Brauchtum / Feste
Pragelchörli im Archiv entdeckt
Daran hat sich kaum mehr jemand erinnert: Das legendäre Pragelchörli aus dem Muotathal war in den 80er-Jahren auch Gegenstand französischer Forscher. Jetzt sind diese Dokumentationen wieder aus dem Archiv aufgetaucht.
Begünstigt durch die damals massiv einsetzende Ethno-Welle ist in den 70er- und 80er-Jahren vor allem auch das Muotatal wiederholt in den Fokus der Forschung und der Volkskunde geraten. Neben anderen haben so auch das Centre National de la Recherche de Scientifique in Paris und das Ethnomusikalische Atelier in Genf Forschungen und Aufnahmen in Muotathal gemacht. Dabei sind unter der Regie von Hugo Zemp Dokumentaraufnahmen mit dem Titel «Juuzen und Jodeln» über die Muotathaler Jüüzli entstanden. Lange wusste man von diesen Aufnahmen nichts mehr, sie lagen in Paris im Archiv, bis sie nun von einem Youtube-User auf Internet gestellt worden sind.
Auftritt von 1984
Es handelt sich dabei um zwei Sequenzen, die 1984 in Muotathal gedreht worden sind. Auf der einen ist in einem fast dreiminütigen Mitschnitt das damalige Pragelchörli zu sehen, bei einem mehr oder weniger spontanen Auftritt auf einer Bühne im Schachen, vermutlich am Vieh- oder Warenmarkt Muotathal. Die fünf Sängerinnen intonierten damals einen traditionellen Muotathaler Naturjuuz. Auffallend sind die ausgesprochen kräftigen Kopfstimmen und die völlig ungekünstelte Interpretation. Im Bericht des französischen Forscherteams wird zudem darauf hingewiesen, dass und in der Regel derartige Gruppen ohne Leitung durch einen Dirigenten auskommen.
Neues Liedgut bekannt gemacht
Das Pragelchörli hatte in den 80er-Jahren absoluten Kultstatuts. Einerseits weil hier fünf gestandene Frauen auftraten, anderseits weil der Chor absolute Authentizität ausstrahlte und das Pragelchörli auch eine neue Art von Volksliedern interpretierte. Dabei wurden vor allem Neukompositionen von Cäcilia Schmidig gesungen, die sich auf eine andere Art als Jodellieder mit der Region befasst haben. Einige dieser Lieder gehören heute zum festen Bestand populär-folkloristischer Musik, wie etwa «Ufem Stoos ob Schwyz» oder «Muotaland». Cäcilia Schmidig war selber ebenfalls Jodlerin und ist mit Sicherheit auch von ihrem musikalischen Heim beeinflusst und unterstützt worden. Ihr Mann Franz Schmidig senior – Lunni-Franz – war Akkordeon- und Schwyzerörgelispieler, ihr Schwager Bernhardin Schmidig – Lunni-Bäredi – spielte ebenfalls Schwyzerörgeli. Zum Pragelchörli gehörten im Aufnahmejahr Olga Gwerder, Christine Suter, Rosi Suter, Käthy Imhof und Käthy Föhn. Das Pragelchörli war sehr gefragt und erlebte intensive Jahre mit Auftritten, bis man aus Altersgründe aufgegeben hat. Die zweite Videosequenz, ebenfalls von Hugo Zemp, betrifft einen Auftritt des Handorgelduos Alois Föhn und Joseph Ablondi, beide mit Brissago. Sie sitzen bei diesen Aufnahmen auf der Ofenbank und interpretieren den Ländler «Dr Dorfhaldijuuz», einen Ländler, der durch den Juuz inspiriert worden ist. Die Aufnahmen fanden im Gasthaus Rössli statt, gezeigt werden auch Gäste im Restaurant, tanzende Paare und Szenen beim Bödelen.
Bote der Urschweiz
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