Demokratie.» So heisst es im Pressetext zur Komödie von Andreas Thiel, die am Mittwoch in einer Vorpremiere in der Cineboxx Einsiedeln angelaufen ist. Leider wird die Hoffnung auf gute Unterhaltung enttäuscht. Der zweistündige Streifen versucht zwar durch Tempo, Dynamik und fetzigen Humor zu trumpfen, gewinnt aber nie richtig an Drive und verliert sich stellenweise im Chaos. Der Witz ist flach, oft unter der Gürtellinie und bedient längst verbrauchte Klischees: Der Pfaffe ist geil, der Gemeindepräsident hinterfotzig, seine Sekretärin ein Luder, der ägyptische Kebab-Verkäufer ein verkappter Imam, die eingebürgerte Tamilin ein bisschen beschränkt, die Dorfpolizisten dümmer als erlaubt ... Unerwartete Aktualität erhält der Film an jener Stelle, wo der Pfarrer eine Madonnen-Statue köpft, nachdem er deren Antlitz vergeblich mit seinen Malereikünsten zum Lächeln bringen wollte.

 

Schlitzohriger Machtkampf zwischen Frau und Mann

Ein wenig spannender scheint es im letzten Teil zu werden, als die Frauen mit Hilfe eines Abstimmungstricks die Macht im Dorf übernehmen. Doch was tun sie – sie verwandeln sich in dieselben Unterdrückerinnen wie die Männer, deren Machtpositionen sie selbstzufrieden übernehmen. Die Männer schminken sich derweil die Lippen und montieren Perücken, um schliesslich, ebenso schlitzohrig, nämlich als Frauen verkleidet, die Macht zurückzuerobern – hurra! Und das wars auch schon. Immer wieder wird man an einen misslungenen Dorfschwank erinnert und kriegt die grösste Lust, stattdessen eines der authentischen Theaterstücke zu besuchen, die an den Bühnen der Region aufgeführt werden.

 

Applaus für einheimischen Filmhelden

Dem Film fehlen jegliche Authentizität und Tiefe, obwohl das schöne Dorf Studen mit seiner unberührten Landschaft und der schmucken Kirche tolle Möglichkeiten geboten hätte. Immerhin applaudierte am Ende der Filmaufführung eine grosse Gruppe von Leuten aus Studen. Dieser Applaus galt aber auch dem regionalen Filmhelden Andreas Fässler, der im Anschluss an die Vorpremiere zusammen mit dem Filmautor Andreas Thiel Fragen aus dem Publikum beantwortete. Fässler beschrieb unter anderem, wie er als Einheimischer in eine Doppelrolle rutschte, weil er neben dem Filmset immer wieder handwerkliche Arbeiten für das Projekt erledigte. Er schilderte auch die packende Stimmung in der Szene, als die Frauen das Männerstimmrecht abgeschafft hätten – die enttäuschten Gesichter der Männer seien echt gewesen, so Fässler. Andreas Thiel erklärte, er wolle mit dem Film ein Feuer für die Demokratie entfachen. Zu seinem rabiaten Umgang mit religiösen Symbolen meinte er, man mache sich nicht über Gott und Maria lustig, sondern über die Menschen. «Wir sind Christen, aber wir sind auch Komödianten.» Er gestand aber ein, dass die Kirche keine Freude an der Enthauptung der Madonna gehabt habe und man einen runden Tisch organisiert habe, um die heiklen Fragen zu diskutieren. Des Weiteren erklärte Thiel dem Publikum, wie das Dorf Studen als Filmkulisse ausgewählt wurde. Entscheidend sei die typisch schweizerische Berglandschaft und das unberührte Dorfund Landschaftsbild gewesen. Das Klischee des typischen Schweizerdorfes sei wichtig, weil er den Film auch im Ausland zeigen wolle.

 

Einsiedler Anzeiger / Eugen von Arb

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

10.01.2024

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